piwik no script img

Krieg gegen die UkraineZehntausende zu Protest erwartet

Für Sonntag mobilisiert ein breites Bündnis zu einer Demo in Berlin. Das Motto des Protests: „Stoppt den Krieg!“

Schon in den vergangenen Tagen wurde immer wieder im Regierungsviertel protestiert Foto: Fabrizio Bensch/reuters

Berlin epd | Ein breites Bündnis von Organisationen ruft für Sonntag zu einer Demonstration in Berlin für Frieden in Europa auf. Zu der Kundgebung an der Siegessäule seien 20.000 Menschen angemeldet, sagte der Geschäftsführende Vorstand der Kampagnen-Plattform Campact, Christoph Bautz, als einer der Initiatoren am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz.

Getragen wird der Demonstrationsaufruf unter anderem von Friedens-, Umwelt- und Hilfsorganisationen sowie von Gewerkschaften und kirchlichen Organisationen. Der Aufruf steht unter dem Motto „Stoppt den Krieg! Frieden für die Ukraine und ganz Europa“. Darin wird die russische Regierung aufgefordert, sofort alle Angriffe einzustellen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Weiter heißt es, dass aus Solidarität mit den Menschen in der Ukraine die Grenzen Europas offenbleiben und Flüchtende aus der Ukraine aufgenommen werden müssten: „Wir streiten gemeinsam für ein Europa der Abrüstung, der Entspannung und der Verständigung.“ Dies schließe Waffenlieferungen an die Ukraine klar aus.

Auch der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der mitteldeutsche Bischof Friedrich Kramer, rief dazu auf, jetzt für den Frieden auf die Straße zu gehen: „Mitten in Europa herrscht Krieg, der russische Präsident Wladimir Putin hat Grenzen überschritten. Dazu dürfen wir nicht schweigen.“ Grundlage für einen gerechten Frieden könne nur das internationale Recht sein. Putins Angriff stelle einen eklatanten Bruch des Völkerrechts dar und gefährde den Frieden in ganz Europa.

DGB: Dunkelste Stunde seit 1945

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, nannte den Krieg gegen die Ukraine „eine der dunkelsten Stunden seit Ende des Zweiten Weltkriegs“: „Unsere größte Sorge gilt den Menschen in der Ukraine.“ Gefordert sei jetzt ein solidarisches Europa, „das ihnen umfassende humanitäre Hilfe und Schutz anbietet“. Waffenlieferungen in Konfliktgebiete lehnten die Gewerkschaften strikt ab: „Deeskalation ist gefragt“, so Hoffmann.

Greenpeace-Abrüstungsexpertin Anna von Gall betonte, „zwei Jahre nach dem Ausbruch einer globalen Pandemie, inmitten einer sich beschleunigenden Klimakatastrophe und des Zusammenbruchs der Artenvielfalt, ist das Letzte, was die Welt braucht, ein weiterer Krieg“. Die Generalsekretärin der katholischen Organisation pax Christi, Christine Hoffmann, betonte: „Putins Krieg gegen die Ukraine stellt ganz Europa in Frage.“

Allerdings sei der Konflikt nicht militärisch zu lösen, so Hoffmann weiter. Auch Abschreckung durch Aufrüstung sei das falsche Mittel. Stattdessen müssten demokratische Kräfte auf zivilem Weg gestärkt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • Ja, die Zeit der Kerzen am Fenster ist nun vorüber. Jetzt beginnt die Zeit, in der die Kerzen auf den Gräbern für Erleuchtung sorgen. Die Erleuchtung als Erkenntnis, wie sinnlos und endlich solch ein Tod doch ist. Sterben für sein Land, für seine Ehre und seine Familie? Was nützt den Kindern ein Vater, den sie nur noch aus Erinnerungen kennen. Es gibt auch eine andere Möglichkeit, sich zu verteidigen. Ziviler Ungehorsam, soziale Verteidigung können auch ein legitimes Mittel sein. Die Nachteile, die bei der Machtausübung von Besatzern entstehen, sind eher zu ertragen als die Opfer an Menschenleben, den eine militärische Verteidigung mit sich bringt. Einen toten Menschen kann man nicht wieder erwecken, aber ein besetztes Land kann man zurückgewinnen.

  • Dass Putin diese Demo nicht beeindruckt, ist klar.

    Ich hätte gern teilgenommen, um den Ukrainern meine Solidarität auszudrücken und gleichzeitig mehr Druck auf die Bundesregierung auszuüben, endlich zu handeln.

    Da aber fast alle Organisatoren Waffenlieferungen an die Ukraine ausschließen, werde ich das nicht tun.

    Gegenüber den Ukrainern würde ich mich dafür schämen.

    Wie es Jim Hawkins an anderer Stelle treffend formulierte: Die Zeit der Kerzen in den Fenstern ist gerade vorbei.

  • China vs. Taiwan: Derzeit ergreift uns das Entsetzen über den Angriff auf die Ukraine. Was wäre aber los, wenn China demnächst gegen Taiwan losschlagen sollte, weil die "abtrünnige Provinz" ins Imperium zurückgeholt werden soll?



    Mir fehlen die Worte.

    • @denkmalmeckermalmensch:

      Angesichts der aktuellen Situation wird es gerade recht unwahrscheinlich, dass es in 10 Jahren Taiwan als Staat noch gibt.

      Die spannende Frage ist, wer eigentlich in Europa nach der Ukraine rankommt.

      • @rero:

        Moldawien und Transnistrien könnten das nächste Aufmarschgebiet des Kremls sein, um das Imperium zu arrondieren.

  • Ich schlage eine Initiative in der EU vor, Berlin soll den Anfang machen: Alle Straßen oder Plätze, wo russische Botschaften oder Konsulate sind, werden umbenannt in "Straße/Platz der Freiheit für Ukraine", damit auf Jahrzehnte dokumentiert bleibt, welches Verbrechen die Kreml-Führung am ukrainischen Volk begeht.

    • @denkmalmeckermalmensch:

      Nette Idee. :-)

  • "Allerdings sei der Konflikt nicht militärisch zu lösen, so Hoffmann weiter. Auch Abschreckung durch Aufrüstung sei das falsche Mittel. Stattdessen müssten demokratische Kräfte auf zivilem Weg gestärkt werden."

    Wie genau sieht das aus? Russland wirtschaftlich über den Rand des Ruins schubsen bis das Militär nicht mehr unterhalten werden kann?

    Die Frage ist nur halb ironisch gemeint, ich hätte gerne eine brauchbare Antwort. Bis dahin klingt das für mich wie ein "Die Energiewende ist der falsche Weg um die Klimaziele zu erreichen, wir müssen das auch ohne Einschnitte bei der Lebensqualität schaffen" - klingt toll, klingt aber auch als würde man bei der Ausgestaltung auf Pipi Langstrumpf bauen

  • Es ist gut jetzt überall gegen Putins Invasion auf die Strasse zu gehen.

    Zwar könnte man meinen, das alles wird ihn nicht beeindrucken. Aber das stimmt so nicht, denn bei all den Ereignissen ist mittlerweile auch sehr klar geworden dass Putin ein durch und durch autoritärer Charakter ist.

    Wenn man sich etwas eingehender mit autoritären Persönlichkeiten befasst wird man feststellen, daß sie ihre vermeintliche "Stärke" daraus ableiten Schläge aller Art gut wegstecken zu können. Diese Art von "Stärke" ist aber nur für Soldaten und ihre Vorgesetzten ein Vorteil.



    Echte Stärke sieht ganz anders aus. Und so läßt sich hinter der autoritären Fassade zumeist ein geschlagenes und verängstigtes (inneres) Kind finden.!!

    So auch bei Putin, denn es ist doch kaum verkennbar, dass er, genau wie alle anderen Autokratischen Herrscher Angst hat vor seinem eigenen Volk.



    Das ist im übrigen auch der eigentliche Grund Putins, die Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen.

    Wobei seine vorgeblichen Kriegsgründe aber derart absurd sind, daß vermutlich auch die Menschen in Russland früher oder später merken werden, dass dies nur Vorwände waren.

    Die Begeisterung über den von Putin angezettelten Bruderkrieg dürfte daher ziemlich gering sein.



    Putin bewegt sich da auf dünnem Eis.

    Es wird jetzt sehr auf den Widerstand der (tapferen) Ukrainer ankommen.

    Wenn es schlecht läuft für Putin könnte seine Fassade ins wanken geraten...