piwik no script img

Krankenhaus-Barometer 2012Kliniken sehen rot

Jedes zweite Krankenhaus in Deutschland macht Verluste, ein Vierteil ist gar insolvenzgefährdet. Jetzt fordern Branchenvertreter mehr Mittel.

Hauptsache das Geld reicht noch für Handschuhe Bild: dpa

BERLIN dpa | Immer mehr Krankenhäuser in Deutschland rutschen in die roten Zahlen. Im vergangenen Jahr hat laut einer neuen Studie mehr als jede zweite Klinik Verluste eingefahren. Der Anteil der Kliniken mit roten Zahlen sei von 31 Prozent im Vorjahr auf 51 Prozent 2012 gestiegen, heißt es im Krankenhaus Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts.

Das Geschäftsergebnis sei in fast 60 Prozent der Kliniken rückläufig gewesen. In diesem Jahr schätzten nur noch 13 Prozent der Kliniken ihre Lage als gut ein. Die Ergebnisse sollten auf dem 36. Deutschen Krankenhaustag in Düsseldorf veröffentlicht werden.

Der Präsident Deutsche Krankenhausgesellschaft, Alfred Dänzer, sagte: „Es ist schon dramatisch, wie das gegenwärtige System der Krankenhausfinanzierung mehr als die Hälfte der Kliniken in die roten Zahlen drückt.“

Nach Ende der Koalitionsverhandlungen zu den Detailfragen im Gesundheitsbereich müssten Union und SPD hier noch einmal dringend nachbessern. „Die Kliniken müssen einen finanziellen Rahmen erwarten dürfen, der die stationäre Patientenversorgung zukunftsfest macht.“

Ausgaben gestiegen

Union und SPD wollen die Kosten der Kliniken durch eine Fortentwicklung der Krankenhauspreise besser berücksichtigen, die Häuser aber auch zu Effizienz anhalten, wie aus ihrem vorläufigen Ergebnispapier zum Thema Gesundheit hervorgeht.

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Klinikbehandlungen sind im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 31,4 auf 32,5 Milliarden Euro weiter gestiegen, wie der Kassen-Spitzenverband mitteilte. Laut dem aktuellen „Krankenhaus Rating Report“ unter anderem vom Forschungsinstitut RWI waren zuletzt trotzdem 13 Prozent der Kliniken in erhöhter Insolvenzgefahr, 14 Prozent waren leicht gefährdet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Na dann sollen sie eben noch mehr Personal entlassen, man kann es ja im Notfall auf 400Euro Basis mit gesteigertem Arbeitspensum wieder einstellen, so wie die Reinigungskräfte geoutsourced wurden, und diese nicht besonders motiviert sind für die paar Euros wirklich ordentliche Arbeit zu leisten (wie ich leider selbst vor 3 Jahren feststellen musste, als die Reinigungsfrau ohne den Lappen nochmal auszuspülen, erst im Bad/Toilette, und dann im Zimmer nass und schmierig wischte, und die Nachtschwester 3 Etagen beaufsichtigen sollte.

    Wirkliche Notfälle tun mir in diesem Gesundheitssystem, welches nur dann weiter bestehen kann, wenn es auch genug kranke Menschen gibt an denen sich bereichert werden kann, sehr leid.

  • PW
    PatientenAls Ware

    Meine Schwiegermutter liegt seit mehreren Wochen im Klinikum Sinsheim. Mehrfach sind uns unhaltbare Zustände in der Pflege aufgefallen: Eine Infusion mit Blut wurde fehlerhaft gelegt.Da längere Zeit niemand nach ihr gesehen hat, lief über die Hälft des Blutes nicht in die Ader sondern ins Gewebe. Seit mehreren Tagen befindet sich meine Schwiegermutter in einem Isolierzimmer. Es dauert bis zu 15 Min., bis eine Krankenschwester im Raum ist. Bei unserem Besuch am Samstag, dem 16.11. war die Klingelaußerhalb ihrer Reichweite befestigt. Auf minutenlanges Rufen hat niemand reagiert. Sie hat vergeblich versucht, den Toilettenstuhl zu erreichen. Mit unserer Hilfe konnte sie dann auf Toilette. Sie trägt jetzt eine Windel, da das Personal keine Zeit hat, sie ist also gezwungen, sich einzukoten.Diese unhaltbaren Zustände liegen unserer Ansicht nach bestimmt nicht an den sehr engagierten Mitarbeiterinnen. Es sind einfach viel zu wenige.

    Bei einem Telefonat mit der Pflegedienstleitung wurde mir gesagt, dass die Klinik nur Mittel zu einer "ausreichender" Pflege bekomme. Das reiche eben nicht für mehr Personal ... HIER IST DRINGEND EIN UMDENKEN IN DER POLITIK NÖTIG! Es ist absolut menschenunwürdig, den finanziellen Profit höher als die Gesundheit der Patienten einzustufen!

    • B
      Brennessel
      @PatientenAls Ware:

      Da hat die PDL leider recht. Der deutsche GEsetzgeber sieht für die Behandlung der Patienten leider nur ausreichende Pflege vor. Das ist schon lange so, aber leider interessierts keinen der nicht wie Sie davon betroffen ist.siehe auch: http://www.pflegewiki.de/wiki/Pflegequalit%C3%A4t

      Es reicht hier leider nicht allein ein Umdenken inder Politk, sondern jeder Einzelne muss umdenken und sich fragen ob ausreichend seine eigenen Ansprüchen genügt.

  • S
    schlipf

    Solange in einem System die Pflege von Kranken bezahlt wird, wird es immer teuerer werden und die Kranken immer kränker. Der Grund: die Menschen, die von Krankenpflege leben, wollen immer mehr verdienen. Dass es auch anders(-herum) geht, die Ärzte also daran verdienen, wenn ihre Klienten gesund sind, wusste man bereits im alten China (--> Qi Gong) und man weiss es auch heute in einigen skandinavischen Ländern. Ich würde es schön finden, wenn die neue Rot-Rot-Grüne Regierung endlich dieses neue Prinzip, der Bezahlung der Gesundheit, in Deutschland etablieren würde.

  • R
    reblek

    "Jedes zweite Krankenhaus in Deutschland macht Verluste, ein Vierteil ist gar insolvenzgefährdet." - Stimmt irgendwie, das mit dem "Vierteil", den ein Viertel ist der vierte Teil.

  • NE
    Nur ein Gast

    Man kann nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte...

     

    Versicherungen haben dicke Überschüsse und die Krankenhäuser müssen fast dicht machen. Wie viel mehr kann noch schief laufen in diesem Land?!