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Krankenhäuser zu verkaufenKlamme Katholiken

Das Erzbistum Hamburg hat Geldprobleme und sucht deshalb nach Investoren für seine Krankenhäuser in Hamburg und Lübeck.

Steht auch zum Verkauf: das Marienkrankenhaus in Hamburg Foto: dpa

Hamburg taz | Das finanziell angeschlagene Erzbistum Hamburg setzt weitere Sparmaßnahmen um. Nachdem bereits die Schließung von sechs katholischen Schulen in Hamburg beschlossen wurde, sollen nun auch die vier Krankenhäuser verkauft werden. Das Erzbistum will jedoch Minderheitsgesellschafter bleiben.

Seit 2015 ist klar, dass das Erzbistum wirtschaftlich mehr als schlecht dasteht. Die „wirtschaftliche Tiefenprüfung“ einer Unternehmensberatung kam zu dem Ergebnis, dass die Überschuldung Ende 2017 bei rund 80 Millionen Euro lag. „Das bedeutet, das Vermögen des Erzbistums reicht derzeit nicht mehr aus, um die langfristigen Verpflichtungen zu begleichen“, heißt es in dem dazugehörigen Bericht. Würde alles so weiter laufen wie bisher, würde die Überschuldung 2021 bei 353 Millionen Euro liegen.

Mit Blick auf die Krankenhäuser kommt hinzu, dass die Entwicklungen des Gesundheitsmarktes das Gesamtrisiko für Betreiber erhöht. So steht es in dem genannten Bericht. Außerdem steige der Investitionsbedarf und der Wettbewerb mit größeren Klinikketten.

Um Geld in die Erzbistumskasse zu spülen, wird jetzt also ein neuer Träger für die durch die Ansgar-Gruppe betriebenen Kliniken Marienkrankenhaus und Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg sowie das Marien-Krankenhaus in Lübeck gesucht. Auch das Krankenhaus Groß-Sand, das zur St.-Bonifatius-Gemeinde in Wilhelmsburg gehört, steht auf der Liste für neue Investoren.

Seit 2015 ist klar, dass das Erzbistum wirtschaftlich mehr als schlecht dasteht

Die ersten drei genannten Krankenhäuser dürften für Investoren nicht uninteressant sein, sie arbeiten kostendeckend. Problematischer könnte es beim Krankenhaus Groß-Sand sein. Es ist laut Bericht der Unternehmensberatung unter Trägerschaft der Pfarrei „in eine wirtschaftliche Schieflage“ geraten. Eine Sanierung sei nur mit erheblichen Mitteln möglich.

Erste Gespräche mit möglichen neuen Trägern haben bereits begonnen, sagte Bistumssprecher Manfred Nielen zur taz. „Das Ziel ist, dass die Häuser in katholischer Trägerschaft bleiben.“ Sondierungen mit Krankenhausbetreibern wie beispielsweise Asklepios oder Helios seien deshalb ausgeschlossen.

Mit wem das Bistum derzeit verhandelt, wollte Nielen jedoch nicht verraten. Ein Interessent soll nach Informationen des Hamburger Abendblatt der Elisabeth-Vinzenz-Verbund sein, der in ganz Deutschland insgesamt 14 katholische Krankenhäuser betreibt. Über „laufende Verfahren“ wollte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage keine Auskunft erteilen. Unabhängig davon würden mögliche Erweiterungskonzepte auch im Großraum Hamburg geprüft.

Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion, forderte indes, dass der Senat eine mögliche Übernahme des Marienkrankenhaus und des Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, also der beiden unverschuldeten Hamburger Kliniken, durch die Stadt Hamburg prüft. Die Stadt hat als Anteilseigner an den Asklepios-Kliniken bereits einen gewissen Marktanteil, weshalb laut Celik kartellrechtliche Fragen eine Rolle spielen könnten. Gebe es keine rechtlichen Hürden, sei es politisch geboten, dem Erzbistum ein Angebot zu machen. „Die Chance, größere demokratische Kontrolle und Steuerung über die Krankenhausversorgung zu erlangen, darf der Senat nicht ungenutzt verstreichen lassen“, so Celik.

Aus der Gesundheitsbehörde heißt es dazu, dass sich diese Frage nicht stelle, weil ein katholischer Partner als Träger gesucht werde. „Die Gesundheitsbehörde befürwortet Pluralität in der Trägerschaft von Krankenhäusern“, sagte eine Sprecherin.

Grünen-Gesundheitspolitikerin Christiane Blömeke sagte auf taz-Anfrage, das Verfahren stehe noch am Anfang. Im Vordergrund stehe, dass die Versorgung in den drei Hamburger Kliniken auf hohem Niveau gesichert sei. „Wir behalten daher die Entwicklungen im Auge“, so Blömeke.

Sollten die Krankenhäuser tatsächlich in katholischer Trägerschaft bleiben, dürfte das für die Beschäftigten wohl kaum Änderungen bedeuten. Alle Mitarbeiter*innen kirchlicher Krankenhäuser werden nach derselben Arbeitsvertragsrichtlinie bezahlt.

Teil der Verhandlungen sei auch, dass sich die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter*innen nicht verschlechterten, sagte Nielen. Wann ein neuer Träger die Kliniken übernimmt, sei noch nicht absehbar. „Wir nehmen uns die Zeit, die wir für erfolgreiche Verhandlungen benötigen.“

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1 Kommentar

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  • Zitat: „Die Gesundheitsbehörde befürwortet Pluralität in der Trägerschaft von Krankenhäusern.“

    Wäre der Trend, der hinter diesem Satz steckt, nicht so traurig, könnte man ihn lächerlich finden. Wo, bitte, soll denn die „Pluralität“ sein auf einem „Gesundheitsmarkt“, auf dem es weniger um die Gesundheit geht, als vielmehr ums Geld? Wo ist die „Pluralität“, wenn Klinikbetreiber in einem finanziellen Wettbewerb stehen, den nur der ökonomisch erfolgreichste überlebt, nicht der mit dem besten Konzept?

    Man stelle sich mal einen Augenblick lang vor, das eigene Kund hätte eine seltene Krankheit. Eine, die noch nicht so richtig gut erforscht ist. Wird eine Fließbandbehandlung dann das Mittel der Wahl sein für besagtes Kind?

    Ja und nein. Soll heißen: Nicht für die Eltern vermutlich. Für den Klinikbetreiber allerdings schon. Denn besonders christlich darf so ein Betreiber ja wohl eher nicht empfinden, wenn er auf einem Markt mit weniger christlichen Konkurrenten nicht unterliegen will.

    Was würde Jesus wohl sagen zur Idee, Profit zu schlagen aus dem Leiden kranker Kinder (und Erwachsener)? Wenn man der Bibel glaubt, würde er die Betreiber wohl aus der Klinik scheuchen. Und die Verwaltung, die sich drückt vor ihrer Verantwortung, gleich mit. Nur: Wer würde sich dann um die Kranken kümmern?