Krampf mit den Impfterminen: Das lange Warten

Auch im Norden wollen sich mehr Menschen boostern lassen. Doch die Behörden organisieren das unterschiedlich.

Warteschlange vor einer grauen Fassadenwand

Das kann dauern: Impfwillige in Hamburg-Wandsbek Foto: Markus Brandt/dpa

BREMEN HAMBURG taz | Wer sich in Hamburg gegen Corona impfen lassen möchten, egal ob zum ersten, zweiten oder dritten Mal, braucht gute Nerven oder gute Kontakte oder am besten beides. Die Lage hat sich noch einmal verschärft, seitdem Ende August das Impfzentrum in den Messehallen geschlossen wurde. Zwar hatten bis auf Berlin alle Länder ihre Impfzentren größtenteils außer Betrieb genommen – meist aber erst im Oktober.

Hamburg setzt darauf, dass niedergelassene Ärz­t:in­nen die Impfungen vornehmen, so steht es auch auf der offiziellen Corona-Informations-Homepage der Stadt. „Ergänzend“ fänden diese auch „an vielen weiteren Orten statt“, welche auch auf der Internetseite zu finden sind. Das Problem ist nur: In fast allen Fällen handelt es sich um offene Impfangebote ohne Terminvergabe.

„Die Kapazitäten sind begrenzt“ steht deshalb warnend dabei, „bei hohem Andrang wird die Warteschlange frühzeitig aufgelöst“. Eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde schreibt der taz aber auf Nachfrage, diese „dezentralen Impfstellen“ seien „derzeit nicht komplett ausgelastet“, im Laufe des Tages würden sich die Schlangen auflösen.

Allerdings ist jetzt eine steigende Nachfrage zu erwarten, da seit wenigen Tagen bekannt ist, dass nur die dritte Auffrischungsimpfung zuverlässig gegen die neue Variante ­Omikron schützt.

Termine sind in Hamburg nur mit Glück zu ergattern

Zudem gibt es Menschen, die ihre Impfung planen wollen oder müssen oder einfach zu alt oder zu krank sind, um stundenlang in der Kälte anzustehen. Doch Termine sind in Hamburg nur mit Glück zu ergattern. Eine Stichprobe am Donnerstagvormittag spuckte genau einen aus: am 21. 12., um 8.30 Uhr in Harburg. Fünf Minuten später war der dann auch schon wieder weg.

Dann gibt es noch eine lange Liste der kassenärztlichen Vereinigung mit Ärzt:innen, die man abtelefonieren kann. Daneben gibt es Ärzt:innen, die bereits in Rente sind und Impfsprechstunden anbieten, teils in sehr provisorischen Räumen, die in einem Fall über unbeleuchtete Kellerflure zu erreichen sind. Diese stehen nicht auf irgendwelchen Listen, davon muss man wissen.

Entsprechend niedrig im Ländervergleich ist die Impfquote für Auffrischungsimpfungen in Hamburg. 16,8 Prozent der Bevölkerung hatten am Donnerstag eine solche erhalten – noch weniger waren es nur in Sachsen. Zeitgleich vermeldete Hamburg mit 75,3 Prozent die dritthöchste Quote an voll Geimpften, hat also mehr Booster-Impfungen vor sich als Berlin.

Im anderen Nordstadtstaat Bremen liegt diese bei Quote bei den Auffrischungen bei 19,4 Prozent, die der vollständig Geimpften bei 80,9 Prozent, der Spitzenplatz seit Monaten. Seit einer Woche gibt es wieder im ehemaligen Sparkassengebäude in der Innenstadt ein Impfzentrum mit 10.000 freien Terminen allein bis Weihnachten, wie Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde der taz sagte. 4.153 Menschen seien dort bis einschließlich Mittwoch geimpft worden.

50.000 Registrierte für die Impfung in Bremen

Demgegenüber stünden allerdings 50.000 Personen, die sich für eine Impfung registriert haben, sie warten darauf, dass ihnen ein Impfcode zugesendet wird, mit dem sie telefonisch oder online einen Termin buchen können. Weil Bremen nach wie vor nach Dringlichkeit priorisiert, werden diese erst nach und nach freigeschaltet.

Am Donnerstag seien zudem die letzten Einladungen zur Auffrischungsimpfung per Post an die über 70-Jährigen versendet worden. Und: Das Impfzentrum sei erst zu einem Drittel ausgelastet, so Fuhrmann, weil Personal fehle. „Die Kapazitäten werden noch hochgefahren.“ Deshalb gehe er davon aus, dass Bremen den bestellten und verfügbaren Impfstoff im Dezember loswerde.

Am Donnerstag hatte der taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt vorgerechnet, dass Deutschland seine Dosen in diesem Jahr nur verimpfen könne, wenn mehr Menschen zum Zug kämen als geplant. In den meisten Bundesländern sollen nur diejenigen den Booster bekommen, deren letzte Impfung mindestens ein halbes Jahr zurückliegt, so empfiehlt es die ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut.

Deshalb werden in Bremen Leute bei den städtisch organisierten Angeboten weggeschickt, die diesen Zeitraum unterschreiten. Allerdings gebe es eine Kulanzregelung von zwei Wochen, sagte Behördensprecher Fuhrmann. So lautete auch die Information einer Mitarbeiterin einer Impfstelle in Bremen-Mitte.

„Wir dürfen ab fünfeinhalb Monaten boostern“, sagte sie der taz. Gleichzeitig sprechen sie und ihre Kol­le­g:in­nen abends Pas­san­t:in­nen an, ob sie noch eine Impfung brauchen, damit kein Impfstoff weggeworfen werden muss. Fuhrmann bestätigte, dass dies ein abgesprochenes Verfahren ist.

Hannover lockt mit Regenwald und DJ

In Hannover hofft Regionspräsident Steffen Krach (SPD) darauf, durch besondere Locations mehr Menschen zum Impfen zu bekommen. Seit Montag können sich Jugendliche und Erwachsene in Regenwald-Atmosphäre im Hannoverschen Zoo impfen lassen. Und am kommenden Wochenende soll eine temporäre Impfstelle im Veranstaltungszentrum „Capitol“ von spätnachmittags bis Mitternacht aufgebaut werden – während ein DJ dazu auflegt.

Zwei Tage vor Weihnachten hat Krach zusammen mit Fußballklub Hannover 96 und den christlichen Kirchen zur Impfaktion im Stadion aufgerufen. Geplant sind mehrere Impfstraßen im dreistöckigen VIP-Bereich der HDI-Arena.

Auch versucht die Region seit rund vier Wochen, die Zahl der mobilen Impfteams wieder hochzufahren. Sie sollen neben den dezentralen Impfstellen in der Region weitere vereinfachte Angebote schaffen.

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