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Korsikas Streben nach AutonomieExtrawurst für die Insel

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Präsident Macron hat Korsika mehr Autonomie in Aussicht gestellt. Die Zugeständnisse wecken auch bei Separatisten in anderen Regionen das Interesse.

Mehr Autonomie ist für die Kor­s*in­nen ein wichtiges Zeichen Foto: Rachel Boßmeyer/dpa

E ine Teilautonomie für Korsika soll den Konflikt politisch lösen, der von der „Nationalen Befreiungsbewegung“ FLNC über Jahrzehnte gegen die Zentralmacht in Paris ausgetragen wurde. Die Untergrundgruppe scheute auch nicht vor dem Einsatz von Sprengstoff und Maschinengewehren zurück.

Nach gewaltsamen Demonstrationen infolge des Mordes an dem korsischen Separatisten Yvan Colonna vor zwei Jahren stellte Staatspräsident Emmanuel Macron dem rebellischen Korsika eine Autonomie in Aussicht. Colonna war von einem Mithäftling attackiert worden.

Die korsischen Separatisten, die seit 2015 auf der französischen Mittelmeerinsel eine Mehrheit haben, wollen nun Macrons ausgestreckte Hand ergreifen. Sie sind fast einstimmig für den mit der Regierung ausgehandelten Verfassungstext, der die Besonderheiten der Inselbevölkerung, ihre Geschichte, Sprache und Kultur offiziell anerkennt. Für die Korsen ist das ein wichtiges Symbol und allein deshalb schon eine historische Errungenschaft.

Da nicht nur das Inselkabinett, sondern auch die beiden Parlamentskammern in Paris das Autonomiestatut uneingeschränkt und im selben Wortlaut verabschieden müssen, damit es anschließend im Grundgesetz der Republik verankert werden kann, ist der Weg allerdings noch weit und voller Hindernisse. Denn die konservative Opposition, die sich seit jeher regionalistischen Bestrebungen auf Kosten der Zentralmacht widersetzt, hat die Absicht und auch die Mittel, den Sieg für die Autonomisten zu vereiteln.

Dabei geht die geplante Teilautonomie gar nicht so weit. Das Korsische wird keine zweite Amtssprache und auch die an die Inselbehörden übertragenen Kompetenzen bleiben beschränkt. Dennoch wecken die Zugeständnisse bereits das Interesse von anderen Separatisten in der Bretagne, im Elsass oder im französischen Baskenland, die auch gern so eine „Extrawurst“ in der Verfassung bekommen möchten.

Allein die absehbare Lawine ähnlicher Forderungen aus allen Teilen Frankreichs und von diversen Inseln in allen Weltmeeren könnte dazu führen, dass sich die aktuelle Euphorie auf Korsika schon bald als verfrüht entpuppt.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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6 Kommentare

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  • Korsika hat schon ein eigenes Asterix-Heft erhalten, das muss reichen.



    Ansonsten sollten die Freiheitskämpfer dort mehr mit dem Käse und weniger mit sonstigen Waffen arbeiten.

  • @ Mia R.



    "...sind keine Franzosen." Stimmt soweit, nuuuur: die Logik verlangt für so nen Satz die Definition von "Franzose(n)". Und da haperts dann doch. War (der Korse) Napoleon kein Franzose ? Sind die Friesen keine Neiderländer, die Sorben keine Deutschen, die Katalanen keine Spanier/Andorraner/Franzosen ? Sind Venezianer Padaner ? Sind Padaner Italiener ? Früher sagte die Lega Nord: nein, heute das Gegenteil. Zu wem oder was 'gehört' das salzkammergut wirklich ? Oder das Münsterland ? Und die Vorderösterreicher (Günzburg, Freiburg ...) ? Allesamt jetzt Y-Bayern oder BaWü-ler. Sind Kurpfälzer Badener ? Und die Einwohner der früher badischen Residenz Pforzheim schwätzen Schwäbisch. Den Satz "... sind keine..." kannste, unwiderlegbar, auf alle und jeden anwenden. Stimmt immer. Staaten sind (Zufalls-)Produkte regionaler und imperialer Geschichte. Alle. Intrinsisch gerechtfertigt ist keiner davon. Gruß an die Tante...

  • [aʊ̯tonoˈmiː]



    Mit dem Begriff der "Autonomie" lässt sich, die Welt betrachtend, schön spielen: Die Quasi-Bundeslstaaten Spaniens heißen so, aber zugleich ist Autonomie auch etwas Relatives, das man, fein grammweise abgewogen, "gewähren" kann. Im etymologischen Mindest-Fall ist A. die Erlaubnis wie Fähigkeit, sich selbst [wenigstens] einen eigenen Namen zu geben.

    Als das Elasss im "Grand Est" aufging, musste 'man' wenigstens die Hauptsstadt des ersteren, Straßburg, zur Hauptstadt der neuen r e g i o n machen, obwohl es ganz an deren Rand liegt. Zweites Zugeständnis, mittlerweile: Die depatements Haut Rhin und Bas Rhin wurden, was die Selbstverwaltungsrechte (nicht die Präfekturen) angeht, zusammengelegt, sodass etwas wie 'Das Elsass' wieder eine administrative Realität zugeordnet bekam.



    Der Zentralismus der Pariser Technokraten jedoch wird in deren sämtlichen Elte-Schulen gelehrt, egal ob diese nun selbst noch in Paris angesiedelt sind oder mittlerweile übers land de-zentralisiert wurden: Und die Bürokraten aller Etagen glauben fest an diese republikanische Religion, als ein Mittel des politischen Managements, egal, was ihre persönlichen Gefühle, Überzeugungen, was ihre persönliche Herkunft angeht. Die Sprachen wurden unterdrückt, werden nicht gefördert, sollen verschwinden. Ob sie das auch werden ? Ein interessanter Vertreter des konservativen "Zwischen den Stühlen" ist der Lothringer Sarkozy-Parteifreund und Rockn-Roller Olivier Kirsch, den mensch gelegentlich im SR-Streifen "Die SAAR. Ein Fluss und seine Geschichte" kennenernern kann, falls diese Doku mal wieder in der Mediathek auftaucht. Oder hier: www.youtube.com/watch?v=KPbOtBJXws8

  • Die Korsen sind keine Franzosen.



    Wer die Insel und ihre Bewohner kennt, wird diesen Satz bestätigen.



    Gebt der Insel endlich ihre Selständigkeit zurück.



    Meine Tante ist mit einem Korsen verheiratet.

  • Ich verstehe das geraune nicht. Eventuell wird Frankreich dadurch weniger zenralistisch. Wäre das so schlimm? Ich weiß es nicht, aber ich bin offen für Veränderung.

  • Guter Plan. Es gibt keinen Grund autochthone Minderheiten und ihre Sprachen nicht anzuerkennen. Auf Dauer führen sie zur höheren Akzeptanz des Gesamtstaates.