piwik no script img

Korruptionsskandal in SüdkoreaVertraute der Ex-Präsidentin verurteilt

Die Südkoreanerin Choi Soon Sil wird von einem Gericht in Seoul zu 20 Jahren Haft verurteilt. Unter anderem hat sie den Konzern Samsung zu Zahlungen genötigt

Choi Soon Sil (Mitte) wird von zwei Polizistinnen zur Verhandlung begleitet Foto: reuters

Seoul dpa | Im Korruptionsskandal um die frühere südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye hat ein Gericht deren einstige Vertraute Choi Soon Sil zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die 61-jährige Choi ist die Schlüsselfigur in dem Skandal, der wochenlange Straßenproteste ausgelöst und im März des vergangenen Jahres zur Amtsenthebung Parks als Staatschefin geführt hatte.

Das Zentralgericht in Seoul befand Choi unter anderem für schuldig, Unternehmen genötigt zu haben, von ihr kontrollierte Stiftungen zu fördern, wie südkoreanische Sender am Dienstag berichteten. Dabei habe sich Choi ihrer engen Beziehungen zu Park zunutze gemacht.

Die konservative Politikerin Park, die in Untersuchungshaft sitzt, steht wegen Korruption, Nötigung, Machtmissbrauchs und anderer Vorwürfe ebenfalls vor Gericht. Wann ein Urteil gesprochen wird, ist noch unklar.

Das Gericht sprach Choi den Berichten zufolge in den meisten Anklagepunkten für schuldig. Sie muss außerdem eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet rund 13,5 Millionen Euro zahlen.

Die Staatsanwaltschaft, die 25 Jahre Haft geforderte hatte, warf ihr unter anderem Bestechung, Machtmissbrauch und Nötigung vor. Choi ist die Tochter eines ehemaligen Sektenführers.

Einmischung in die Regierungsgeschäfte

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Park mit Choi zusammengearbeitet hat, um Unternehmen wie die Samsung-Gruppe Zahlungen an die Organisationen der Freundin abzunötigen. Park wird außerdem vorgeworfen, Choi die Einmischung in die Regierungsgeschäfte erlaubt zu haben, obwohl diese kein öffentliches Amt innehatte. Die frühere Staatschefin bestreitet die Vorwürfe.

Das Gericht verurteilte zudem den früheren Chefsekretär im Präsidialamt Ahn Chong Bum wegen seiner Rolle in dem Skandal zu sechs Jahren Haft und einem Strafgeld von umgerechnet 75.000 Euro. Gegen den Vorsitzenden des Einzelhandelskonzerns Lotte, Shin Dong Bin, wurden zweieinhalb Jahre Haft verhängt. Ihm hatte die Staatsanwaltschaft vorgeworfen, Geld an eine Stiftung Chois gezahlt zu haben, um im Gegenzug eine Lizenz für einen Duty-free-Shop zu erhalten.

Im Zusammenhang mit dem Skandal wurde im August 2017 der Erbe des Samsung-Imperiums, Lee Jae Yong, zu fünf Jahren Haft wegen Korruption verurteilt. Ein Berufungsgericht in Seoul milderte jedoch kürzlich das Urteil auf eine Bewährungsstrafe von zweieinhalb Jahren ab und ordnete die Freilassung des 49-Jährigen an. Zum Konzern gehört auch der Smartphone-Marktführer Samsung Electronics.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!