Korruption in Spanien: Freispruch für des Königs Schwester
Sie ist zwar nicht des Steuerbetrugs schuldig, muss aber 265.088 Euro Entschädigung zahlen. Die Staatsanwaltschaft hatte das Doppelte gefordert.
Madrid taz | Die Schwester des spanischen Königs Felipe VI., Infantin Cristina von Borbón und Griechenland, ist im Verfahren um die Machenschaften ihres Gatten Iñaki Urdangarin von der Anklage der Beihilfe zum Steuerbetrug freigesprochen worden. Urdangarin selbst wurde zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Das Gericht in Palma de Mallorca befand den ehemaligen Handballprofi am Freitag der Veruntreuung von Steuergeldern, des Betrugs, der Geldwäsche und Urkundenfälschung und illegaler Einflussnahme für schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn 19 Jahre und sechs Monate gefordert. Die Infantin Cristina muss 265.088 Euro Entschädigung zahlen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.
Insgesamt hat Urdangarin mithilfe seines Unternehmens Institut Nóos über 6 Millionen Euro von Regional- und Lokalverwaltungen für die Vorbereitung verschiedener Events kassiert, ohne dafür die entsprechenden Gegenleistungen zu erbringen. Konservative Regionalregierungen und Stadtverwaltungen spielten bereitwillig mit, schließlich handelte es sich um den Schwiegersohn des damaligen Königs Juan Carlos.
Das Institut Nóos war als gemeinnützig eingetragen. Es sollte den Sport fördern. Über ein breites Netz an Scheinfirmen im Ausland wuschen Urdangarin und sein Partner Diego Torres schließlich Millionenbeträge und lenkten sie auf Privatkonten um. Das Paar Urdangarín/Borbón bediente sich dabei einer weiteren Firma mit dem Namen Aizoon. Diese gehörte jeweils zur Hälfte den beiden Eheleuten. Die Infantin Cristina, die mit im Nóos-Vorstand saß, will von all dem nichts gewusst haben. Die Richter nahmen ihr das ab.
Insgesamt standen 17 Beschuldigte vor Gericht, 6 wurden verurteilt, unter ihnen der ehemalige konservative Regierungschef der Balearischen Inseln, Jaume Matas, der eine Strafe von drei Jahren und sechs Monaten Haft erhielt. Matas war einer derjenigen, die Noos für nicht erledigte Aufträge bereitwillig bezahlte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen