Korruption bei Bundesbehörden: Verschwundene Laptops
Das Kanzleramt weist den Vorwurf zurück, es vernachlässige die Korruptionsprävention. taz-Recherchen weisen dagegen vielerlei Delikte auf.
BERLIN taz | Das Bundeskanzleramt weist die Kritik von Opposition und Transparency International an seinen Maßnahmen zur Korruptionsvermeidung zurück. Das Kanzleramt nehme die Korruptionsprävention ernst, sagt eine Regierungssprecherin der taz. Mittlerweile seien im Kanzleramt sämtliche Arbeitsgebiete, die Geld ausgeben, auf eine mögliche Korruptionsgefährdung untersucht worden.
Zu den anderen Stellen, die keine Haushaltsmittel verwalten, laufe noch ein Feststellungsverfahren. Eine erste Überprüfung habe es zwar bereits im Jahr 2007 gegeben, allerdings verwende das Kanzleramt für die Analyse nun eine andere Methode.
Wie die taz berichtet hatte, ist das Kanzleramt laut dem aktuellen Jahresbericht zur Korruptionsprävention in der Bundesverwaltung eine von nur zwei obersten Bundesbehörden, die noch nicht vollständig festgestellt haben, welche ihrer Arbeitsbereiche besonders korruptionsgefährdet sind. Die Grünen und die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International hatten die Regierung deshalb vehement kritisiert.
In dem vom Bundesinnenministerium erstellten Bericht finden sich außerdem keine Angaben zur Korruptionsprävention beim Bundesnachrichtendienst (BND). „Es entspricht der Praxis innerhalb der Bundesregierung, genaue Angaben zum BND in diesem Bericht nicht zu veröffentlichen“, sagt eine Regierungssprecherin dazu.
Doch welches Ergebnis hatten die zwölf Ermittlungsverfahren in Zusammenhang mit Korruption, die es im vergangen Jahr in den anderen Bundesbehörden gab? Nach Informationen der taz hat die Staatsanwaltschaft Berlin Ermittlungsverfahren gegen fünf frühere Mitarbeiter des Auswärtigen Amts wegen unsauberer Visavergabe vorläufig eingestellt. Die betroffenen ausländischen Ortskräfte an den deutschen Botschaften in Iran und Nigeria seien nicht mehr zu fassen, sagt die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Berlin. Die Tatvorwürfe lauten Bestechlichkeit sowie das Schleppen und Schleusen von Menschen nach Deutschland.
Im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums wird noch gegen Mitarbeiter der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb ermittelt.
Aufträge an Freunde vergeben
Ihnen wird vorgeworfen, eine teure Freundschafts-Vertragspolitik betrieben zu haben. Sie sollen Aufträge in Millionenhöhe an ein Beratungsunternehmen vergeben haben, mit dem sie privat und freundschaftlich verbunden sind.
Auch gegen Mitarbeiter des Bundesversicherungsamts läuft noch ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Eine Prüfung des Bundesrechnungshofes hatte ergeben, dass 94 Laptops des Bundesversicherungsamts verschwunden waren. Das Amt habe häufig gegen Vergabevorschriften verstoßen. So hatten Mitarbeiter Millionenaufträge vergeben, ohne diese öffentlich auszuschreiben. Den Beschuldigten wird Untreue und Korruption vorgeworfen.
Besser erging es drei Mitarbeitern aus Behörden, die dem Verkehrsministerium unterstehen: Die drei Verfahren gegen sie wurden wegen Geringfügigkeit eingestellt.
Ihnen seien Vorteilsannahmen vorgeworfen worden, teilt das Verkehrsministerium mit. Es sei aber kein Schaden entstanden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen