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Konzerttipps der WocheAbschied leicht gemacht

Im Radialsystem geht es um den Übergang in eine andere Epoche, im HAU 4 gibt´s Art-Pop und in den Weiten des Netzes Phoebe Bridgers und Damon Albarn.

Das Solistenensemble Kaleidoskop entschlackt Gustav Mahler Foto: Christina Voigt

D ieses vermaledeite Jahr verabschiedet man doch gerne ein paar Wochen früher – auch wenn auch so bald wohl nichts besser wird. Auf eine leise Weise macht es das Solistenensemble Kaleidoskop, zusammen mit Solist*innen des Niedersächsischen Staatsorchester Hannover mit dem Stream „Abschied“.

Am Sonntag (13. 12.) nehmen sie in kleiner Besetzung den letzten Satz aus Gustav Mahlers Neunter Sinfonie zum Ausgangspunkt für eine vom orchestralen Pomp entschlackte Interpretation (19 Uhr, www.radialsystem.de, umsonst). Das elegische Stück behandelt nicht nur den Tod, sondern auch den Übergang in eine andere Epoche – den wir durchaus brauchen könnten.

Ein gelungene Sache ist das einstündige Konzert der immer wieder charmanten Combo The Chap, das über HAU 4, die digitale Bühne des Hebbel am Ufer, abrufbar ist. Beziehungsweise direkt über den YouTube-Kanal. Als hätte man es als Musiker derzeit nicht schwer genug, leben die Mitglieder der Artpop-Band in Berlin und London, können sich also nicht einmal spontan zur Probe mit Maske treffen, bei Durchzug natürlich.

Trotzdem haben sie ein kurzweiliges, multiperspektivisches Video gezaubert. Mit Hilfe von Go-Pro-Kameras wurden neun Screen bespielt, die gleichzeitig zu sehen sind und für unterhaltsame Verwirrung sorgen; zusammengehalten wird das von catchy Songs.

Ebenfalls auf der digitalen Bühne des HAU wird ab Freitag (11. 12.) getalkt, und zwar vom Deutsches Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music. Auf den Programm stehen spannende Einblicke, etwa zur „Rassistischen Imagination der Deutschen bzw. der Deutschen Schlager-Hörer:innen“, von dem Professor für Ethnomusikologie Julio Mendívil (12. 12., 19 Uhr).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Oder zu ausbeuterischen Strukturen des Musikgeschäfts beim Gespräch zu „Black Voices – White Producers“ (16. 12, 19 Uhr). Der Eröffnungsvortrag findet am Freitag (11. 12.) um 19 Uhr statt, die Beiträge sind bis zum Festivalende am 16. 12. verfügbar.

Wem der Sinn nach Diskursen steht, findet Anregendes auch auf der Seite des HKW, auf der ja zu dem in den digitalen Raum gewanderte Festival „Das Verschwinden der Musik“ immer wieder neues Material veröffentlicht wird. In den letzten Tagen waren das Talks zum Thema „Soundtracking Every Moment: Music as Data“ ebenso wie ein Kommentar von Matthew Herbert & dem s t a r g a z e-Ensemble zum Beethoven-Jahr – das Orchester ist, ganz zeitgemäß, lediglich als Sample vertreten.

Außerdem stehen vielversprechende Streams aus aller Welt auf dem Programm, weswegen wir die Grenzen der Stadt diesmal verlassen. Dass das per Mouseklick möglich ist, ist ja vielleicht der einzige Vorteil der aktuellen Situation. Etwa, um bei einem Fundraiser von Cyndi Lauper & Friends dabei zu sein: Nutznießer ist die US-amerikanische Organisation True Colours United, die obdachlose Jugendliche aus der LGBTQ-Community unterstützt.

Dabei ist ein breites Spektrum von Musiker:innen von Dolly Parton über Henry Rollins bis zur tollen Phoebe Bridgers. Wegen der Zeitverschiebung muss man allerdings lange aufbleiben, nämlich bis 2 Uhr morgens (12. 12., auf Tik Tok, 14.12. auf Youtube).

Ebenfalls ein eklektischer Spaß dürfte das Konzert der Gorillaz werden. Mastermind Damon Albarn hat im Oktober mit einer sehr bunten Gästeriege das vielleicht beste Album der virtuellen Band in den immerhin 20 Jahren ihrer Existenz veröffentlicht. Mal sehen, wer am Sonntag (13. 12.) um 20 Uhr bei der digitalen Sause für 15 Euro alles dabei ist.

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