Konzertempfehlungen für Berlin: Noise für die Ukraine, Rock gegen das Klischee
Diese Woche wird es laut, zur Unterstützung der Kriegsgegner in Charkiw und mit den unkaputtbaren Melvins, die Noise und weitere Ausbrüche versprechen.

Z ucken gehört zu den Körperregungen, die negativ besetzt sind, tut der Leib doch in der Regel etwas, das sich seiner Kontrolle entzieht. Man kann jedoch auch mit einzelnen Körperpartien wie den Brauen oder den Mundwinkeln zucken, um Ablehnung zu signalisieren. Was eine minimale Form des Widerstands bedeutet. „Konvulsismo #2“ nennt sich ein Abend in den Räumen des Subversiv e.V., der am Freitag zur Unterstützung der anarchistischen Gruppe Assembly in Charkiw ausgerichtet wird. „Noise und Antimilitarismus“ lautet das Thema der Veranstaltung, zu dem das Berliner Duo Hure brachialen digitalen Punk beisteuert.
„Kontrolliertes Chaos“, etwas weniger harsch, kommt von einem weiteren Duo, gleichfalls aus Berlin, namens Inkasso. Aus Paris gesellt sich Lucus mit post-industrieller Clubmusik und rauem Ambient hinzu, bevor es mit dem klassischen Maschinenlärm-Feedback-Industrial von Samin Son & Nacasat wieder richtig rumpelig wird. Für etwas rhythmische Auflockerung dürften die Breakcore-DJ-Sets von Zombieflesheater und CRi sorgen. Manchmal muss es eben laut werden (2. 8., 21 Uhr, Anmeldung unter Telegram/Instagram: @konvulsismo).
Kurzes Durchatmen am Sonntag beim Jugendorchesterfestival Young Euro Classic im Konzerthaus. Da spielt das Joven Orquesta Nacional de España unter Nuno Coelho die deutsche Erstaufführung des Violinkonzerts von Fabià Santcovsky und Klassiker des frühen 20. Jahrhunderts von Igor Strawinski („Le Sacre du printemps“) und Isaac Albéniz („Iberia“) (Konzerthaus, 3. 8., 19 Uhr, 17-40 €).
Ist das schön! Am Donnerstag kann man sich dann wieder eine Ohrenspülung verpassen lassen, nicht zuletzt um sich daran zu erinnern, was alles an den USA so toll ist. In diesem Fall die Melvins, die es schon über 40 Jahre gibt. Was im Übrigen genauso wenig selbstverständlich ist wie eine Garantie, dass Demokratien ungefährdet fortbestehen.
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Und auch wenn die Band neben ihrem Gitarristen King Buzzo und dem Schlagzeuger Dale Crover immer ein wenig Kontinuitätsprobleme mit der Besetzung des Basses hatte – sie haben bisher sechs Bassisten verschlissen – versieht diesen Dienst seit 2016 zuverlässig Steven McDonald. Der Rock-Ansatz der Melvins richtete sich stets gegen die Versteinerung von Klischees des Genres, was sie zu Ausbrüchen in allerlei Richtungen bis zu abstraktem Noise führte. Am Donnerstag spielen sie in Berlin, ihr im April erschienenes Album „Thunderball“ bringen sie ebenfalls mit (Metropol am Nollendorfplatz, 7. 8., 20 Uhr, 37 €).
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