Konzertempfehlungen für Berlin: Drones, Bässe und Fjorde

Die Konzerte dieser Woche würdigen verdiente alte Männer. Und das Andromeda Mega Express Orchestra gibt mit „Massive Star“ den Startschuß für Ostern.

William Parker mit Fellmütze

Der Bassist William Parker Foto: Promo

Dem Ältesten gebührt der erste Platz in dieser Auflistung: Phill Niblock, Held einer auf die Reibungskraft mikrotonaler Drones vertrauenden Spielart von Minimal Music, wird im Herbst 90 Jahre alt. Zur Feier bekommt der musikalische Autodidakt im Jugend(widerstands)museum schon vorab einen Geburtstagsabend spendiert.

Am Freitag spielen insgesamt zehn Instrumentalisten in unterschiedlichen Konstellationen Werke von dem und für den Jubilar, darunter auch Musik mit mikrotonalen Motoren. Auf die kleinen Differenzen! (7. 4., Rigaerstraße 9/10, 19 Uhr).

Doch damit nicht genug. Tags darauf, am Sonnabend scheint Phill Niblock sogar höchstselbst bei einem Konzert der Reihe UnStumm im Petersburg Art Space zugegen zu sein. Mit den Musikern Biliana Voutchkova (Geige und Stimme) und Nicola L. Hein (Gitarre) und den Videokünstlerinnen Katherine Liberovskaya und Claudia Schmitz wird er gemeinsam einen Echtzeitfilm auf- und vorführen. Niblock selbst mischt Field Recordings und Klangcollagen (8. 4., Kaiserin-Augusta-Allee 101, 20 Uhr).

Von da an geht es himmelwärts, am Sonntag ist schließlich Ostern. Startschuss für das Andromeda Mega Express Orchestra, um im Industriesalon Schöneweide abzuheben und die erste Stufe seines Programms „Massive Star“ zu zünden.

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Unter der Leitung von Gründer Daniel Glatzel werden die übrigen 18 Musiker, unter denen es ein paar Neubesetzungen in der Zwischenzeit gegeben hat, erproben, ob aus ihren massereichen Sternen dann Pulsare oder schwarze Löcher oder beiderlei entstehen (9. 4., Reinbeckstraße 10, 15 Uhr, Kartenvorverkauf über Eventbrite für 10/7 € im Vorverkauft, Tageskasse 15 €/10 €).

Schnell sein muss man beim Konzert des Bassisten William Parker am Donnerstag im Pierre Boulez Saal, denn laut Website gibt es kaum noch Karten. Der Anlass ist eben auch ein besonderer, gibt es doch zwei Uraufführungen des Free-Jazz-Virtuosen.

In „Before I Went to Sleep, Mother Would Put a Clothes Pin on My Nose“ für Quartett, in dem Parker mit dem Sänger Ernie Odoom, der Cellistin Judith Hamann und der schon erwähnten Geigerin Biliana Voutchkova zusammen musiziert, geht es um seine eigene Vergangenheit und die der Sklaverei in den USA.

Anschließend verbindet er im Sextett „Flexible Showers of Sound“ asiatische, afrikanische und amerikanische Instrumente. Zu hören sind neben Parker dabei Klaas Hekman an Basssaxophon und Shakuhachi, Wu Wei an Erhu und Sheng, Jin Hi Kim an Geomungo, Leo Chang mit Gongs und weiterer Perkussion und Ariel Bart an der Mundharmonika (13. 4., Französische Straße 33d, 15-45 €, 19.30 Uhr).

Ein weiterer Pionier mit rundem Geburtstag ist schließlich der Komponist Carl Stone, der von der Village Voice schon zum „king of sampling“ gekrönt und im Frühjahr immerhin 70 Jahre wurde. Am Donnerstag kommt er für das Programm „Music in words“ ins Arkaoda, zunächst mit einem Gespräch, danach bietet er in einem Konzert ein paar Einblicke in seine Fähigkeiten beim Live-Musizieren am Computer. Sinn für Humor könnte er dabei ebenfalls unter Beweis stellen (13. 4., Arkaoda, Karl-Marx-Platz, 20 Uhr, Tickets gibt es hier).

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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