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Konzertempfehlungen für BerlinÜberall Musik

Nach der großen Warteschleife gehen die Konzerte wieder los – und das nicht nur Open Air. Einige Highlights von silent green bis Kesselhaus.

Tritt am Samstag, den 26. 6., im Kiezsalon in den Gärten der Welt auf: Jessica Ekomane Foto: Promo

S o ganz kommt man noch nicht hinterher. Kaum hat sich das Erstaunen über die ersten Konzerte im Freien zu setzen begonnen, da stürzen plötzlich lauter Termine hinterher. Was ihr gutes Recht ist, jetzt, da sich die Lage weitgehend beruhigt, scheint der Zeitpunkt gekommen für Kunst mit Frischluft und Abstand.

Mit den Öffnungen beginnt auch eine neue Saison für den Kiezsalon, bisher traditionell bewährt als Adresse für Konzerte in der Musikbrauerei im Prenzlauer Berg, wo es neben dem Ausland ansonsten eng geworden ist für abenteuerlustige Musik. Jetzt gastiert der Salon an wechselnden Orten im Freien.

Zum Auftakt geht es am Sonnabend (26. 6.) in die Gärten der Welt, wo die in Berlin lebende Klangkünstlerin Jessica Ekomane, ihre Hamburger Kollegin Rosaceae, die anglo-österreichische Akkordeonistin Alicia Edelweiss und der schwedische Saxofonist Otis Sandsjö ein so unterschiedliches wie vielversprechendes Programm mit sehr eigenen Beiträgen zur Klangforschung bieten werden. Ekomane insbesondere ist spezialisiert auf psychoakustische Ansätze, arbeitet viel mit Raumklang, was ohne umgebende Wände mit ihren Resonanzen eine spannende Aufgabe werden dürfte (Eisenacher Straße 99, 18 Uhr, 22,58 €, Tickets sind online zu buchen).

Empowerment im silent green

Auch im silent green Kulturquartier gibt es wieder Musik, mit Konzerten der „Female to Empowerment“-Reihe. Am Freitag steht auf der Wiese vor dem silent green ein Abend mit der in Berlin lebenden japanischen Produzentin Midori Hirano alias Mimicof an, die gern sorgsam geschichtete elektronische Elemente und Beats zwischen Schweben, Störgeräusch und Erdschwere kombiniert (25. 6., Gerichtstr. 35, 19.30 Uhr, 15 €).

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Später im Innenhof folgt dann Beate Kunaths Dokumentarfilm „Raw Chicks.Berlin“ über elf Berliner Musikerinnen zwischen Echtzeitmusik-Klangfetischismus wie beim Duo Ercklentz Neumann oder der Avantgarde-Technoproduzentin Ziúr (Gerichtstr. 35, 22 Uhr, gratis, Tickets sind online zu buchen).

Am Sonnabend (26. 6.) folgt ein „Picknickkonzert“ der Klang- und Performancekünstler Nguyễn Baly und Tara Transitory alias Nguyen & Transitory, die ihre Modularsynthesizer in postkolonialer Absicht zum Einsatz bringen. Am selben Abend präsentiert die in Peru geborene Klangforscherin Alejandra Cardenas alias Ale Hop ihre dichten Hybride aus Umweltgeräuschen und Pop. Bleibt zu hoffen, dass es nicht regnet, damit nichts davon ausfallen muss (25. 6., Gerichtstr. 35, 19 Uhr, 15 €, Tickets online buchen).

UA Berlin und iBots mit Seele

Für die ganz Wagemutigen geht es am Montag (28. 6.) ins Konzerthaus, wo die Reihe „UA Berlin“ des Berliner Zafraan Ensemble mit dem Abend „UA Berlin VIII – Die 1980er: 1989“ neue Musik zum Jahr der großen Umbrüche vorstellt. Darunter sind Werke von Komponistinnen wie Iris ter Schiphorst und Isabel Mundry, die derzeit ihre Uraufführung erlebten und im Verhältnis zur bewegten Entstehungszeit im Gestus oft erstaunlich ruhig gerieten. Mit Paul Dessau ist auch ein Komponist „aus dem Osten“ vertreten – der gebürtige Hamburger ging seinerzeit freiwillig in die DDR (Gendarmenmarkt, 20 Uhr, 15/10 €, Tickets online buchen).

Am Mittwoch (30. 6.) schließlich kann man sich, ebenfalls im Inneren, auf ein Wiedersehen mit Dirk Dresselhaus alias Schneider TM freuen. Er stellt sein melancholisch-futuristisches Album „The 8 of Space“ im Kesselhaus der Kulturbrauerei vor, deren Nutzungsvertrag im nächsten Jahr übrigens ausläuft. Ob der Investor über diese Frist hinaus Interesse an Kultur auf dem Gelände hat, wird sich herausstellen. Bis dahin kann man sich aber an Schneider TMs Meditationen über iBots mit Seele über die wenig erbaulichen Zukunftsaussichten hinwegtrösten (Schönhauser Allee 36, 21 Uhr, VVK: ab 13,50 € / AK: 14-15 €).

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Kulturredakteur
Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.
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