Konzept des Entwicklungsministeriums: Staatssiegel für öko-faire Socken
Textilunternehmen, die soziale und ökologische Standards einhalten, sollen künftig gekennzeichnet werden: mit einem „Grünen Knopf“.
„Erste Grüner-Knopf-Produkte erscheinen 2019 auf dem Markt“, heißt es in dem 12-seitigen Entwurf des „Umsetzungskonzepts“. Das neue Label soll sichtbar am jeweiligen T-Shirt, Sakko oder Hemd baumeln. Als „Zeichengeber“ steht das Entwicklungsministerium dafür gerade, dass ökologische und soziale Mindeststandards bei der Produktion eingehalten wurden. Beispielsweise sollen die Beschäftigten in den Nähereien Bangladeschs, Kambodschas oder Vietnams nach und nach mit den Firmen über ihre Löhne verhandeln dürfen.
Diese Zusage gilt erst mal nur für die Endproduktion der Textilien,. Ab 2021 sollen weitere Produktionsstufen, etwa die Färbung der Stoffe, einbezogen werden. Auch die Kriterien will Müller allmählich verschärfen. Der ganze Prozess ist eine Reaktion auf schwere Unfälle in der globalen Textilindustrie wie den Einsturz des Fabrikkomplexes Rana Plaza in Bangladesch 2013.
Eine zentrale Frage ist, nach welchen Kriterien das Label vergeben wird. Laut Ministerium sollen es etwa Unternehmen erhalten können, die im Textilbündnis der Regierung mitwirken und in Fortschrittsplänen die Einhaltung von gewissen Sozial- und Ökostandards zusichern. Zusätzlich muss das jeweilige Produkt bereits private Siegel tragen, die die soziale und ökologische Qualität bescheinigen.
Handelsverband sieht Vorhaben kritisch
Hier kommen 16 anerkannte Label infrage, die auf der Internetseite Siegelklarheit.de als gut oder sehr gut eingestuft sind – Blauer Engel, Fairtrade, Fair Wear Foundation, EU-Ecolabel, Cotton made in Africa und andere. Wenn diese Kriterien auf Firmen- und Produktebene erfüllt sind, kann ein Kleidungsstück den Grünen Knopf bekommen.
Die Reaktionen sind unterschiedlich. Beim Textildiscounter KiK heißt es: „Sobald die Details und ein Startdatum für den Grünen Knopf feststehen, plant KiK, sich ebenfalls mit einzelnen Produkten, voraussichtlich aus dem Baby- und Kinderbereich, zu beteiligen.“ Der Handelsverband, der große Textilunternehmen vertritt, sieht das Vorhaben jedoch „sehr kritisch“. Ähnlich der Verband Textil & Mode: „Das geplante Textilsiegel schafft nicht mehr Klarheit, sondern im Gegenteil mehr Siegelunklarheit“, sagte eine Sprecherin. Dort fragt man sich, was ein zusätzliches staatliches Label soll, wenn es nur auf bereits existierende Siegel aufsetzt.
Die Kampagne für Saubere Kleidung bemängelt unter anderem, dass die Firmenkriterien zu lasch seien. Unternehmen im Textilbündnis könnten oft nicht sicherstellen, dass die Arbeiter der Zulieferfabriken beispielsweise eigene Vertretungen wählen dürften. Die Fortschrittsversprechen der Firmen im Textilbündnis reichten nicht aus, sagte Gisela Burckhardt, die die Kampagne im Bündnis vertritt.
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