Kontinuität: Grüne geben Jawort
Die Hamburger GAL votiert für Christoph Ahlaus als Bürgermeister und die Fortsetzung der Koalition mit der CDU. Noch-Bürgermeister Ole von Beust wird auf CDU-Parteitag bejubelt, sein Nachfolger beklatscht.
Mit großer Mehrheit hat Hamburgs Grün-Alternative Liste (GAL) für die Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition in der Hansestadt gestimmt. Auf einem Parteitag am Sonntagnachmittag wurde ein Leitantrag des Landesvorstandes per Akklamation von mehr als 80 Prozent der 324 anwesenden Mitglieder angenommen, das Bündnis mit der CDU auch unter einem neuen Bürgermeister Christoph Ahlhaus weiterzuführen.
Sie habe "noch immer kein Verständnis für den Rücktritt von Ole von Beust", stellte Parteichefin Katharina Fegebank klar. Es gebe aber keinen inhaltlichen Grund, die Koalition zu beenden: "Die CDU stellt den Koalitionsvertrag nicht in Frage, die Spielregeln bleiben dieselben." Deshalb seien eine Beendigung des Bündnisses mit der CDU und anschließende Neuwahlen "keine Alternative".
So sieht das auch die Zweite Bürgermeisterin und Schulsenatorin Christa Goetsch. Die mit der CDU vereinbarten Inhalte seien unberührt, und sie traue Ahlhaus zu, "diese Koalition und seine CDU-Fraktion auf Kurs zu halten". Wenn das Bündnis allerdings wider Erwarten "zu einer Quälkoalition wird, sollten wir hoch erhobenen Hauptes rausgehen". So sieht das auch Fraktionsvize Antje Möller. Die CDU müsse das mit der GAL Vereinbarte jetzt umsetzen, "wenn nicht, sehen wir uns hier ganz schnell wieder - und dann reden wir über das Ende der Koalition."
Heftige Kritik übt die Opposition an den neuen Senatsmitgliedern, die Christoph Ahlhaus am Freitagabend vorstellte.
"Hamburg hat sich mehr erhofft", sagte SPD-Fraktionschef Michael Neumann. Der 71-jährige parteilose Ian Karan als Wirtschaftssenator und der 55-jährige Heino Vahldieck (CDU) als Innensenator seien "Menschen, die ihre Zukunft schon hinter sich haben".
Bemerkenswert sei auch die Ernennung des 2009 geschassten Kultur-Staatsrates Reinhard Stuth (53, CDU) zum Kultursenator: "Ein Neustart sieht anders aus", findet Neumann.
Die Auflösungserscheinungen im schwarz-grünen Senat seien offensichtlich, erklärte die Fraktionsvorsitzende der Linken, Dora Heyenn. "Der Ausdruck Gruselkabinett ist für den künftigen Senat noch geschmeichelt."
Aram Ockert, einer der schärfsten Kritiker der Koalition und der Person Ahlhaus, sieht das völlig anders. "Die CDU will nach rechts, und diesem Ansinnen muss die GAL sich verweigern." Die freundliche Auftreten des Kandidaten sei rein taktisch: "Der Mann war rechts, ist rechts und wird es bleiben", befand der GAL-Mitgründer. Er hatte den Antrag gestellt, "durch Nichtwahl von Ahlhaus, den Weg zu Neuwahlen frei zu machen".
Zu einem "gescheiterten Experiment" erklärte Mareike Engels vom Vorstand der Grünen Jugend die schwarz-grüne Koalition. Deshalb müsse den WählerInnen die Möglichkeit gegeben werden, "mit Neuwahlen einer Regierung eine neue Legitimationsbasis zu verschaffen".
Man könne nicht einfach aussteigen, wenn einem etwas nicht passe, mahnte die Fraktions-Vize im Bundestag, Krista Sager. Jede Koalition "kommt immer mal in schwieriges Fahrwasser", erklärte Sager, die in Hamburg und im Bund schon drei rot-grüne Legislaturen durchgemacht hat: "Wer dann guckt, ob es einen anderen Partner gibt, beweist nur, dass er zum Regieren zu weich gebaut ist."
Tags zuvor hatte Ole von Beust für seinen Rücktritt Ovationen erhalten. Nach 32 Jahren Landespolitik, davon neun als Bürgermeister, sei dieser Schritt "vernünftig", sagte der 55-Jährige am Samstag auf dem Parteitag der Hamburger CDU im Congress Centrum am Dammtorbahnhof. Viermal sei er seit 1997 Spitzenkandidat gewesen, "und das schlaucht". Das fünfte Mal, bei der Neuwahl der Bürgerschaft im Februar 2012, werde die CDU auch ohne ihn "gewinnen, da bin ich sicher".
Seinem designierten Nachfolger Christoph Ahlhaus gab er den Hinweis mit, als Regierungschef müsse man "auch Bürgermeister für die sein, die einen nicht gewählt haben, und auch für die, die als Migranten nicht wählen durften, und das macht einen auch von der eigenen Partei unabhängiger". Selbst diesen Hinweis, der als nachträgliche Rechtfertigung seines in der CDU umstrittenen Einsatzes für die Primarschulreform verstanden werden durfte, bejubelten die 240 Delegierten mit dreiminütigen Standing Ovations.
Einstimmig wurde Ahlhaus vom Parteitag offiziell zum Bürgermeister-Kandidaten gekürt. "Jetzt haben wir zwei Jahre Zeit zu zeigen, dass wir es können", kündigte der 40-jährige Jurist an. Da aber Ole von Beust "große Fußstapfen" hinterlasse, sei dafür die Geschlossenheit der CDU notwendig: "Ich brauche euch alle dafür."
Klar bekannte sich Ahlhaus erneut zur Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition. "Die Verbindung von Ökonomie und Ökologie ist die große Herausforderung, die wir meistern müssen", sagte Ahlhaus unter Beifall. Der SPD dürfe "das Feld in dieser Stadt nicht überlassen" werden - und deshalb gebe es keine Alternative zu einer "fairen Zusammenarbeit mit unseren grünen Partnern". Er freue sich darauf, versicherte Ahlhaus, und selbst das wurde beklatscht.
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