Kontaktverfolgung in Coronapandemie: Der Hype um die Luca-App
Rapper Smudo hat mit Programmierer:innen die Warn-App Luca entwickelt. Sie soll die Nachverfolgung von Infektionsketten erleichtern.
Seit den Beratungen von Bund und Ländern in der vergangenen Woche zeigen sich viele Politiker:innen euphorisch für die von Fanta 4-Rapper Smudo unterstützte „Luca-App“ des Berliner Start-ups Nexenio. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), wollte eigentlich schon Anfang der Woche auf eine bundesweit einheitliche App-Lösung zur Kontaktnachverfolgung drängen, doch die Entscheidung wurde vertagt. Die „Luca-App“ gilt dabei als favorisierte Lösung.
Mit der App funktioniert die Kontaktnachverfolgung digital, ganz ohne Berge von Papierlisten mit falschen Namen in Restaurants. Dazu laden sich die Nutzer:innen die App auf ihr Smartphone, melden sich mit Name und Adresse an und die Telefonnummer wird per SMS-Code verifiziert. Die App erstellt daraufhin wechselnde QR-Codes.
Bei einem Restaurant- oder Konzertbesuch wird der QR-Code von den Veranstaltern gescannt oder die App-Nutzer:innen scannen ihrerseits einen QR-Code. Am Ende checkt man sich dann manuell aus oder erlaubt der Luca-App über eine Standortbestimmung automatisch zu registrieren, wenn der Ort der Veranstaltung verlassen wurde. So wird eine Teilnehmerliste mit anonymisierten QR-Codes erstellt.
Vertrauen durch Transparenz
Im Fall einer Infektion werden alle Gäste informiert, die sich zur betreffenden Uhrzeit dort aufgehalten haben. Parallel werden die Daten den Gesundheitsämtern gemeldet. Diese haben dann automatisch Zugriff auf die Daten der übrigen Gäste. Nicht zuletzt wegen ihres prominenten Werbegesichts ist die Euphorie für die Luca-App groß. Dabei wird dann auch schnell darüber hinweggesehen, dass sie vollkommen intransparent ist.
Der Sourcecode der App sowie alle Serverkomponenten sind nicht Open Source. Es gibt keinerlei Informationen zum Standort von Servern oder Verschlüsselungen, dafür schwammige AGB. Dabei handelt es sich um sensible Daten, die Rückschlüsse auf Gesundheit und Aufenthaltsorte geben.
Vertrauen durch Transparenz in der Bevölkerung zu erzeugen, hat die Bundesregierung schon in der bisherigen Pandemiebekämpfung verpasst. Die Macher:innen der App scheinen das nicht anders zu sehen. Sie setzen stattdessen auf Prominenz ohne IT-Kenntnisse. Egal, wie die Entscheidung ausgeht, eine einheitliche, digitale Kontaktverfolgung kommt viel zu spät.
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