Konservativer öffnet Umweltzone: Madrid kehrt zurück zum Autowahn
Der neue konservative Bürgermeister macht der autofreien Umweltzone in der spanischen Hauptstadt den Garaus. Umweltschützer sind empört.
Außerdem wird Almeida an den großen Verkehrsadern der Innenstadt die Radspuren entfernen lassen. Sie würden den Verkehrsfluss behindern, begründet er das. Die Parkhäuser werden billiger. Motorräder dürfen künftig zwischen 6 Uhr in der Früh und Mitternacht frei zirkulieren. Das sind drei Stunden mehr als bisher. Neue Motorradparkplätze sollen entstehen. Wer in der Innenstadt ein Geschäft hat, wird künftig die gleichen Freiheiten genießen wie die Anwohner, egal welche Schadstoffklasse sein Fahrzeug hat.
„‚Madrid Central‘ ist überholt“, erklärt Almeida. Sein Plan „Madrid 360“, den er ohne Beratung mit dem Umweltausschuss, den Anwohnern oder Einzelhandels- und Gaststättenverbänden ausarbeitete, kommt kurz nach der Veröffentlichung einer Studie des europäischen Umweltverbandes Transport & Environment, die Umweltzonen in 250 Städten vergleicht. Madrid schneidet am besten ab.
Die Stickoxidbelastung der Luft ist seit Inkrafttreten von „Madrid Central“ um 32 Prozent gesunken. Allerdings liegt die Stadt weiterhin über den europäischen Grenzwerten. Damit die Luftbelastung zumindest in der Statistik künftig nicht allzu stark zu Buche schlägt, will Almeida einige Straßen und Plätze rund um die einzige innerstädtische Messstelle zur Fußgängerzone machen. Zwei kostenlose Buslinien ergänzen den Plan.
Umweltschützer prüfen Klage
Almeida war bei den Stadtratswahlen im Mai mit dem Versprechen angetreten, „Madrid Central“ aufzuheben. Er erreichte mit einem Rechtsbündnis die Mehrheit und regiert mit Unterstützung der rechtsliberalen Ciudadanos und der rechtsextremen Vox.
Paco Segura, Sprecher von Ecologistas in Action, bewertet den Plan als „sehr negativ“. Die Fahrzeuge mit dem Label C, die künftig in die Innenstadt dürfen, stellen 36 Prozent des Madrider Fuhrparks. „Diese Maßnahme erhöht den Verkehr erheblich“, sagt Segura. Außerdem werde die Preissenkung für Parkplätze den Individualverkehr fördern. Im ersten Quartal 2020 sollen die neuen Regeln gelten. Sobald die kommunale Gesetzgebung veröffentlicht wird, wollen die Umweltschützer prüfen, ob sie vor Gericht ziehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei