Konkurrenzkampf der Billigflieger: Ryanair will Alitalia kaufen
Europas größte Fluggesellschaft will die Konkurrenz mit noch billigeren Tickets unter Druck setzen. Außerdem haben die Iren Interesse an Italiens früherer Staatslinie.
Längst in großen Schwierigkeiten ist Italiens einstiger Staatsflieger, dem die Iren nun nicht nur Kunden abluchsen wollen: Ryanair habe ein unverbindliches Kaufgebot unterbreitet, so Sorahan. Doch Ryanair hat Alitalia nicht allein auf dem Radar, einem Insider zufolge sind etwa zehn Offerten eingegangen.
„Da draußen sind ein paar Leute, die das Leben langsam schwierig finden“, beschrieb Sorohan den aktuellen Konkurrenzkampf. Gerade Ryanair hat die Luftfahrtbranche mit Billigtickets von Anfang an durcheinandergewirbelt. In den vergangenen zwei Jahren legte das Unternehmen von Michael O'Leary aber noch einmal kräftig nach: Ryanair erhöhte seine Sitzkapazität um ein Drittel und trug so maßgeblich zu immer niedrigeren Preisen auf europäischen Kurzstrecken bei. O'Leary hat zugleich derart den Daumen auf Ausgaben für Personal, Wartung und neue Flugzeuge, dass die nach Passagierzahlen größte Fluggesellschaft Europas auch die mit den niedrigsten Kosten in der Region ist.
So gelang es ihr auch, im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni einen Nachsteuergewinn von 397 Millionen Euro einzufliegen – ein Plus von 55 Prozent. Dabei sorgte ein spätes Osterfest für einen seltenen Anstieg der Ticketpreise um ein Prozent. Doch der Finanzvorstand machte umgehend klar, dass der Konzern seine Preiskampfpolitik auch nach dem Sommer nicht aufgeben und die Tarife im Winter um durchschnittlich acht Prozent senken wolle. Analysten zufolge könnte dies neben Alitalia auch Air Berlin zusetzen. O'Leary will vor allem solchen krisengeplagten Konkurrenten Marktanteile abnehmen.
Ryanair strebt Mehrheit bei Alitalia an
Doch bei Alitalia soll sein Beutezug noch weitergehen: Der Ryanair-Chef hatte im Juni erklärt, falls sich sein Konzern für eine Investition bei Alitalia entscheide, würde er eine Mehrheit anstreben. Am Freitag war die Frist für nicht bindende Offerten abgelaufen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte einen Kauf wiederholt ausgeschlossen. Trotz des laufenden Preiskampfs zeigte sich auch Spohrs Kranich-Airline jüngst optimistisch: Sie setzt auf einen Sommer-Boom und hob ihre Prognose für 2017 an. Billigflieger-Rivale Easyjet gab sich zuletzt ebenfalls optimistisch.
Zu Wochenbeginn waren aber auch Lufthansa und Easyjet nicht gegen den Abwärtstrend am Aktienmarkt gefeit. Die Preiskampf-Parolen von Ryanair schickten Lufthansa-Papiere 0,8 Prozent und Easyjet-Anteilsscheine 2,8 Prozent ins Minus. Doch auch mit Ryanair, die bei ihrem bisherigen Jahresausblick verharrten, waren die Anleger nicht zufrieden: Die Aktien gaben 2,2 Prozent nach.
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