piwik no script img

Kongolesischer Journalist in HaftSkandale aufgeflogen

Stanis Bujekera enthüllte den desaströsen Zustand von Congo Airways und wurde daraufhin festgenommen. Im Kongo stehen Wahlen bevor.

Logo der Airline Congo Airways Foto: Zoonar/imago

Kampala taz | Stanis Bujekera, einer der wichtigsten kongolesischen Investigativjournalisten, wurde am vergangenen Freitag am Flughafen in N’Djili in der Hauptstadt Kinshasa verhaftet. Das steht in der letzten Meldung, die auf seinen Account auf der Plattform X, ehemals Twitter, zu lesen ist. „Sein Konto wird jetzt von seinem Team verwaltet“, heißt es darin weiter

Seitdem ist es ungewöhnlich still auf Bujekeras Account. Dabei ist er einer der lautesten Kenner und Kritiker des Regimes in Kinshasa. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er keinen Skandal aufdeckt. Als freier Korrespondent arbeitet er für die internationale Nachrichtenagentur Reuters sowie für das afrikanische Wochenmagazin Jeune Afrique. Er ist zudem Mitgründer und stellvertretende Verlagsleiter der kongolesischen Online-Nachrichtenplattform Actualite.cd.

Nur wenige Stunden vor seiner Verhaftung hatte er gepostet: „#DRC: Congo Airways muss seine Flüge in den kommenden Tagen einstellen, weil das Triebwerk des einzigen noch betriebsbereiten Flugzeugs ausgebaut werden muss.“

Große Probleme bei Congo Airways

Der Journalist Stanis Bujakera Foto: Droits tiers

Am Abend zuvor war sein Artikel in Jeune Afrique dazu online gegangen. Als er am internationalen Flughafen N’Djili in Kongos Hauptstadt Kinshasa kurz darauf einen Congo-Airways-Flug nach Lubumbashi besteigen wollte, schnappten die Behörden zu. Seitdem sitzt er in einer Zelle im zentralen Polizeipräsidium von Kinshasa. Offenbar wollen ihn die Behörden aufgrund seiner Berichterstattung zu mehreren Skandalen befragen.

Zum einen geht es um Congo Airways. Laut Recherchen von Bujekera müsse das Triebwerk des größten Airbus in der Flotte ausgebaut und gewartet werden. Die Airline verfügt gerade mal über vier Maschinen, die anderen drei sind wegen Wartungsarbeit momentan nicht flugfähig. Mittlerweile hat die Fluggesellschaft die „zeitweilige Unterbrechung ihres Flugverkehrs“ in einer Pressemitteilung eingestanden. Die staatliche Airline versichert den Kunden, alle Probleme möglichst zeitnah zu lösen und fordert von der Regierung und konkret von Kongos Präsident Félix Tshisekedi Finanzhilfen.

Dass die größte Fluggesellschaft des Landes stillsteht, hat nicht nur wirtschaftliche Folgen. Es ist auch eine Blamage für den Präsidenten. Dieser hatte sich persönlich dafür ausgesprochen, die Airline wieder auf Vordermann zu bringen. Der Zustand von Congo Airways ist ein Symbolbild für den Zustand der Infrastruktur des Landes selbst, das kaum über asphaltierte Straßen verfügt. Im Dezember stehen im Kongo Wahlen an. Jede schlechte Schlagzeile zu Tshisekedi und dessen gescheiterten Wahlversprechen von 2018 kosten den umstrittenen Präsidenten Stimmen.

Medienfreiheit vor Wahlen eingeschränkt

Der andere Skandal, zu welchem Bujekera befragt worden sein soll, betrifft die gezielte Ermordung von Chérubin Okende, dem Sprecher von Oppositionsführer Moïse Katumbi. Er wurde im Juli in Kinshasa mitten auf der Straße erschossen. Bujakeras Anwalt teilte der Redaktion von Jeune Afrique mit, dass er am Samstag von einer Untersuchungskommission befragt wurde, die für die Aufklärung des Mordes an Okende zuständig ist. Ihm werden die „Verbreitung falscher Gerüchte“ und die „Verbreitung falscher Informationen“ vorgeworfen.

Dass Journalisten im Kongo verhaftet oder gar getötet werden, ist keine Seltenheit. Doch Präsident Tshisekedi hatte bei seinem Amtsantritt Anfang 2019 versprochen, mehr Rechte und Freiheiten für Kongos Bürger zuzulassen. Mittlerweile häufen sich aber die Skandale um Verhaftungen, gezielte Tötungen von Politikern sowie Massakern an der Bevölkerung, durchgeführt von der Präsidentengarde, die dem Präsidenten direkt untersteht.

Dass nun die Medienfreiheit kurz vor den Wahlen eingeschränkt wird, sehen westliche Diplomaten mit Besorgnis. „Wir sind weiterhin zutiefst besorgt über die Inhaftierung des Journalisten Stanis Bujakera. Journalisten sollten in der Lage sein, ihre Arbeit ohne Angst vor Strafverfolgung zu erledigen“, erklärt die US-Botschafterin in der Demokratischen Republik Kongo, Lucy Tamlyn. Vertreter der Botschaften Belgiens, der Schweiz, der Europäischen Union und Frankreichs äußerten sich ebenfalls besorgt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!