Konflikte in Flüchtlingsheimen: Das Problem heißt Überbelegung

Das BKA macht die beengten Verhältnisse in den Unterkünften für einen Großteil der Auseinandersetzungen verantwortlich.

Wäsche hängt zum Trocknen über den Zaun eines Flüchtlingsheims.

Nicht mal Platz zum Wäsche aufhängen: Viele Flüchtlingsunterbringungen sind schlichtweg überfüllt. Foto: dpa

BERLIN dpa/taz | Gewalt in Flüchtlingsunterkünften ist nach Erkenntnissen der Polizei vor allem eine Folge der Überbelegung der Einrichtungen. Ethnische oder religiöse Feindschaften spielten demgegenüber eine weniger starke Rolle. Das sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, dem Deutschlandfunk. Unter den Flüchtlingen gebe es Gruppen, die der Polizei wenig Probleme bereiteten.

„Ganz vorne würde ich da erwähnen wollen Syrien und Irak, also momentan die Hauptbetroffenen in diesem Flüchtlingsstrom“, sagte Münch. Es gebe aber Gruppen, wo das „ganz anders aussieht“. Münch nannte hier unbegleitete Jugendliche aus Nordafrika und Banden aus einigen Ländern Osteuropas. Als Beispiel nannte er Einwanderer aus Georgien.

Je kleiner die Unterkünfte seien, desto geringer sei die Gefahr von Spannungen, sagte Münch. „Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass wir eine Verfahrensbeschleunigung bekommen und eine schnellere Dezentralisierung“, betonte der BKA-Chef. Eine getrennte Unterbringung, wie das gelegentlich gefordert wird, könne die Probleme sogar noch vergrößern.

Einige unbegleitete Jugendliche hätten sich in ihrer Heimat als Straßenkinder durchschlagen müssen, „auch mit Hilfe von Kriminalität“, sagte Münch. „Die beschäftigen uns sehr, sehr stark – also die Polizeien der Länder“. Hier gehe es auch um Strategien, wie man diese Jugendlichen auf einen guten Weg bringen könne.

Konkrete Erkenntnisse, dass sich Terroristen unter die Flüchtlinge mischten, habe das BKA nicht. Werbeversuche von Salafisten unter den Flüchtlingen würden „nicht auf fruchtbaren Boden fallen“. Salafisten hätten eine „abschreckende Wirkung“ auf die Menschen aus den Kriegsregionen Syriens und des Iraks. „Die sind gerade vor diesen Personen geflohen.“

Als weitere Probleme, die die Polizei trotz der Flüchtlingskrise nicht aus den Augen verliere, nannte Münch Internetkriminalität und internationalen Terrorismus. Die Spezialisierung der Polizei und die nationale und internationale Zusammenarbeit würden dabei immer wichtiger. „Hinten runter“ könnten hingegen schon mal andere Einsätze fallen wie etwa Großverkehrskontrollen wie der für den Herbst geplante Blitzmarathon in Nordrhein-Westfalen.

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