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Konflikt zwischen USA und VenezuelaSchlag gegen „chavistisches Kartell“

Laut Präsident Trump, habe das US-Militär elf „Drogenterroristen“ auf einem Boot getötet. Diese sollen mit dem venezolanischen Regime in Verbindung stehen.

Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, am 2.9.2025 Foto: Marcos Salgado/XinHua/dpa

Buenos Aires taz | Die Videos erinnern an eine wilde Schnellbootfahrt aus einem Film. Plötzlich blendet ein Lichtblitz die Sicht. „Wir haben buchstäblich ein Boot zerstört, ein Boot, das Drogen transportierte, eine Menge Drogen. Es ist gerade eben passiert“, erklärte US-Präsident Donald Trump am Dienstag im Oval Office. „Sie kommen aus Venezuela“, so Trump, der die Aufnahmen auf Truth Social veröffentlichte. Bei dem Angriff seien elf „Drogenterroristen“ getötet worden.

Für Verteidigungsminister Pete Hegseth ist es erst der Anfang der laufenden US-Marineoperation. „Wir werden mit diesem Schlag nicht aufhören“, sagte er am Mittwoch dem Sender Fox News. Am 8. August berichtete die New York Times, dass Präsident Trump einen geheimen Befehl erteilt hatte, militärische Gewalt gegen bestimmte Drogenkartelle anzuwenden, die er als terroristische Organisationen eingestuft hatte. Die Einstufung ermöglicht den US-Streitkräften, auf ausländischem Territorium vorzugehen.

Eine Woche später machte sich ein Marinekampfverband unter der Führung der „USS Iwo Jima“ auf den Weg in die südliche Karibik. Es wurde berichtet, dass auch die Zerstörer „USS Gravely“, „USS Jason Dunham“ und „USS Sampson“ in die Karibik unterwegs seien und letzte Woche gab das US-Verteidigungsministerium bekannt, dass weitere Schiffe mit mehr als 4.000 Soldaten in den kommenden Tagen ebenfalls in der Region eintreffen würden.

Es blieb unklar, welchem Zweck der Einsatz letztendlich diente, zumal ein Drogenkrieg schwerlich mit einer Seeschlacht entschieden wird. „Venezuela steht vor der größten Bedrohung, die unser Land in den letzten 100 Jahren erlebt hat“, erklärte Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro noch bevor nun das Schnellboot beschossen wurde. Ob die Lage weiter eskaliert, bleibt abzuwarten.

Tatsache ist, dass das venezolanische Militär alle Häfen für den Drogentransport kontrolliert

Kopfgeld von 50 Millionen US-Dollar auf Nicolás Maduro

Es wäre nicht das erste Mal, dass eine US-Regierung versucht, das chavistische Militärregime in Caracas zu stürzen. Dieses versteht sich in der Tradition des charismatischen Ex-Präsidenten Hugo Chávez. Man denke an den gescheiterten Aufstand unter der Führung des selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó, an dem die USA beteiligt waren.

Spätestens seit den Protesten gegen die manipulierte Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr ist klar geworden, dass das Regime nicht vom eigenen Volk gestürzt werden kann. Zu schwach ist die Opposition, zu brutal reagiert das Regime. Oppositionsführerin María Corina Machado erklärte am Dienstag, dass „die internationale Belagerung jeden Tag intensiver wird“ gegen das „narkoterroristische Kartell, das immer noch an der Macht ist“, gemeint ist Maduro.

Die Ausrüstung der vor der venezolanischen Küste versammelten US-Flotte ermöglicht sowohl eine Landung als auch eine gezielte kurze Invasion, um Nicolás Maduro möglicherweise zu fassen, sowie einen präzisen Militärschlag gegen das Regime. Trump hat kürzlich die Belohnung für Maduros Festnahme auf 50 Millionen Dollar verdoppelt. Für ihn ist Maduro der Anführer des Cártel de los Soles, des Sonnenkartells.

Es ist unklar, ob das Militärregime mit dem Cártel de los Soles gleichgesetzt werden kann. Tatsache ist, dass das venezolanische Militär alle Häfen und alle wichtigen Knotenpunkte für den Drogentransport kon­trolliert, sei es in Richtung Norden oder nach Europa. Nicolás Maduros Regierung ist von Korruption abhängig, die Gelder aus dem angeschlagenen Ölsektor werden knapper, neue Geschäftsfelder müssen erschlossen werden. Trumps Kopfgeld für Maduro reichte bisher jedenfalls nicht aus, das mutmaßlich chavistische Kartell zu sprengen.

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