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Konflikt in der UkraineDer Krieg in den Köpfen

Die Gewalt im Donbass frisst sich immer tiefer hinein in die Familien. Selbst ein Abendessen mit Borschtsch endet schnell im Desaster.

Frische Gräber nahe Donezk - jeder neue Tote, egal auf welcher Seite, trennt das Land weiter. Bild: Reuters

BUTSCHA taz | Taras ist mit seinem Leben zufrieden. Vor zehn Jahren war er aus dem westukrainischen Lwiw in den Kiewer Vorort Butscha umgezogen. Stolz berichtet der Programmierer in fließendem Englisch von dem bescheidenen Wohlstand, den ihm seine Firma gebracht hat. Der berufliche Aufstieg sei nicht einfach gewesen, meint er, während sein dunkler BMW geräuschlos durch Kiewer Straßen aus der Stadt hinausrollt.

Butscha, 25 Kilometer entfernt, sei eine gute Adresse. In der Kleinstadt mit ihren knapp 30.000 Einwohnern lebten auch Größen des Showgeschäfts und des öffentlichen Lebens, unter ihnen die Sängerin Ruslana, Heldin des Maidan und Siegerin beim Eurovision Song Contest 2004. Mit der Ukraine werde es wieder bergauf gehen, ist Taras überzeugt. „Europa und die USA lassen uns nicht im Stich.“

Seit zwei Monaten leben auch Taras’ Schwiegereltern aus Suhres, einer Kleinstadt bei Donezk, in Butscha. Seine Frau Nadeschda tue für sie ja alles, fährt Taras fort. Und man biete ihnen tatsächlich vieles, was sie zu Hause im Donbass nicht haben: eine schöne Wohnung, Geld, dazu die Nähe zum Enkelkind Oles. In Butscha können sie endlich ruhig schlafen, brauchen keine Angst vor dem Krieg und den Terroristen zu haben.

Nette Leute seien sie, die Schwiegereltern. Nur politisch, seufzt Taras, politisch seien sie nicht zu ertragen. Die hätten immer noch nicht begriffen, dass es die Sowjetunion nicht mehr gibt und die Ukraine nicht zu Russland gehört. Ewiggestrige eben, stecken geblieben in den grauen Zeiten der Sowjetunion. Warum sie auch nach zwei Monate in Butscha immer noch so denken, sei ihm ein Rätsel.

Stillleben mit Schwiegereltern

Während Taras sinniert, rollt der BMW langsam durch ein Kiefernwäldchen. Dann öffnet Taras mit der Fernbedienung die Garage. Vor vier Jahren hat er sich hier mit seiner Frau eine Vierzimmerwohnung gekauft. Etwas verloren hocken Tatjana und Igor, die Schwiegereltern, auf einem Sofa. Das Wohnzimmer ist geräumig, ein Kamin schafft wohlige Wärme. Zwischen den beiden Fenstern, die den Blick auf das Wäldchen freigeben, steht ein Aquarium.

Der Schlosser Igor begrüßt in seinen abgewetzten Jeans den Gast aus Deutschland. Igor ist Russlanddeutscher, blond und blauäugig. Vor Jahren, als er noch in Jekaterinburg am Ural lebte, eröffnet Igor, hatte er überlegt, einen Antrag auf Übersiedlung nach Deutschland zu stellen. Dann aber nahm er einen Job im Donbass an.

Nadeschda, die 31-jährige Tochter von Tatjana und Igor, ist mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt. Der zehnjährige Oles spielt auf einer Playstation. Alle Erwachsenen beobachten den Jungen, offenbar froh, dass er mit seinem Spiel für einen Augenblick von der Politik ablenkt.

Der Borschtsch wird mit Smetana gekrönt

Nadeschda hebt sich auch äußerlich von ihren eher ärmlich gekleideten Eltern ab. Die energisch auftretende Frau ist Managerin bei Microsoft in Kiew, hat schwarz gefärbte, kurze Haare, trägt einen Hosenanzug. Sie serviert ukrainischen Borschtsch, mit Rindfleisch, Roter Bete, Kartoffeln, Kohl und Zwiebeln. Zum Schluss krönt sie den Eintopf mit einem Löffel Smetana, saurer Sahne.

Auf dem Maidan sei sie von Anfang an dabei gewesen, erzählt Nadeschda. An den Wochenenden organisierte sie deshalb ein Kindermädchen für Oles. „Der Maidan hat in uns wieder Hoffnung auf ein besseres Leben geweckt. Auf ein Leben in Würde. Nun können wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen“, ist sie überzeugt.

Während alle löffeln, läuft nebenbei der Fernseher; der Nachrichtensprecher berichtet von den Erfolgen der ukrainischen Armee gegen die „Terroristen“ im Donbass. Auch in seiner Firma sammle er Spenden für die ATO, die „Antiterroroperation“, bemerkt Taras.

Nadeschda ist fassungslos

„Du spendest, damit man uns schneller töten kann?“, platzt es aus Tatjana heraus. „Weißt du“, sagt sie zu ihrer Tochter, „dass deine Schulfreundin Ira aus Donezk vor wenigen Tagen ihren Sohn verloren hat? Der Junge stand vor dem Kindergarten, als er von Splittern tödlich getroffen wurde. War das auch ein Terrorist?“, faucht sie ihre Tochter an.

Nadeschda ist fassungslos, als sie die Nachricht hört. Taras hingegen hat schnell eine Erklärung. „Weißt du, Tatjana“, sagt er und stellt sich vor das Aquarium, „wenn eure Leute Kinder als lebende Schutzschilde missbrauchen, müsst ihr auch begreifen, dass ihr die Konsequenzen zu tragen habt.“

Wortlos verschwindet Nadeschda mit Oles im Kinderzimmer. Taras geht zum Rauchen vor die Tür. Wenn man ihn nicht verstehen wolle, brauche er auch nicht mehr zu reden, murmelt er dann und geht ins Kinderzimmer. Er glaube dem ukrainischen Fernsehen mehr als seiner Schwiegermutter, ruft ihm Tatjana weinend hinterher. Igor sitzt stumm daneben und hält ihre Hand. „Die Familie ist wichtiger als die Politik“, sagt er nur.

Tatjana kann das Gerede nicht mehr länger ertragen

Sie habe sich entschieden, wieder zurückzufahren nach Suhres, eröffnet Tatjana nach langem Schweigen. Kiew sei trotz aller Delikatessen, trotz der wunderbaren Wohnung und des Enkels nichts für sie. Lieber sei sie zu Hause im Donbass, bei ihren Freunden, ihrem Garten und habe Menschen um sich, die sie verstehen, auch wenn Krieg herrsche. Das Gerede von der „Vernichtung der Terroristen im Donbass“ könne sie jedenfalls nicht mehr länger ertragen.

In Kiew würden Igor und sie doch nur als Menschen zweiter Klasse angesehen, fährt sie fort. „Wir im Donbass sind für die Kiewer Bevölkerung doch nur Zugereiste aus Russland, die überhaupt keine Ahnung von der ukrainischen Geschichte haben.“ Tatjana nimmt vorsichtig das Foto von Oles, das auf einem Schränkchen steht. Auch ihm zuliebe sei sie nach Kiew gekommen, sagt sie leise. Doch bei der Begrüßung sei ihr bereits klar gewesen, dass Welten sie trennten. „Baba, bist du auch eine Banditka?“, habe er misstrauisch gefragt.

Sie habe immer davon geträumt, mit ihrem Enkel zusammenzuleben, ihm eine gute Großmutter zu sein. Gerne würde sie ihn versorgen, während die Eltern bei der Arbeit seien. Und nun müsse sie sich von ihm fragen lassen, ob sie eine Banditin sei. Dabei habe sie die „Volksrepublik Donezk“ nie unterstützt. Sie wolle auch gar keinen Anschluss an Russland. Lediglich im Mai habe sie beim Referendum für die Unabhängigkeit des Donbass gestimmt.

Der Kummer bricht aus ihr heraus

Es scheint, als breche jetzt aller Kummer aus Tatjana heraus: In Kiew werde sie immer wieder diskriminiert. Kurz nach ihrer Ankunft in Butscha wollte sie in der Hauptstadt Arbeit suchen, wollte sich mit der Betreuung von Kindern oder Kranken etwas verdienen. Doch die Gespräche seien meist schnell beendet worden, wenn klar wurde, dass sie aus dem Donbass kommt. In der zweiten Woche habe sie einen Arzt aufgesucht. Der habe sie rangenommen wie ein Polizist. Es gebe aber auch viele gute Menschen, räumt sie ein, die ihr weiterhelfen, wenn sie von ihrer Situation berichte.

Die Tochter kommt aus dem Kinderzimmer zurück. Sie habe am nächsten Morgen wichtige Termine, sagt sie entschuldigend, bevor sie ohne weiteren Blickkontakt mit ihren Gästen in der Küche verschwindet, um Tee zu bereiten.

„Im tiefsten Inneren ihrer Seele ist meine Tochter sicher sehr gespalten“, vermutet Tatjana. Sie sei sicherlich nicht damit einverstanden, dass ihr Mann den Krieg gegen den Donbass für ein notwendiges Übel hält. „Wenn er die Menschen im Donbass hasst, warum hat er dann meine Tochter geheiratet, die in Russland geboren und im Donbass aufgewachsen ist?“, fragt sie. Ihre Tochter habe ihr Geld gegeben, viel Geld.

Von Gardisten ausgeraubt

Als sie noch im Donbass wohnten, seien sie einmal bei ihrer Rückkehr aus Kiew an einem Checkpoint der Nationalgarde ausgeraubt worden, erzählt Tatjana. 2.000 Euro hätten die Nationalgardisten ihr abgenommen. Und sie sei nicht die Einzige gewesen, die von diesen Leuten ausgeraubt wurde. Ihre Nachbarin habe Ähnliches berichtet. „Im Krieg ist es wie im Krieg“, habe ihr Schwiegersohn damals stoisch geantwortet. Schlechte Leute gebe es eben überall und zu allen Zeiten.

Die Tochter kommt mit heißem Tee aus der Küche zurück. Taras zieht es dennoch vor, weiter im Kinderzimmer zu bleiben. „Mama“, sagt Nadeschda und legt ihre Hand auf das Knie ihrer Mutter. „Taras und ich wollen zunächst mal kein zweites Kind. Wir haben Angst, dass eure Leute eines Tages nach Kiew kommen. Taras hat sich um eine Stelle in Los Angeles beworben. Wenn alles klappt, könnt ihr nachkommen.“

Die Mutter schweigt, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Wir werden nicht mitgehen. Wir gehen wieder zurück nach Suhres, in den Krieg“, sagt sie leise. Sie wolle weder in die USA noch in ihre russische Heimat am Ural zurück. Sie werde heimreisen, dort alle Fenster mit Brettern vernageln und hoffen, dass es sie nicht erwischt. Und wenn doch, dann werde sie eben sterben. Einen Keller, in dem sie sich verstecken können, habe sie nicht.

Schlimmer als der Krieg sei der Krieg in der Familie, die Entfremdung von ihrer Tochter und ihrem Enkel. Doch zuerst werde sie zu Hause ihre Tochter aus den Skype-Kontakten streichen. „Ich kann deine virtuellen Küsse über Skype nicht mehr länger ertragen. Deine Familie sammelt Geld für den Krieg gegen uns, und du küsst mich?“

Igor sitzt die ganze Zeit wie versteinert und hält die Hand seiner Frau. Er starrt minutenlang an die Decke. Dann sagt er kaum hörbar: „Die Familie ist wichtiger als die Politik. Wir kommen mit in die USA.“

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44 Kommentare

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  • Tja, wie weiter in der Ukraine? Ein Entwurf für die anstehenden Reformen wird hier von Evelin Piètza und Mark Bartalmai kommentiert:

    http://kaceo.info/2014/12/08/us-krainisches-handbuch-wie-man-ein-volk-ausloscht/

    • @Der_Peter:

      Schon sehr aufschlussreich, dieser direkte Link zur neurechten "Mahnwachen"-Fraktion mit ihrem Aktivisten, dem Pseudojournalisten Mark Bartalmai (Motto: "Follow me into the truth").

      Insofern können wir jetzt auch Ihre Statements besser einordnen.

      • @Schalamow:

        So so, Bartalmai ist also ein "Pseudojournalist". Ihre Meinung, bitte sehr. Und wer, bitte sehr, ist "wir", die mich jetzt besser einordnen können? Und wie wäre es mit einem Eingehen auf den Inhalt? Oder ist das zu anstrengend?

        Tja, so ist das Leben. In den Augen mancher bin ich eine unverbesserliche rote Socke, andere rücken mich nach rechts. So what.

        • @Der_Peter:

          Da ich keine Lust habe, auf seinen diversen Blogs herumzurecherchieren: Klären Sie mich auf über die "journalistische" Tätigkeit dieses Herren!

           

          Ich sehe da nur eine Mischung zwischen Wichtigtuer und Missionar ohne jegliche Fachkompetenz. Und ich sehe eine Menge true believers, die zwar nicht müde werden, die ewiggleiche Medienschelte zu betreiben, die aber völlig kritiklos jedem Scharlatan folgen, wenn nur die Botschaft stimmt.

          • @Schalamow:

            Zitat: "...die aber völlig kritiklos jedem Scharlatan folgen, wenn nur die Botschaft stimmt."

            Tja, und da würde ich sagen, daß ich dies mit vielen anderen Menschen gemeinsam habe - vielleicht auch mit Ihnen?? Aber natürlich NICHT "kritiklos"! Was qualifiziert denn z.B. eine Frau Atai gegenüber Herrn Bartalmai? Was ihn betrifft, so kenne auch nur seine Blogs, und seine Videoberichte erscheinen mir glaubhaft. Punkt. Und nochmals, wie ist es mit dem Inhalt? Haben Sie andere Infos über die Zukunft der Ukraine, dann heraus damit.

            In der Zwischenzeit können Sie sich an einem Auftritt von Herrn Igor Mosijtschuk erfreuen, neugewählter Parlamentarier der Kiewer Rada und stellvertretender Chef des Azow-Battalions. Na, mit solchen Abgeordneten geht Kiew goldenen Zeiten entgegen...

            https://www.youtube.com/watch?v=5iYPqF3nCfw

            • @Der_Peter:

              Was Frau Atai qualifiziert?

              Z. B. ein Hochschulstudium, z. B., dass sie seit mehreren Jahren ausgewiesenermaßen als Journalistin tätig ist und über eine journalistische Ausbildung verfügt.

              Über "Mark Bartalmai" weiß ich dagegen nichts, nicht einmal, ob sein Name stimmt. Er gibt sich als "unabhängiger Journalist" (eine bekanntlich nicht geschützte Berufsbezeichnung) aus und sein einziges Thema (lt. dem Blog, auf den Sie verlinkt haben) ist die Ukraine, und das alles offenbar erst seit August diesen Jahres.

              Ganz offensichtlich handelt es sich hier um einen Aktivisten, dem es gerade nicht um neutrale Berichterstattung, sondern um Stimmungsmache geht. Nennen Sie mir einen Grund, weshalb ich ihm mehr trauen soll als z. B. Golineh Atai.

              • @Schalamow:

                Es gibt keinen rationalen Grund.

                 

                Es sei denn, mensch möchte sein*ihr ungutes Grundgefühl, sein*ihr Unbehagen der modernen Welt gegenüber irgendwie bestätigt wissen. Dann helfen obskure Blogs im Internet. Das ist wie mit einer medizinischen Selbsdiagnose. Fragen Sie das Internet und schon haben sie Krebs. Stellen Sie die richtigen Fragen an das Internet und schon sind sie einer Weltverschwörung auf der Spur. Die Bits und Pieces ergeben mit der Zeit einen Sinn!

      • @Schalamow:

        Meiner Meinung nach zeigt es lediglich dass manche Menschen sich etwas weiter über den Informationsrand lehnen als der gemeine SPIEGEL Leser.

         

        Ich bin durch Ihr Kommentar angeregt etwas durch die Themen der Seite gegangen und habe dort bei bestem Willen finden können was auf die neurechte schließen lässt.

        Evtl. sollte man sich mit den Inhalten auseinander setzen anstatt alles mit der Nazikeule niederzuknüppeln was einem nicht in sein eigenes Weltbild passt.

        • @Ben Nebelt:

          Hier werden Sie geholfen: http://mahnwache-braunschweig.de/mark-berichtet-von-seinen-erfahrungen-donezk/

           

          Nichts gegen Medienkritik, lieber Ben Nebelt. Aber die völlige Kritiklosigkeit selbst gegenüber den obskursten Bloggern ist schon reichlich seltsam.

          Was wissen Sie über Leute wie Mark Bartalmai (oder wie immer er auch heißen mag) und die ähnlich gestrickte Evelin Piètza? Wenn Sie ehrlich sind: Nichts! Ich auch nicht, zumal ich bei seinen Berichten nicht die geringste Gewähr habe, dass er nicht das Blaue vom Himmel herunterfaselt. Nur sein Blog verrät mir, wes Geistes Kind er ist, und wenn ich mir dann noch anschaue, in welchem Umfeld er auftritt, dann reicht mir das.

          • @Schalamow:

            Bei manchen Menschen soll so etwas wohl tatsächlich bereits ausreichen um ein Meinungsbild abseits der Inhalte zu BILDen.

  • In der Familie wird der Streit eben schnell persönlich... dabei nehmen die Kinder doch die Schwiegereltern auf - allerdings haben die auch viel verloren.

    Ich habe auch positive Geschichten von Flüchtlingen von der Krim oder dem Donbass gehört, von Menschen, die aufgenommen wurden, ohne gleich einen Eid auf die ukrainische Geschichte bis vor Jesus schwören zu müssen. Aber Gewalt polarisiert. Ein bisschen mehr Distanz zu Politik und Selbstdefinition (auf beiden Seiten) und ein bisschen mehr Trauer und schon wären wir der Versöhnung näher. Man muss vielleicht den Streit vertiefen, sich trotzdem zuhören und respektieren - schließlich möchte keiner Kinder umbringen!

    • @Große Leuchte:

      "schließlich möchte keiner Kinder umbringen!"

       

      Das stimmt - aber man nimmt es in Kauf - so ist das leider im Krieg.

      • @Grisch:

        Dann können Sie ja froh sein, dass es nicht Ihre eigenen Kinder sind, falls Sie welche haben.

  • Hoffen wir, dass die Entscheider sich morgen endlich für einen Waffenstillstand entscheiden!

    • @Dhimitry:

      Ja, und sich auch daran halten, ALLE.

      • @Der_Peter:

        Noch ein Wort zum hoffentlich kommenden Waffenstillstand. Im Moment laufen heftige Kämpfe, nicht nur wie schon so oft am Stadtrand von Donezk, sondern die ukrainischen Kräfte attackieren auch heftig rund um Gorlowka herum. Offensichtlich will sich da jemand in eine bessere Position bringen, bevor der Waffenstillstand kommt.

        • @Der_Peter:

          Wenn Putin es für richtig hält, wird der Waffenstillstand ganz schnell wieder gebrochen werden, war bisher leider immer so.

          • @Grisch:

            ??? Ich meine das Putin keine Verantwortung trägt wenn´s da geballert wird. Das Problem liegt m.E. darin das die in den letzten Monaten eingetretene menschliche Spaltung zwischen West und Ostukraine, der Alte Hass, die Ursache ist! Frieden erscheint inzwischen nur möglich in einem geteilten Ukraine..

            • @vergessene Liebe:

              Scheinbar hat Grisch viel Zeit, denn es gibt seit Tagen kaum einen Post, den er/sie unbeantwortet lassen würde. Zumeist mit stereotypen Behauptungen ohne viel Substanz.

              Was die Einheit der Ukraine betrifft, so sehe ich da schwarz, vor allem seitdem Kiew die Donezker und die Lugansker Volksrepublik blockiert. Eine Teilung würde sich aber nicht auf die derzeitigen Gebiete beschränken, denn es rumort an vielen Stellen, von Odessa über Mariupol bis rüber nach Charkow. Noch haben die Sicherheitskräfte die Situation halbwegs im Griff, das muß aber nicht so bleiben. Aber ich will hier nicht im Kaffeesatz lesen. Wichtig ist und bleibt, das nicht nur das Töten aufhört, sondern auch die systematische Zerstörung der Infrastruktur im Donbass durch die ukrainische Armee. Der Winter wird lang und hart, und man kann die Menschen nicht nur mittels Granaten und Grad-Raketen, sondern auch durch Kälte töten.

              • @Der_Peter:

                Stimme dir zu... Der @GRISCH .. haha.. der belebt nur die Debatte (..)

                Schiet is dat das Ukraine Problem im direkten menschlichen Bereich unlösbar geworden ist. Alte Ängste, alter Hass, altes Misstrauen.. neu erwacht, macht ne neue Einheit ...

                sozial-politisch und menschlich...

                offenbar unmöglich...

                -----------------

                Die barbarische Ballerei- im Namen

                `übergeordneter Politiker´ und machtpolitisch verdrehten Rechtsauffassungen- muss aufhören!

                -----------------

                Der Aspekt des Winters, der Kälte- im bösen Licht weiterer Zerstörung der Infrastruktur im Donbass durch Kiews Militär- könnte eine erneute humanitäre Krise dort erzeugen..

  • Es ist doch so, dass es hier im Grunde nur um Rohstoffe geht und nicht um die Menschen. Wer hatte den Westen(EU) geritten so in der Ukraine zu intervinieren?

    Über all um Europa brennt es und mitten drin sitzt der Europäer. Das Kapital kann sich jederzeit einen neuen Ort suchen, sowie ein geringer Teil der Leute.

     

    Jedoch ist die Zukunft Europas langfristig in Gefahr, weil es Europa noch nie, egal in welcher Form, es geschafft hat Russland zu besiegen.

     

    Auf langer Sicht verliert Europa nicht nur den Konflikt in der Ukraine, sondern das Kapital.

     

    Ein kluger Reiter wechselt das Pferd, wenn es tot geritten ist und geht seinen Weg.

     

    Vielleicht erleben wir gerade das Ende Europas als großen Player auf der Welt.

     

    Schade...

    • @Azad:

      Um welche Rohstoffe gehts da genau? Um die Kohle aus dem Osten der Ukraine? Die gibts in China billiger...

      • @Dhimitry:

        Na ja, Rohstoffe werden nicht die Hauptmotivation sein, eher geostrategische Überlegungen. Obwohl, Hunter Bidens Führungsposition bei der Burisma Holding spielt schon in die Richtung von Rohstoffen und Energie. Bei Slawjansk lagert viel Schiefergas.

        • @Der_Peter:

          Und für welche Geostrategie sollte die Ukraine von solch einer Wichtigkeit sein, dass dafür Menschen sterben müssen?

          Keiner - außer der Paranoia Russlands!

          • @Dhimitry:

            Sie können sich ja mal in Zbigniew Brzezinskis Bücher schlau machen, z.B.:

            "Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft" oder "The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives", in der deutschen Ausgabe mit Genschervorwort... in dem die Eroberung der Ukraine zwecks Schwächung Russlands schon in den 90ern drin vorkommt. Der Obamaberater und Strategie-Haudegen seit Carter sollte es schon wissen, wie auch deutsche Politdarsteller... Und Projekte wie "Project for the New American Century (PNAC)" sind einfach Oldschool.

            • @fornax [alias flex/alias flux]:

              Richtig. In seinem Buch "Die einzige Weltmacht", indem übrigens auch viele kluge Analysen der damaligen Situation (1997) zu lesen sind, beschreibt Brzezinski sehr klar, daß und wie die USA die führende Nation bleiben sollten und wie dazu u.a. auch Rußland in Schach zu halten sei, z.T. schön umschrieben als Einbindung, Vermittlung europäischer Werte, usw.

              Da man dem Herrn Brzezinski nicht noch zusätzliche Tantiemen verschaffen muß, gibt es hier eine pdf-Datei, zugegebenermaßen etwas schwer zu lesen:

              http://www.attac-leipzig.de/allg/material/2014/Die%20einzige%20Weltmacht.pdf

              • @Der_Peter:

                Ich möchte gar nicht die Existenz von verschiedenen außenpolitischen Strategien verneinen. Es gibt viele kluge Bücher und verschiedene mehr oder weniger kluge "Geostrategien". Ich glaube aber nicht, dass diese Strategien für den aktuellen Konflik große Erklärungskraft besitzen.

                 

                Geostrategien sind Wunschvorstellungen, von mir aus Algorithmen, die festlegen was zu tun ist, wenn x oder y passiert. Da es aber sehr viele davon gibt, die sich häufig widersprechen und für die im besten Falle demokratische Mehrheiten organisiert werden müssen, kann nicht davon ausgegangen werden, dass die eine, in Buch xy festgehaltene Welterklärung tatsächlich alle Vorgänge in Osteuropa erklären kann.

                 

                Natürlich haben sowohl die EU, als auch die USA und Russland Interessen an der Ukraine. Gerade für den Westen bringt die Krise aber keinerlei Vorteile. Deshalb wäre es eine ziemlich blödsinnige Geostrategie, die ein das aktuelle Szenario einschließen würde.

  • Es braucht unbedingt Verhandlungen, Gespräche, eine Lösung des Konflikts, nicht moch mehr medialer Aufrüstung! Und nicht noch mehr militärischer Aktionen mit dem ganzen Gewäsch aus Rechtfertigungen und Lügen für Dinge, die man nicht rechtfertigen kann!

    Mein Großvater war jahrelang an forderster Front im 2WK. Der hat immer gesagt: Krieg ist das Schlimmste, was es gibt. 5 Verwundungen zeugten davon... und jetzt trommeln wir im Westen wieder zum Aufmarsch. Unfassbar eigentlich...

    • @Matthias0315:

      Getrommelt wird vielleicht im Kreml und im russischen Staatsfernsehen.

       

      Der Aufmarsch der russischen Söldner erfolgt aber eher still heimlich und ohne Abzeichen.

       

      Unfassbar ist höchstens wie sie hier die Tatsachen verdrehen...

    • @Matthias0315:

      Niemand trommelt hier für einen Aufmarsch. Außer vielleicht die Montagsdemonstranten. Aber das ist eine eigene Geschichte...

  • Der Artikel erzählt m.E. davon das die Alten Gräben zwischen den Menschen der Ost und Westukraine irgendwie unüberbrückbar wiederentstanden sind...

    Einerseits Arroganz westlichen Wohlstands mit diskriminierendem Vokabular gegen die Menschen aus der ukrainischen `Ostzone´(...)

    Andererseits so etwas wie `human common sense´, Menschlichkeit der Donbass Menschen...

    -----------------

    Erinnert mich etwas an die alte BRD/DDR Separation... Nur das die Spaltung der Ukraine brutaler ist..

    ----------------

    Irgendwie Schizophren...

    ----------------

    Wie hält Bernhard Clasen es dort nur aus? Viel Vodka? Oder was?

    • @vergessene Liebe:

      Auf jeden Fall schätze ich seine Berichte. Und wenn ich manchmal etwas anders sehe, so sind diese Berichte zumindest Anlaß für mich, nachzudenken und weiter zu recherchieren, denn er ist dort und ich nicht.

      • @Der_Peter:

        Apropos "dort sein": Gegen einen schönen heißen Borschtsch mit Smetana hätte ich auch mal nichts, oder eine Soljanka.... ;-)

        • @Der_Peter:

          ha.. Ja, ich teile deine Meinung... die Berichte von B.C. sind `Hautnah´

  • Ja ja, mit der Legende vom "Schutzschild" läßt sich der Beschuß ziviler Wohngegenden vortrefflich rechtfertigen. Gruselig, daß für manche dann der Tod von Zivilisten, auch von Kindern, in Ordnung geht oder zumindest leichter zu ertragen ist.

    Als vor einiger Zeit zwei Fußball spielende Jugendliche auf dem Hof einer Sportschule in Donezk von einer ukrainischen Granate getötet wurden, brauchten nach der Aussage eines zufällig vor Ort befindlichen Photographen Krankenwagen UND Volkswehr-Angehörige angesichts weiter stattfindenden Beschusses eine Stunde, ehe sie am Ort des Geschehen eintrafen. Sieht so ein "Schutzschild" aus?

    Na ja, und daß die Angehörigen der Nationalgarde und der Kolomojski-Bataillone an Plünderungen beteiligt sind, ist ja nun nichts neues mehr.

    • @Der_Peter:

      Die Legende vom Schutzschild ist eben keine Legende, sondern das sind immer wieder zu beobachtende, leider übliche Handlungen und Taktiken die bei einem Krieg angewendet werden und zwar üblicherweise von beiden Seiten.

       

      Das Schlimme ist, dass dieser Krieg vom Zaun gebrochen wurde, ohne Notwendigkeit, aus reinem politischen Machtkalkül heraus.

       

      Und, dass er anscheinend weiter aufrecht erhalten wird, ebenfalls aus dem Kalkül heraus, mit aller Macht zu verhindern, dass sich die Ukraine erfolgreich demokratisieren kann.

      • @Grisch:

        Die Sache ist nur die dass es im Internet zu diverses Video und Bildmaterial gibt, in dem aufgezeigt wird wo und mit welchen Auswirkungen ukrainische Artilleriegeschosse in Wohngebieten einschlagen.

        Hingegen sind die Aussagen über menschliche Schutzschilde die der ukrainischen Armee. Wer wirkt an dieser Stelle objektiv betrachtet glaubwürdiger bzw unglaubwürdiger?

        Im Bericht steht überdies, dass der Junge vor einem Kindergarten gestanden haben soll als Ihn der Splitter erwischte das könnte tatsächlich ein Hinweis sein dass die Ukrainische Armee wahllos oder auch nicht auf von Zivilisten bewohntes Gebiet schießt.

      • @Grisch:

        Herrlich, genau wie Dhimitry (oder sind Sie sogar derselbe, nur mit anderem Nickname)! Kiew=Ganz viel gut, Moskau=Ganz viel böse. So ein Weltbild hat natürlich einen Riesenvorteil, denn es erspart einem jegliches Nachdenken.

        • @Joe2009:

          Ach Joe...

           

          Um auf Ihrem Nivau zu bleiben: Moskau = nicht ganz viel böse.

           

          Aber Moskau = sau dumme Politik = kostet Menschenleben + kostet Jobs.

           

          So kappiert?

          • @Dhimitry:

            Was gibt's bei Ihnen schon zu "kappieren"? In Ihrem Weltbild ist Putin, Putin, Putin und nochmals Putin bzw. die russische Politik ganz alleine an diesem Konflikt in der Ukraine schuld. Die Polithonks in Kiew sowie ihre westlichen Unterstützer tragen dafür selbstverständlich nicht im Geringsten irgendeine Verantwortung!

  • Die Sympathien sind hier eindeutig bei den Großeltern.

    • @friedjoch:

      Meine Sympathien sind bei allen Familienmitgliedern gleichermaßen und auch bei Herrn Clasen, der authentische Informationen vor Ort recherchiert.