Konflikt in Kamerun: Geleugnetes Massaker
Bei einer Armeeoperation in einem Dorf in Kamerun sterben zahlreiche Menschen. Die Armee schweigt erst – und spricht dann von einem „Unfall“.
![Soldaten in Kamerun auf einem Pick-Up. Soldaten in Kamerun auf einem Pick-Up.](https://taz.de/picture/3979664/14/24790920-1.jpeg)
Die Spähmission sei beschossen worden. Im darauf folgenden Feuergefecht seien mehrere Benzinkanister explodiert, hätten Hütten in Brand gesetzt und eine Frau und vier Kinder seien gestorben. „Ein bedauerlicher Unfall“, so Armeesprecher Cyrille Atonfack Guemo.
Mit dieser am Montag verbreiteten Version trat Kameruns Regierung den Berichten entgegen, die seit Samstag in kamerunischen Medien zirkulierten und bei Kameruns Opposition für Entsetzen sorgen.
Demnach rückten gegen drei Uhr morgens Bewaffnete in Armeeuniformen in Ngarbuh ein und legten Feuer an Häusern von Familien, die Angehörige in der separatistischen Rebellion im Westen Kameruns haben. 13 Häuser seien in Flammen aufgegangen, zwanzig Menschen seien getötet worden, viele davon lebendig verbrannt, gibt die unabhängige Zeitung Mutations Berichte von Augenzeugen wieder und veröffentlicht entsprechende Fotos.
Massaker vertieft Gräben
James Nunan, Leiter des humanitären UN-Koordinierungsbüros in Kameruns Nordwestprovinz, bestätigte gegenüber AFP „mindestens“ 22 getötete Zivilisten, davon 14 Kinder. „Die Leute riefen uns an, um zu sagen, dass die Militärs gekommen sind. Sie brechen die Türen auf, schießen auf diejenigen, die da sind, und zünden die Häuser an“, wird ein Bewohner der Gemeinde Ntumbo zitiert, zu der Ngarbuh gehört. Der Menschenrechtsanwalt Agbor Felix Nkongho spricht von 32 Toten.
Der Konflikt im anglophonen Westen Kameruns, wo Separatisten eine eigene „Republik Ambazonien“ erkämpfen wollen, hat seit 2016 über 3.000 Tote und 700.000 Vertriebene gefordert. Die jüngste Kraftprobe stellte die Parlamentswahl vom 9. Februar dar: Die Rebellen versuchten, sie in den beiden anglophonen Provinzen zu verhindern, zahlreiche Wahllokale blieben geschlossen.
Ein Wahlergebnis liegt noch nicht vor. Wohl aber ein neues Massaker, das die Gräben in Kamerun weiter vertieft.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm