Kommentar: Mehr Verbote, bitte

Der Senat will einen landesweiten Leinenzwang einführen - das ist noch lange nicht genug.

Bald in der ganzen Stadt: Leinenzwang Bild: dpa

Der Görlitzer Park soll drogenfreie Zone werden, auf den meisten anderen Grünflächen dieser Stadt darf schon längst nicht mehr gegrillt werden, ein CDU-Abgeordneter fordert das Verbot nächtlichen Alkoholverkaufs, und Clubs müssen reihenweise aufgrund von Lärmauflagen schließen: Ein Gespenst geht um in Berlin, das Gespenst der Verregelung, und das ist ziemlich hässlich. Statt darauf zu setzen, dass sich etwa ParknutzerInnen untereinander verständigen, entscheidet man sich für Verbote, Kontrollen und Strafen. Das ist keineswegs nur für junge Partygänger problematisch, denn es geht hier um viel mehr als nur den Verlust von ein bisschen Spaß: Es geht um den Verlust von Freiheit – nicht die Freiheit, immer und überall genau das tun zu können, was man gerade will, sondern die Freiheit, sich mit den Menschen um einen herum über das Zusammenleben zu verständigen, statt sich dieses von oben diktieren zu lassen. Diese Freiheit der Unverregeltheit gilt es zu verteidigen, überall in der Stadt.

Es gibt nur eine Ausnahme. Hunde.

Hippieske Seifenblasen

Hunde, die vor meine Haustür kacken. Hunde, die sich über meinem Handtuch trockenschütteln. Hunde, die mich fast umwerfen beim Versuch, ihre Zunge in mein Gesicht zu bekommen. Schon klar: Das Problem sind nicht die Hunde, die können ja nichts dafür, die sind halt so. Das Problem sind ihre HalterInnen. Versuchen Sie mal, mit Leuten zu reden, die ihren kalbsgroßen Köter „Prinzessin“ nennen. Sich mit den Menschen um einen herum verständigen, die Freiheit der Unverregeltheit – hippieske Seifenblasen, die bei der Begegnung mit Herrchen und Frauchen schneller zerplatzen, als das Grillgut vor Prinzessin in Deckung gebracht werden kann. Der will doch nur spielen? Ich aber nicht. Das ist ein ganz Lieber? Mir egal, er stinkt trotzdem. Ich mach das ja gleich weg? Das will ich aber auch schwer hoffen.

Gute Nachrichten

Deshalb: Für HundehalterInnen braucht es Verbote, Kontrollen und Strafen, je mehr, desto besser. Dass man am Schlachtensee vielleicht schon bald endlich wieder baden kann, ohne von haarenden, sabbernden Tieren belästigt zu werden, ist eine ausgezeichnete Nachricht. Genauso wie der Vorstoß, einen landesweiten Kotbeutel- und Leinenzwang einzurichten. Wobei: Wer da Tierquälerei schreit, hat eigentlich recht, so ein Tier muss sich bewegen können. Also, die Lösung liegt auf der Hand: Macht aus dem Leinenzwang ein landesweites Hundeverbot, bitte.

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Redakteurin im Ressort Reportage&Recherche | Jahrgang 1990 | Seit 2014 Redakteurin der taz, zunächst im Berlinressort | 2016-2020 schwerpunktmäßig Recherchen zur extremen Rechten, dazu 2019 "Angriff auf Europa" im Ch. Links Verlag erschienen (mit C. Jakob, P. Hecht, N. Horaczek, S. am Orde) | 2020-2022 als Produktentwicklerin verantwortlich für die Konzeption der wochentaz | 2022-2023 Redakteurin im Ressort Zukunft – Klima Wissen Utopien | Seit 2023 im Investigativteam der taz.

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