Kommentar zu Auslandseinsätzen: Kopf- und hilflose Strategie
Nichts spricht dafür, dass sich die Lage in Afghanistan verbessern wird. Warum wird der Einsatz der Bundeswehr trotzdem verlängert?
E s ist Zeit für einen Schlussstrich. Und zwar besser heute als morgen. Der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr war von Anfang an ein Fehler. Jetzt sollte sich endlich von dieser fatalen rot-grünen Erblast der Schröder-Fischer-Ära befreit werden.
Doch stattdessen setzt die schwarz-rote Bundesregierung weiter auf Durchhalteparolen. „Wir brauchen Geduld und einen langen Atem“, schwadroniert die alte und neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Im Herbst 2001 starteten die USA ihren „War on Terror“ in Afghanistan – und wiederholten damit den Fehler der Sowjetunion von 1979. Im Dezember 2001 entsandte die Bundesrepublik die ersten deutschen Soldaten an den Hindukusch. Und wie sieht es heute aus, mehr als 16 Jahre und Zehntausende Tote später? Das Einzige, was in Afghanistan floriert, ist der Drogenanbau.
Die Lage in dem Land sei geprägt durch „unzureichende Effektivität der staatlichen Verwaltung und Sicherheitskräfte, verstärkte Angriffe der Taliban sowie von IS-Gruppen, Korruption, Armut und Arbeitslosigkeit, Flucht und Migration“, heißt es im aktuellen „Bericht der Bundesregierung zu Stand und Perspektiven des deutschen Afghanistan-Engagements“.
Es hat sich kaum etwas bewegt
Die staatlichen Sicherheitskräfte hätten gerade mal „die überwiegende Kontrolle über 60 Prozent des Territoriums“. Bereits als Erfolg wird dabei gesehen, dass es den afghanischen Streitkräften mittlerweile mit internationaler Unterstützung gelungen sei, „die Stabilisierung eines strategischen Patts zu erreichen“.
Die Bundesregierung will jetzt nicht nur das Mandat für den Bundeswehreinsatz verlängern, sondern auch wieder ausweiten. Statt bis zu 980 sollen demnächst bis zu 1.300 deutsche Soldaten im Rahmen der Nato-Mission „Resolute Support“ tätig sein. Doch das wirkt nur noch kopf- und hilflos. Eine schlüssige Strategie ist nicht zu erkennen. Nichts spricht dafür, dass sich dadurch die Lage in Afghanistan verbessern wird.
Deutschland sollte deshalb endlich dem Beispiel Kanadas und Frankreichs folgen und sein militärisches Engagement in Afghanistan beenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“