Kommentar Vorwahlen in Pennsylvania: Ein Akt der Selbstzerstörung
Clinton will um jeden Preis gewinnen - auch wenn sie sich und die Partei schwer beschädigt. Und die Zeit, Wahlkampf gegen McCain zu machen, wird immer knapper.
Adrienne Woltersdorf ist USA-Korrespondentin der taz.
The show must go on: Alle Hoffnungen auf ein Ende des demokratischen Vorwahl-Marathons sind mit dem Sieg Hillary Clintons in Pennsylvania dahin. Nun ist es ausgeschlossen, dass bis zum 3. Juni, dem Tag der allerletzten Vorwahl, ein klarer Sieger feststehen könnte. Es spricht einerseits für die Demokratische Partei, dass sie ihren Vorwahlprozess so basisdemokratisch wie nur möglich gestalten will. Andererseits ist längst klar, dass ausgerechnet dieser Wahlkampf, in dem die Partei gleich mit zwei außergewöhnlichen Kandidaten Geschichte schreibt, zum Akt der Selbstzerstörung zu werden droht.
Denn jeder Tag, den die demokratischen Vorwahlen länger in Anspruch nehmen, verkürzt den Hauptwahlkampf gegen die Republikaner. Und das ist schlecht. Nicht nur, weil sich Hillary Clinton und Barack Obama gegenseitig demontieren. Sondern auch, weil das ihrem Gegner, Senator John McCain, alle Zeit der Welt gibt, seine schwache Ausgangsposition zu stärken. Er kann Geld sammeln, das er noch nicht hat, und er kann sich die Argumente Clintons gegen Obama abschreiben, die sie ihm mit ihren Angriffen auf den Parteifreund liefert. Zwar liegt Obama bei der Zahl der gewonnen Staaten und bei der Delegiertenzählung vorn, doch Clintons Siege in Ohio und nun Pennsylvania machen deutlich, was der schwarze Senator nicht kann: Nämlich die wichtigen Wechselwähler in der weißen unteren Mittelschicht und die eher konservativen weißen Arbeiter für die Demokraten gewinnen.
Das alles bereitet den 795 Superdelegierten, die das Clinton-Obama-Duell im Sommer entscheiden müssen, schlaflose Nächte. An deren Verunsicherung arbeitet Hillary Clinton mit egozentrischem Eifer. Sie will gewinnen, um jeden Preis - und nimmt dafür billigend in Kauf, die Partei und damit sich selbst schwer zu beschädigen. Denn selbst wenn sie entgegen allen Erwartungen die Nominierung erhalten sollte, wird sie nicht mehr als strahlende starke Kandidatin ins noch härtere Rennen gegen McCain starten. Zwar kann sie die wichtigen Wechselwähler und die Wählenden ab 65 binden. Aber ein Ticket ins Weiße Haus besitzt sie damit nicht.
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