Kommentar Volker Beck gegen „Spiegel“: Klarer Fall von Biografiestyling
Verbissen kämpft Volker Beck um seinen Ruf. Das lässt ihn nicht gerade souverän aussehen, ja er widerspricht damit sogar eigenen Aussagen.
V olker Beck ist bekannt als kämpferischer Bürgerrechtspolitiker. Seine Hartnäckigkeit galt bislang sexuellen und religiösen Minderheiten. Jetzt verteidigt er mit Verve, was ihm mindestens genauso wichtig ist: den eigenen Ruf.
Dass dieser Ruf gut ist, kann man nicht uneingeschränkt sagen. Nicht, seit er mit illegalen Drogen erwischt wurde, und erst recht nicht, seit im Wahlkampf 2013 ein Aufsatz aus dem Jahr 1988 auftauchte, in dem er Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern teilweise entkriminalisieren wollte.
Vehement distanzierte sich Volker Beck damals vom Gesagten. Und geradezu wütend verrannte er sich in eine merkwürdige Vorwärtsverteidigung: Der Herausgeber des Buchs habe seinen Aufsatz im Nachhinein verfälscht, im Originalmanuskript stehe anderes, behauptete der grüne Politiker immer und immer wieder. Das stimmte schon damals nicht: Jeder, der die beiden Versionen nebeneinander sah, konnte sehen, dass die Unterschiede minimal waren. Die umstrittene Kernaussage blieb.
Spiegel Online sorgte dafür, dass die Öffentlichkeit sich ein Bild machen konnte, und präsentierte beide Texte nebeneinander. Dass Beck daraus Jahre später noch partout eine Urheberrechtsverletzung machen will, ist absurd. Egal, wie das Verfahren ausgehen wird (es wurde am Donnerstag vom Bundesgerichtshof an den Europäischen Gerichtshof verwiesen), Beck tut sich mit dem Prozess keinen Gefallen.
Seine ehrpusselige Verbissenheit lässt ihn nicht dastehen als souveränen Politprofi, der zu ehemaligen Fehlern stehen kann. Sondern als einen Machtmenschen, der nicht verknusen kann, dass ihn seine Partei nicht mehr für den Bundestag aufgestellt hat. Jetzt, so scheint es, möchte Volker Beck wenigstens seine politische Biografie im Griff haben und dunkle Flecken, soweit es geht, tilgen lassen.
Beck hat wohl vergessen, was er erst letztes Jahr in der taz formuliert hatte: „Politik ist kein Biografiestyling.“
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