Kommentar Vogelschutz und Windkraft: Rechthaber müssen abrüsten
Der Streit zwischen den Naturschützern und den Windmühlenbetreibern ist ideologisch. Er ist aber überwindbar.
E s ist ein ideologischer Streit, der die Diskussion über die Energiewende seit Jahren belastet. Überzeugte Naturschützer behaupten, Windräder würden so viele Vögel töten, dass man sich Sorgen über den Bestand mancher Art machen müsse. Anlagenbetreiber und ihre Lobby dagegen erklären die Vogelfreunde zu Ökospinnern. Derzeit ist eine neue Runde des Konflikts im Gange. Rechthabern auf beiden Seiten möchte man zur Abrüstung raten.
Aktuell dienen Rotmilane und Mäusebussarde als Objekte der Auseinandersetzung. Radikale Tierschützer behaupten, Windkraftfirmen würden die Nester geschützter Vögel zerstören, um Platz für ihre Kraftwerke zu schaffen. Mit aktuellen Gutachten schießen die Ökoenergie-Freunde zurück und entlarven plausible Argumente der anderen Seite als vermeintliche Propaganda.
In dieser Gefechtslage kommen nun vier renommierte Institute zu Ergebnissen, die den Streit beruhigen könnten. Ja, regelmäßig werden Mäusebussarde von den Rotorblättern zerfetzt. Möglicherweise sterben auf diesen Art in Schleswig-Holstein jährlich 6 Prozent der Tiere. Bei Arten mit relativ wenigen Exemplaren könne ein solche Todesrate durchaus problematisch sein, bei Arten mit großem Bestand jedoch nicht, lautet das Fazit.
Daraus lässt sich diese Botschaft ableiten: Natürlich sollte man beide Anliegen – Naturschutz und Energiewende – ernst nehmen. Kompromisse sind möglich. Geht es tatsächlich um kleine, bedrohte Vogelbestände, müssen die Unternehmen mal auf drei, vier Windmühlen verzichten.
Andererseits können viele Vögel durchaus überleben, obwohl ihnen die Kraftwerke zusetzen. Ein Grund: Sie bekommen genügend Junge, die die Verluste ausgleichen. Solche Gesichtspunkte werden demnächst hoffentlich stärker thematisiert, wenn das von der Bundesregierung und der Michael Otto Stiftung unterstützte Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende mit seiner Arbeit beginnt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?