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Kommentar Verkehrspolitik für RadfahrerEs müssen endlich gleiche Rechte her

Kommentar von Svenja Bergt

Die Verkehrsministerkonferenz hat einen Plan vorgelegt. Radfahrer sollen mehr Rechte bekommen. Aber das tut der Autolobby eher zu wenig weh als zu viel.

Ein echter „feel good“-Moment Foto: dpa

D as muss erst mal jemand schaffen: Da einigen sich die Verkehrs­minister:innen der Länder darauf, wie Radfahrer:innen das Vorankommen künftig ein kleines bisschen leichter und sicherer gemacht werden könnte. Die Vorschläge sind so unauffällig, dass nicht einmal der ADAC etwas dagegen finden kann. Und was kommt von Union und FDP? Ablehnung, frontal. Man wolle doch das Fahrrad nicht gegenüber anderen Verkehrsmitteln bevorzugen. So wies etwa der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Ulrich Lange, im Spiegel darauf hin, dass für „alle Verkehrsteilnehmer die gleichen Rechte“ gälten.

Was soll man da sagen? Super, genau richtig, so muss es sein. Und das mit den gleichen Rechten, das wäre nun bitte schön umzusetzen. Zum Beispiel, was den Platz angeht: Auf der Fahrradspur stapeln sich zwei Dutzend Radler:innen, während die gleiche Menge Autofahrer:innen entspannt dreispurig fahren darf? Nichts da. Je zwei Spuren für alle. Oder Ampeln. Die Fahrradampel zeigt schon Rot, da dürfen die Autos noch eine halbe Minute über die Kreuzung rasen? Schluss damit, gleiche Grünzeiten für alle.

Oder Stellplätze: Beide Straßenseiten sind lückenlos mit Blechmaterial auf vier Rädern zugeparkt? Nein, als Radfahrer:in müssen Sie bald nicht mehr bis zur nächsten Ecke schieben, um Ihr Gefährt an einem Straßenschild anschließen zu können. Künftig gibt es ausreichend sichere und in Schuss gehaltene Abstellanlagen. Natürlich auf der Straße und nicht auf Gehwegen, da ist der Platz ohnehin schon knapp genug.

Ach liebe Union, das war es gar nicht, was mit den gleichen Rechten gemeint war? Und auch das Neben­einanderfahren soll weiterhin Verkehrs­teilnehmer:innen mit motorisiertem Untersatz vorbehalten sein? Schade. Aber wahrscheinlich zeigt das: Die Vorschläge der Verkehrsministerkonferenz tun eher zu wenig weh als zu viel.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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16 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ohne Radwege gäbe es ja gar keine Parkmöglichkeit für Paket- und Pflegedienste, Pizzaboten, Taxis und all die Anderen, die nur mal schnell was besorgen müssen.

    • @schuhwerfer:

      Jo, und in Hamburg zum Beispiel parkt auch gerne die Polizei auf dem Radweg.

  • danke, ja, so ist es.

    und was machen wir jetzt?

  • Legt man die Gesamtzahl der gefahrenen Kilometer je Verkehrsmittel als Maßstab zugrunde, kommt man zu dem Ergebnis, dass Radfahrern bereits zu viel Platz eingerämt wird.

    Wenn man den gleiche Rechte für alle Verkehrsmittel fordert, dann muss endlich die Führerschein-, Kennzeichnungs- und Versicherungspflicht für das Fahrrad her. Und der gesetzlich zu verankernde Sicherheitsabstand von 1,5 Metern muss auch in Paragraf 5 Absatz 8 der Straßenverkehrsordnung mit aufgenommen werden.

    Übrigens, sie dürfen bereits jetzt ihr Rad auf der Straße abstellen (sogar im Parkverbot). Dafür braucht es keine gepflegten Abstellanlagen. Seit entsprechenden Zeitungberichten mache ich das regelmäßig.

    • @DiMa:

      Wo werden die vielen Kilometer gefahren? Vielleicht der eine oder andere auch außerhalb von Ortschaften? Gar auf der Autobahn, wo es gar keinen Radverkehr gibt, weil er dort nicht zugelassen ist?



      Auf Autobahnen haben Radfahrer entschieden zu wenig Platz - und erst die Fußgänger... Was würden die da an Kilometern abspulen, wenn man sie nur ließe...



      Ironie aus: In Städten mit wenigen Kilometern Durchmesser haben Radfahrer viel zu wenig Platz. Kraftfahrzeuge als Verkehrsmittel sind dort für alle nicht gehbehinderten gesunden Menschen entbehrlich ... genauso in Ballungsräumen mit gutem Öffentlichen Personennahverkehr. Trotzdem ist die höchste SUV-Dichte in Berlin, Hamburg, München ... anzutreffen. Und viele Fahrer dieser Zivilpanzer nötigen nach Herzenlust Radfahrer, die so "frech" sind da zu fahren, wo es die StVO vorschreibt: Auf der Straße, wenn es keine separaten Radwege gibt.



      Der Sicherheitsabstand beträgt übrigens nach geltender Rechtsprechung zu Kindern oder bei mehr als 70 km/h mindestens 2 Meter.

    • @DiMa:

      Sicher? Hier in München („ja, wir san mim Radl da“ — und das trotz sehr mäßiger Investitionen in den Radverkehrs) liegt die Verkehrsleistung des Fahrrads bei 50% des Autos.

      Ich kann hier nicht erkennen, 50% des Platzes zu haben. Eher 10%. Was auch zu dem Vierfachen des Platzverbrauchs eines Autos für die gleiche Verkehrsleistung passt.

      Dass man in München eigentlich nur nachts mit dem Auto schneller ist als mit dem Fahrrad, zeigt, dass das Geld schlicht und einfach falsch investiert wird. Radverkehr verdoppeln, Autoverkehr halbieren, dann wären alle glücklich (Zustände wie in Amsterdam dann halt). Da müssen dann auch keine Milliarden in Tunnel für den Mittleren Ring versenkt werden.

      • @Bernd Paysan:

        Es gibt keinen Grund, in dieser Diskussion immer nur die Ballungsgebiete zu betrachten. Es geht hier um ein Bundesgesetz als müssen auch die Gesamtverhältnisse betrachtet werden.

        Nehmen wir München. Vergleichende Statistiken über die Fahrleistungen sind nicht ersichtlich. In München ist die Staugefahr in der Regel besonders hoch. Viele in Münchnen arbeitende Pendler fahren von außerhalb mit dem Auto in die Stadt (häufig ca. 30 KM pro Strecke) während die Münchner Bewohner das Auto häufig stehen lassen und unter anderem das Rad nutzen. Hierbei ist die Wegstrecke in der Regel deutlich geringer als beim Pendler (nehmen wir mal 5 KM pro Strecke; München ist ja vergleichsweise klein). Im Ergebnis macht ein Pendler damit in diesem Beispiel die sechsfache Strecke pro Fahrt zur Arbeit.

        Ich persönlich komme im Jahr auf eine Fahrleistung von ca. 60.000 KM (auch aufgrund vieler Fahrten Berlin-München). Würde ich nur mit dem Rad zur Arbeit fahren und sonst noch so ein wenig nebenbei, käme ich aufgrund derEntfernung zur Arebeit auf ca. 2.500 KM im Jahr.

        Auf dem Land oder im Ruhrgebiet dürfte sich das Verhältnis eher noch verschieben.

        Tja und Amsterdam ist halt nochmal um ca. ein Drittel kleiner als München.

    • 9G
      94098 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Nunja, ein Auto besitzt aber ein wesentlich größeres Gefahrenpotential als ein Fahrrad. Insofern ist es schon nötig, für's Autofahren seine Eignung vorweisen zu können. Und was den Platzbedarf eines Autos angeht, welches im Mittel mit 1,4 personen besetzt ist, so ist dieser auch wesentlich größer als beim Fahrrad. Insofern haben wir hier auf alle Fälle eine massive Ungleichbehandlung. Autos wird nun mal viel zu viel Platz zugestanden.

      • @94098 (Profil gelöscht):

        Erst heute kam es Presseberichten zufolge wieder zu einem schweren Zusammenstoß mit Verletztem und Unfallflucht. Angesichts der steigenden Zahl der Verkehrsteilnehmer beötigen wir daher auch bei Radfahrern den Nachweis der Regelkunde, eine Kennzeichnung und eine Absicherung.

        Dem Autor ging es lediglich um Gleichbehandlung, daher sollte er damit wohl kein Problem haben.

        • @DiMa:

          Klar doch, und Nachweis der Regelkunde, Nummernschilder und Helmpflicht für Fußgänger gleich noch dazu. Die machen auch mal Fehler und wenn sie von einem KFZ auf einer Kreuzung aufs Korn genommen werden, verringert ein Helm auch das Ausmaß der Verletzungen. Natürlich nur wegen der Gleichbehandlung...

        • 6G
          68514 (Profil gelöscht)
          @DiMa:

          Kennzeichnung bei Fahrrädern? Völlig unpraktisch, da das Fahrrad damit seiner Flexibilität beraubt wird. Es ist ein muskelkraftbetriebenes Verkehrsmittel - Fußgänger müssen sich auch kein Namensschild um den Hals hängen. Und es geht dem Autor hier um Platzbedarf und Ampelschaltungen. Wie ich schon sagte, Autos wird viel zu viel Platz zugesprochen, bei im Platzvergleich viel zu geringen Transportleistung. ÖPNV und Fahrrad sind da um Größenordnungen effizienter und dazu noch wesentlich weniger umweltbelastung. Und was die Ampelschaltungen angeht, so ist nicht einzusehen, daß die den Platz effizient nutzenden Radfahrer und ÖPNV-Nutzer unverhältnismäßig lange auf die raumgreifenden Autofahrer warten müssen.

  • Ich höre immer nur Rechte, aber an Pflichten ist scheinbar keiner interessiert. Jeder Depp darf sich auf ein Fahrrad schwingen und damit am Straßenverkehr teilnehmen, ungeachtet ob er die Straßenschilder interpretieren oder sogar lesen kann. Durch Fußgängerzonen darf man ja auch mit dem Rad hacken, alles halb so wild. Bei spiegelglatter Fahrbahn früh auf Arbeit eiern auch alles ok. Ein zwingender Fahrradführerschein, um zu beweisen, dass man den komplexen Vorgängen des Straßenverkehrs gewachsen ist oder zumindest einen Wissentest, das wäre auch mal was. Rumjammern, wenn man an einem Spiel teilnimmt, aber die Regeln nicht lernen will, ist komisch.

    • @Charonscope:

      Weiß ja nicht, wo Sie herkommen, aber hier in Bayern machen Kinder in der 4. Klasse einen Radlführerschein. Ab dann sollen/Müssen diese dann auf der Straße fahren.



      (Leider) wird zumindest bei uns in der Stadt der Unterricht von der Polizei veranstaltet, die den Kindern die StVO-Regeln tatsächlich nicht richtig erklärt oder auch gar nicht erklärt.

    • @Charonscope:

      Tolle Erkenntnis. Deppen sogar mit Führerschein sitzen vornehmlich in Autos. Schnell noch über Rot, Geschwindigkeitsüberschreitung, Parken im Halteverbot, unbegründetes Hupen, dichtes Auffahren usw. usw.



      Kleiner Unterschied: Ein Auto wiegt 1to, ein Fahrrad 10-15 kg.



      Merken Sie was ? Stichwort: "Physik"

      • @Traverso:

        Sie haben ja schon erkannt, mit welchem Fahrzeug Deppen am gefährlichsten sind. Es ist aber noch gefährlicher, weil: Die 1000 Kilogramm reichen kaum für einen Kleinwagen - so schwer sind die Dinger heute alle. Ein SUV wiegt 2-3 Tonnen - oder noch mehr. Das ist das Hundertfache eines Pedelecs, das nur 22-28 Kilogramm wiegt ... oder das Zweihundertfache eines rein muskelgetriebenen Fahrrades wie ich es fahre.

    • @Charonscope:

      Sollte man den "komplexen Vorgängen des Straßenverkehrs" nicht gewachsen sein, wird man als regelmäßiger Radfahrer nicht alt.