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Kommentar VätermonateWo bleibt die Männerpolitik?

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Familienministerin Schröder spielt die Frauen- und Männerpolitik gegeneinander aus. Und das verkauft sie uns dann auch noch als Gleichstellungspolitik.

D ie Aufregung über die Nachricht, dass die Familienministerin die Vätermonate nicht verlängern will, ist zwar nachvollziehbar, aber völlig unverständlich. Denn dass Kristina Schröder (CDU) dafür kein Geld hat (oder dafür kein Geld ausgeben will), sagt sie seit den Spardebatten für den Bundeshaushalt vor einem Jahr.

Jetzt ist einfach nur noch einmal klar geworden, dass vor allem Väter nicht mehr auf ein Angebot der Bundesregierung zu hoffen brauchen, länger als die bisher üblichen zwei Monate ihre kleinen Kinder zu Hause betreuen zu können.

Viel ärgerlicher ist, dass die Familienministerin, die voraussichtlich im Sommer ihr erstes Kind bekommt, nicht müde wird zu betonen, dass sie explizit Politik für Jungen und Männer machen wolle. Gerade erst wieder am Wochenende in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.

Dort beklagt sie zum Beispiel, "wie wenig das Bewusstsein dafür ausgeprägt ist, dass Männerpolitik erheblich zum Erfolg moderner Gleichstellungspolitik beitragen kann". Zum wiederholten Male mahnt sie eine Arbeits- und Unternehmenskultur an, in der familiäre Aufgaben nicht "als Handicap gelten".

Bild: privat

SIMONE SCHMOLLACK ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.

Und sie zitiert erneut den Wunsch vieler junger Väter, "für die Karriere nicht auf Zeit mit Partnerin und Kindern verzichten zu wollen". Weshalb diese Männer besonders unterstützt werden sollten.

Wenn Kristina Schröder das alles weiß, warum tut sie dann nichts dafür, dass sich hier etwas ändert? Warum wählt sie immer wieder nur starke Bilder und appelliert an die Wirtschaft und an die Betroffenen, statt ihre eigene Politik danach auszurichten?

Wenn es jemand qua Amt in der Hand hat, auf dem familienpolitischen Feld den Worten auch Taten folgen zu lassen, dann ist das Familienministerin Kristina Schröder.

Stattdessen spielt sie Frauen- und Männerpolitik gegeneinander aus, verkauft das aber als die einzig wahre Gleichstellungspolitik. Darüber lohnt es sich, sich aufzuregen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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5 Kommentare

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  • SB
    Siegfried Bosch

    Frau Schmollack, warum sind Sie nicht ehrlich? Wenn Sie schreiben:

    "Jetzt ist einfach nur noch einmal klar geworden, dass vor allem Väter nicht mehr auf ein Angebot der Bundesregierung zu hoffen brauchen, länger als die bisher üblichen zwei Monate ihre kleinen Kinder zu Hause betreuen zu können."

    dann sind Sie entweder inkompetent oder verdrehen die Fakten: Denn Männer können bereits länger als zwei Monate zu Hause bleiben, wenn sich das Paar einig ist (für alleinerziehende Mütterhaushalte, in denen Männer keinerlei Rechte haben (woran sich Frau Schmollack nicht wirklich stört), gilt das leider nicht). Was Sie in Wirklichkeit beklagen, ist, dass jedes Paar bei den restlichen 12 Monaten die freie Entscheidung hat, wie es sie aufteilen will -- und das Ergebnis dieser Entscheidung passt Ihnen nicht. Deswegen wollen Sie die Menschen bevormunden, wie alle anderen Feministinnen und Gleichstellungspolitiker auch. Seien Sie doch wenigstens so ehrlich.

    Und Frau Schröder spielt überhaupt nicht Frauen- und Männerpolitik gegeneinander aus, ganz im Gegenteil: Sie betreibt wie gehabt feministische Politik, indem sie vorgibt, dass die feministischen Ziele für Männer (einerseits sollen sie im Beruf zurückstecken und sich um die Kinder kümmern, andererseits sollen sie in der Familie und insbesondere in Familiengerichten nicht dieselben Rechte haben wie Frauen; und selbstverständlich ist die Antwort auf die Jungenkrise der Schule, ihnen diejenigen Berufe schmackhaft zu machen, die man Mädchen nicht mehr zumuten will -- die akademischen Frauenberufe (Biologie, Pharmazie, Tierarzt, Zahnarzt, Arzt, Psychologie, Sprachen etc.) werden hingegen beim Boys' Day total ignoriert; auch die Menschrechtsverletzung, Jungen als "unreifer" darzustellen und damit deren geringere Abiturquoten zu legitmieren, wird nicht hinterfragt) auch die Wünsche der Männer seien, nur, dass diese sich bisher nicht trauten, sie auch zu artikulieren.

  • FN
    Floda Nashir

    Auf die Frage nach den (implizit ja wirklich immer als zwei gemeinten) Vätermonaten reagiere ich auch immer ein wenig erstaunt: Wir teilen uns die Elternzeit bei unserem zweiten Kind wieder halbe-halbe: ich sieben, Mammi sieben.

  • A
    Anja

    Für mehr Geschlechtergerechtigkeit wären auch gar nicht unbedingt mehr finanzielle Mittel erforderlich. Man könnte die bestehende Regelung auch dahingehend ändern, dass es das Elterngeld nur 7 Monate gibt, wenn der andere Elternteil nicht die anderen 7 Monate nimmt.

  • A
    Anja

    Nicht, dass ich nicht dafür wäre, das, was "Vätermonate" genannt wird, auszweiten, aber ich bin dagegen, nicht zu erläutern, dass diese Bezeichnung deart grob vereinfachend ist, dass es an gezielte Desinformation nicht nur grenzt.

     

    Der Gesetzestext lautet immerhin weder "Vater" noch "zwei Monate", sondern dass das Elterngeld statt 14 Monaten nur 12 Monate gezahlt wird, wenn nicht beide Elternteile mindestens zwei Monate davon nehmen.

     

    Die Aufteilung "12 Monate Mutter, 2 Monate Vater" ist darin ja in keiner Weise zwingend enthalten. Es könnten auch beide je 7 Monate nehmen, sowie jede andere Kombination, in der keiner unter 2 Monate fällt. Auch könnte der Vater 12 Monte nehmen und die Mutter keinen.

    Dass all diese Kombinationen aus den verschiedensten Gründen von den Paaren nicht in Anspruch genommen werden, sagt zwar alles über die angeblich längst verwirklichte Gleichberechtigung aus, aber man kann es nicht Kristina Schröder in die Schuhe schieben.

     

    Da entscheiden die betroffenen Paare genau so viel mit. Weil die Väter gar nicht mehr als zwei Monate haben wollen, wenn es keinen finanziellen Vorteil bringt; weil meistens klar ist, dass eben derjenige die längere Zeit nimmt, der sowieso weniger verdient und das ist meistens die Frau; weil, selbst wenn die Frau mehr verdient oder sie gar keinen Bock auf die ganzen 12 Monate hat, sie nicht so konsequent ist zu sage "Pass auf mein Freund, wenn das jetzt schon nicht klappt, dann mache ich eben sofort Schluss" und auszieht oder in rausschmeißt.

     

    Ja, Kristina Schröder sollte sich ein Beispiel an Zensursula nehmen und von ihrer politschen Gestaltungsmacht, mit der man all das ein wenig beeinflussen könnte, gefälligst Gebrauch machen, da stimme ich vollkommen zu.

     

    Aber so zu tun, als würde ein böses Gesetzt den armen Vätern verbieten, mehr als zwei Monate zuhause zu bleiben, schlägt dem Fass genauso den Boden aus. Wie wärs mal mit ein bisschen journalistischer Integrität?

  • J
    joam

    Naja... Um eine Verbesserung der Rechte und Möglichkeiten für Männer geht es hier eigentlich nicht. Der Begriff "Vätermonate", wie er in den Medien oft auftaucht, trifft den Nagel ohnehin nicht wirklich auf den Kopf. So können auch jetzt schon Väter bis zu 12 Monate Elternzeit in Anspruch nehmen.

     

    "Es gibt insgesamt maximal 14 Lebensmonate Elterngeld, die Eltern können die Monate frei untereinander aufteilen, allerdings darf keiner mehr als 12 Monate Elterngeld beziehen. Beispielsweise könnten beide Elterngeld jeweils 7 Monate ein Jobpause einlegen und sich um das Kind sowohl gleichzeitig, also auch getrennt voneinander kümmern."

    Quelle: http://www.elterngeld.com/

     

    Was man Schröder wohl eher vorwerfen kann ist, dass die angekündigte Verlängerung des Elterngeldes ausbleibt und Eltern somit nicht weiter unterstützt/entlastet werden. Und darüber lohnt es sich tatsächlich, sich aufzuregen.

     

    Ausgesprochen konstruiert hingegen wirkt der Aufhänger des Artikels - es ginge hier primär um die Nichtachtung von Väter- und Männerrechten.

     

    Der abschließende Vorwurf, hier würde Frauen- und Männerpolitik gegeneinander ausgespielt werden, geht nicht nur am Thema vorbei, sondern mutet -zumindest aus der Feder von Frau Schmollack- doch schon fast ironisch an.