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Kommentar UkraineWas alles möglich ist!

Kommentar von Barbara Oertel

Die Opposition auf der Straße hat Riesenerfolge zu verzeichnen. Jetzt muss sie den Druck aufrecht erhalten – alles andere wäre Verrat.

Präsident Janukowitsch und Regierungschef Asarow, Januar 2014. Bild: Bild dpa

I m ukrainischen Machtpoker ist eine weitere Runde an die Opposition gegangen. Das gilt nicht so sehr für den Rücktritt des blassen und unbeliebten Ministerpräsidenten Mykola Asarow, der sich in den vergangenen Wochen vor allem durch die Verunglimpfung von Demonstranten jedweder Couleur hervorgetan hat.

Nein, es ist ist vor allem die Rücknahme des unlängst verschärften Demonstrationsrechts, die die Opposition für sich als Erfolg verbuchen kann.

Dabei kann man nur mußmaßen, ob diese Parlamentsentscheidung von oben, sprich der Präsidialverwaltung, dekretiert wurde oder nur ein weiteres Indiz dafür ist, dass der Rückhalt für Präsident Wiktor Janukowitsch und sein Kabinett in den Reihen ihrer regierenden Partei der Regionen immer geringer wird.

Doch wie dem auch sei: Es ist schon erstaunlich, was in der Ukraine und damit im Gegensatz zu Ländern wie Russland oder Weißrussland, unter dem Druck der Straße mittlerweile so alles möglich ist.

Amnestie, Rücktritt, Wahlen

Dennoch darf sich die Opposition mit den jüngsten Zugeständnissen der Staatsmacht keinesfalls zufriedengeben. Das heißt, den Druck aufrechterhalten und mit friedlichen Mitteln auf der Erfüllung bisher unerfüllter Forderungen bestehen: eine Amnestie für inhaftierte Regierungsgeger, der Rücktritt von Staatspräsident Janukowitsch sowie schnellst mögliche vorgezogene Wahlen.

Alles andere wäre Verrat – nicht zuletzt an der Protestbewegung. Denn die dürfte dadurch kaum von der Straße zu bringen sein. Im Gegenteil: die Frustration, die Ziele doch nicht erreicht zu haben, könnte sich in weiterer Gewalt entladen.

Paktieren mit dem Regime hieße aber auch, die Chance auf einen wirklichen Neuanfang zu verspielen. Auch wenn es Janukowitsch noch nicht wahrhaben will: Er ist sturmreif geschossen. Daraus sollte er die Konsequenzen ziehen. Je eher desto besser.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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6 Kommentare

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  • E
    Eöitär14

    Mach es; Vitali, hau rein bis Du Präsident bist.

    Es hilft allen.

    Mit diesen Putins in Ruslland und der Ukraine ist nicht gut Schlitten fahren, schon gar nicht in diesem Winter - schon gar überhaupt nicht in Sotschi. Sportliches kann so völkerverbindend sein, gerade für die Jugend der Welt.

    Friede sei mit uns!

  • E
    Elitär14

    Steilvorlage für Putin - wie war das noch vorvorgestern auf dem Hintergrund ihrer fundierten Russlandkenntnisse dank Studien in Sankt Petersburg.

    Diesmal liegen sie richtig, aber sie drehen anscheinend das Fähnchen nach dem Wind, das wirkt irgendwie typisch, typisch für was?

    Aber hier noch was zu ihren Mutmaßungen aus der aktuellen Lage. http://www1.wdr.de/radio/nachrichten/wdr345/radiohomepage68038.html

     

    Denken Sie bitte auch daran, wie jetztgerade zu den 15 Mrd bewiesen, dass Putin durch und durch ein Lügner ist, dass das russische Volk verdummblödet wird und sich anscheinend auch in weiten Teilen verdummblöden lässt, denken Sie an Sotschi, denken Sie an die Jugend der Welt, die einen Präsidenten auf dem Lügenthron hofiert samt seinen verbrecherischen und im Falle Janukowitschs exponiert diktatorischen Vasallen.

  • Getragen wird der Protest in der Ukraine von der "Vaterland"-Partei von Frau Timoschenko, im Bündnis mit der nationalistischen Swoboda und Klitschko's neuer konservativer Partei, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt wird und sich entschieden gegen jede Zusammenarbeit mit der kommunistischen Partei ausgesprochen hat.

     

    Die Lobeshymnen der westlichen Presse auf die Opposition begannen schon vor der Wahl 2012, als man sich einig war, dass die "europäischen Kräfte" ja nun wohl endlich zum Zuge kommen könnten (man hatte sich offensichtlich "geirrt", die Wahl ging anders aus...)

     

    Dass die Politik in der Ukraine die selbe gefährliche Ignoranz gegenüber ihrem Volk an den Tag legt wie die deutsche, sagt ein Mitglied der kummunistischen Partei der Ukraine sehr treffend in einem Interview:

     

    "(...) Zur gleichen Zeit hat die Kommunistische Partei nicht nur einmal vor der Gefahr eines Exports »demokratischer Revolutionen« in die Ukraine nach dem libyschen, ägyptischen, tunesischen, syrischen Szenario gewarnt, das in eine Spaltung des Landes und in einen Bürgerkrieg umzuschlagen droht. Leider wird dieses Szenario heute vom Westen aktiv verwirklicht über seine »fünfte Kolonne«, deren Grundlage die ehemaligen »Orangen-Revolutionäre«, die Neonazis der »Swoboda« und andere nationalistische Organisationen, radikale Ultras und andere bilden. (...)"

     

    Hier der ganze Artikel:

    www.jungewelt.de/2014/01-25/050.php

  • A
    Antifaschismus

    Paktieren mit dem "Regime" geht nicht, mit den Faschisten aber schon. Es ist unfassbar wie weit rechts sie sich mit diesem Artikel positionieren. Man könnte heulen und dabei zeugten die zur NSU-Affäre veröffentlichten Artikel noch von einer antifaschisten Haltung der Redaktion, diese Einschätzung ist wohl zu revitieren.

  • Passend:

     

    Ukraine: Expansion europäischer Interessen mit Unterstützung der Nazis

     

    “Die von Berlin befeuerten Proteste in der Ukraine münden immer stärker in brutale Übergriffe ultrarechter Schlägertrupps. Berichte schildern, wie Polizisten fast ohne Gegenwehr mit Dachlatten und Feuerlöschern aus Rathäusern geprügelt werden; Fotos zeigen angebliche Regierungsanhänger, die von Demonstranten aneinander gefesselt und mit Farbe beschmiert durch Kiew geschleift werden. Beobachter warnten bereits im Dezember, es gelinge Organisationen wie der extrem rechten Partei Swoboda in zunehmendem Maße, die Stimmung unter den Demonstranten zu prägen. Verantwortung dafür trägt auch Berlin, das Swoboda teils sogar direkt, vor allem aber durch seine politische Rückendeckung für den Schulterschluss der Oppositionschefs mit Swoboda-Anführer Oleh Tjahnybok unterstützt. Tjahnybok, erklärter Anhänger der SS-Division Galizien, wurde schon Anfang 2012 zu einem "Expertengespräch" der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Kiew eingeladen. Zu Jahresbeginn hat Tjahnybok einen Gedenkmarsch von bis zu 20.000 Personen angeführt, der dem 105. Geburtstag des NS-Kollaborateurs Stepan Bandera gewidmet war. Dessen "Organisation Ukrainischer Nationalisten" (OUN) beteiligte sich im Gefolge der Nazis an der Vernichtung des europäischen Judentums.”

     

    Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58786

  • "..alles andere wäre Verrat..." Geht`s auch n bisschen kleiner?

     

    Vllt. einfach Wählerinnen und Wähler entscheiden lassen? Oder könnte das zu Ergebnissen führen, die der KAS nicht gefallen?