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Kommentar Trump und NordkoreaDie Welt als Geisel

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Mit seiner Unbeherrschtheit gegenüber Kim Jong Un gefährdet Donald Trump nicht nur sein Land, sondern die internationale Gemeinschaft.

Das dynamische Duo wärmt sich auf Foto: ap

E s hat nur 201 Tage gedauert, bis Donald Trump an das Ende seiner beschränkten diplomatischen Fähigkeiten geriet und unverhohlen mit Krieg drohte. Er benutzte dazu eine Formulierung – „sie werden Feuer und Wut erleben, wie die Welt es nie gesehen hat“ –, die wie ein Zitat des einzigen Präsidenten der Geschichte klingt, der je Atombomben eingesetzt hat.

72 Jahre und zwei Tage vor Trump erklärte Harry Truman im August 1945: „Sie können einen Regen von Zerstörung aus der Luft erwarten, wie es ihn nie zuvor auf der Erde gegeben hat.“ 16 Stunden vor diesen Worten hatte er die erste Atombombe über Hiroshima abwerfen lassen; zwei Tage danach bombardierte er Nagasaki.

Wenn mit Nordkorea ein weiteres Land in den Besitz von einsatzfähigen Atombomben gerät, ist das ein Problem für die Welt. Gerade deswegen müssen die Antworten auf der internationalen Bühne und nicht auf einem Golfplatz in New Jersey gefunden werden.

Stattdessen ist Trump mit seinem Alleingang all jenen in den Rücken gefallen, die nach gemeinsamen und friedlichen Lösungen im Umgang mit Pjöngjang suchen – sowohl in seiner eigenen Regierung als auch im Rest der Welt. Ganz besonders dem verbündeten Südkorea, das bei einer militärischen Eskalation auf der Halbinsel das erste Opfer werden würde.

Pjöngjang wird nicht aufgeben

Die Gefahren für die Region stehen für Trump nicht im Vordergund. Er reduziert das Problem auf einen nordkoreanisch-amerikanischen Zweikampf. Dergleichen mag ihm helfen, von seinen heimischen politischen Problemen abzulenken. Und es mag Kim Jong Un stärken, wenn er sich direkt mit dem Chef der Supermacht anlegt. Aber es bringt die Welt der atomaren Abrüstung nicht näher.

Kenner der nordkoreanischen Gemengelage wissen seit langem, dass Pjöngjang seine Atombombe nicht aufgeben wird, weil es darin eine Garantie für das Überleben seines Regimes sieht. Zuletzt kam selbst die Spitze der Geheimdienste in Washington zu der Erkenntnis, dass eine nordkoreanische Atombombe nicht mehr grundsätzlich verhindert werden könne.

Vor diesem Hintergrund und angesichts von häufiger werdenden nordkoreanischen Raketentests ging es darum, die internationale Gemeinschaft zusammenzubringen, um Pjöngjangs atomare Absichten zumindest zu kontrollieren. Trumps Außenminister Rex Tillerson spielte bei diesen Bemühungen eine wichtige Rolle.

Er baute eine „friedliche Druckkampagne“ auf, indem er versicherte, dass die USA keine Zerstörung Nordkoreas und keinen Regimewechsel beabsichtigten. Damit trug er dazu bei, dass im Weltsicherheitsrat verschärfte Sanktionen gegen Nordkorea einstimmig beschlossen wurden.

Diplomatie wird schwieriger

All diese Bemühungen gefährdet Trump mit Feuer und Wut. Indem er sein schwerstes Geschütz androht, macht er nicht nur Diplomatie schwieriger, sondern setzt auch sein Land unter einen gefährlichen Zugzwang. Kim Jong Un hat unmittelbar gezeigt, was er von Trumps Drohung hält: Nur wenige Stunden danach stellte er einen möglichen „präventiven“ Militärschlag gegen das US-Territorium Guam in Aussicht.

In einer Situation, in der ruhiges strategisches Denken, diplomatisches Abwägen und gemeinsames internationales Vorgehen nötig wären, schießen der US-Präsident und der nordkoreanische Diktator mit Worten scharf aufeinander – und machen die Welt zu ihrer Geisel.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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8 Kommentare

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  • Unberechenbare Politiker (Trump)+hoerige Politiker (Merkel) sind eine gefaehrliche Kombination fuer Europa.

    Das ist eine passende Gelegenheit diese gefaehrlichen Atombomben aus dem dichtbesiedelten Europa zu entfernen. Ueber den Einsatz von US-Atombomben i/d EU entscheiden nur Amerikaner,und die haben mit allen Kriegen i/d Welt bewiesen das die nur auf USA Belange achten.Aus diesem Grund muss eine Stationierung in Europa abgewiesen werden.Nur wenn Europa das Sagen hat koennen US-Atombomben gelagert werden. Abgeordneter Voigt hat Recht,jetzt entscheidet die US ob Atombomben in Europa eingesetzt werden. Die Moeglichkeit das Atombomben zum Einsatz kommen in Europa,mit grossen verstrahlten Gebieten fuer die naechsten 1000 Jahre,wird mit jedem Agressionsakt seitens Nato/USA groesser.Das Wissen das explodierende Atombomben in Deutschland Merkels CDU NatoPolitik zuzuschreiben sind,wird uns dann nicht viel mehr nutzen

    «Der geheime Staatsvertrag von 21. Mai 1949 wurde vom Bundesnachrichtendienst unter ‹Strengste Vertraulichkeit› eingestuft.

    In ihm wurden die grundlegenden Vorbehalte der Sieger für die Souveränität der Bundesrepublik bis zum Jahre 2099 festgeschrieben, was heute wohl kaum jemandem bewusst sein dürfte. Danach wurde einmal der «Medienvorbehalt der alliierten Mächte über deutsche Zeitungs- und Rundfunkmedien bis zum Jahr 2099 fixiert. Zum anderen wurde geregelt, dass jeder Bundeskanzler Deutschlands auf Anordnung der Alliierten vor Ablegung des Amtseides die sogenannte ‹Kanzlerakte› zu unterschreiben hatte.

  • US-Kriegsminister droht mit "Vernichtung" Nordkoreas.

    Vgl. Spiegel-Online am 09.08.2017.

     

    Was man heute im Abitur und Studium in Deutschland (BRD) so nicht mehr lernt, aus der Geschichte der Aggression gegen Nordkorea:

     

    Am 7. Oktober 1949 prahlte Li Syng Man in einem Interview mit dem Vertreter von United Press, dass die südkoreanische Armee sich innerhalb dreier Tage der nordkoreanischen Hauptstadt Phoengjang bemächtigen könne.

     

    Am 1. November 1949 veröffentlichte die „New York Herald Tribune“ einen Bericht, demzufolge „Sihn Sung Mo, der südkoreanische Kriegsminister, heute sagte, dass seine Armee bereit ist und darauf wartet, in das kommunistische Nordkorea einzudringen“.

     

    Am 28. April 1950 veröffentlichte die „Melbourne Sun“, auch gerade kein Freund der Kommunisten, ein Telegramm ihres Korrespondenten aus New York über eine Rede des Korrespondenten der „New York Times“, Richard Johnston:

     

    „Er erklärte heute dem Überseepresseklub, dass die Südkoreaner von dem Wunsch besessen seien, Nordkorea anzugreifen. Johnston war viele Jahre lang als ,New York-Times’-Korrespondent in Südkorea stationiert. Er erklärte, dass es den Südkoreanern gleichgültig sei, ob ihr Bürgerkrieg zu einem dritten Weltkrieg führe oder nicht.“

     

    Bestätigt wurde diese Auffassung auch von dem Blatt der Schweizer Millionäre, der „Neune Zürcher Zeitung“, die am 20. Juni 1950, also fünf Tage vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten, schrieb:

     

    „Es fehlt im südlichen Korea nicht an Leuten, die eine Lösung der das Land schwer bedrückenden Probleme im militärischen Angriff auf den Norden sehen. Die Amerikaner haben in Südkorea 150 000 Mann mit amerikanischen Waffen ausgerüstet, unter das Kommando amerikanischer Instrukteure gestellt und bereiten seit langem den Krieg vor.“

     

    Und schließlich sei nicht vergessen, dass John Foster Dulles am 19. Juni 1950 in seiner Rede vor dem südkoreanischen Parlament in Söul voraussagte, dass „die Kommunisten ihre Herrschaft über Nordkorea verlieren werden“.

  • Ist doch alles Scheisse!

    Seit dem Ende des Koreakrieges stagniert Nordkorea in den seltsamen Wahrheiten des Stalinismus.. und wurde deswegen in der Welt isoliert und mit Sanktionen in so etwas wie totale Armut und in eine reine Militärdiktatur getrieben! Es muss doch friedliche Wege geben um diesen nuklearen Wahn Kims zu pazifisieren, ohne Nordkoreas gebeuteltes Volk durch einen Krieg weiterhin zu peinigen...

    Erstmal sollte die kriegerische Rhetorik aufhören... SEUFZ*

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Wer wird in dieser Chaosadministration den Donald daran hindern auf den roten Knopf zu drücken?

  • "Diplomatie wird schwieriger"

     

    Von welcher Diplomatie reden wir eigentlich? Der nordkoreanische Außenminister hat am Rande des ASEAN Treffens ein Gesprächsangebot seines südkoreanischen Kollegen brüsk abgelehnt.

     

    Ich bin ja immer für ruhige Töne, aber in diesem Fall scheinen sie überhaupt nichts zu bringen.

     

    Kim scheint nicht mal zu merken, dass er mit Vollgas auf einen Abgrund zurast. Diese ständigen Drohungen, was er in den USA alles in die Luft jagen will, müssen aufhören. Irgendwie muss ihm klar gemacht werden, dass er einen Konflikt nicht gewinnen kann. Und da er leise Töne nicht hört, muss man ihm vielleicht wirklich mal laut aufzählen, was die USA alles auf Nordkorea werfen können. Diese sind nämlich tatsächlich in der Lage, Nordkorea komplett auszulöschen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Kim scheint nicht mal zu merken, dass er mit Vollgas auf einen Abgrund zurast."

       

      Na ? wollen wir wieder einmal wetten ?

       

      Selbst Trump wird nicht Seoul und eventuell Tokio riskieren, um dieses Großmaul zur Räson zu bringen. Vor allem aber: So verrückt, das Risiko eines nuklearen Konflikts direkt an der Grenze zu einer anderen Nukleargroßmacht einzugehen waren nur Clinton und McCain.

      • @jhwh:

        Eigentlich würde ich Ihnen ja zustimmen.

         

        Kim ist aber dabei, ganz konkrete Angriffspläne auf Territorien zu veröffentlichen, die die USA als die ihren betrachten. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem T. reagieren muss, bevor wirklich Raketen einschlagen. Und dadurch, dass T. zu Hause enorm unter Druck steht, wird die Sache nicht leichter.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Zwei Vollpfosten, vereint darin, dass ihnen Besonnenheit zeitlebens ein Fremdwort, da eitel wie Pfaue von eigener Größe überzeugt, sehen die Welt nicht als Geisel, sondern sich selbst als "Gottgesandte". Sie sind die Geißel der "modernen" Menschheit.