Kommentar Trump gegen Bannon: Kleinkrieg in Trumpland
Trump und Bannon machten lange einen auf Freunde, jetzt bekämpfen sie sich öffentlich. Trotzdem sitzt der US-Präsident fest im Sattel.
W ir können uns auf die Schenkel klopfen: Der New Yorker Großkotz, der zwar machtgeil und eitel ist, aber laut neuen Erkenntnissen nicht wirklich Präsident des mächtigsten Landes des Planeten werden wollte, und sein „Chefstratege“, der wichtigste Ideengeber, der für verbannte Muslime, für „weiße Vorherrschaft“, für Chaos und Zerstörung steht – diese beiden Männer bekämpfen sich nun öffentlich. Monatelang hielten Donald Trump und Steve Bannon die USA und die Welt in Atem, spielten sich Komplimente und Freundschaftserklärungen zu. Plötzlich nennen sie einander inkompetent, dumm und durchgeknallt, werfen sich gegenseitig „Verrat“ und „Vertragsbruch“ vor, und der eine will den anderen vor Gericht zerren.
Der neue scharfe Ton zwischen Trump und Bannon, der auf die angekündigte Veröffentlichung eines Buches folgt, für dessen Autor jener ehemalige Chefstratege Bannon der wichtigste Belastungszeuge gegen den Präsidenten war, hat hohen Unterhaltungswert. Zugleich gibt er tiefe Einblicke in die internen Kämpfe in der Republikanischen Partei und in das Nichtfunktionieren des Weißen Hauses.
In weniger als einem Jahr im Amt hat Trump bereits zahlreiche Spitzenmitarbeiter verschlissen. Zu ihnen gehören sein erster Berater für die nationale Sicherheit, sein Stabschef, sein FBI-Direktor, sein Gesundheitsminister und sein Chefstratege. Mehrere ehemalige enge Mitarbeiter aus seiner Kampagne und seiner Präsidentschaft kooperieren inzwischen mit den Ermittlern gegen ihn. Die einzigen Mitglieder des engeren Trump-Zirkels, die (vorerst) verschont blieben, sind seine Familienmitglieder – allen voran seine Tochter Ivanka, sein Schwiegersohn und seine beiden älteren Söhne.
Was Bannon gegenüber dem Buchautor enthüllt hat, lässt vermuten, dass die Russland-Ermittlungen – bei denen es unter anderem um geheime Absprachen, Geldwäsche und Justizbehinderung mit einer ausländischen Macht geht – tiefer gehen, als die Öffentlichkeit bislang weiß. Möglicherweise ist das ein zusätzlicher Grund für die Schärfe, mit der das Weiße Haus reagiert.
Doch wie so oft in Trumpland gibt es keinen Anlass zur Vorfreude auf institutionelle Konsequenzen. Vorerst sitzt Trump fest im Sattel. Und bis zu den Halbzeitwahlen im November dieses Jahres ist es unwahrscheinlich, dass sich daran etwas ändern könnte. Erst wenn die Mehrheit in mindestens einer Kammer wechselt, wird es denkbar, dass sich der Kongress der USA mit der Amtsenthebung dieses Präsidenten beschäftigt, der nie ins Weiße Haus gehört hätte.
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