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Kommentar Streik der LokführerDas Rückzugsgefecht

Kommentar von Richard Rother

Der GDL geht es nicht um bessere Arbeitsbedingungen, sondern um Macht. Die fehlt ihr, was sowohl der Termin als auch der Umfang des Streiks zeigen.

Eine Spiegelung des Streiks in Fulda. Was er wohl bringt? Bild: dpa

D ieser Streik ist eine Farce. Es geht nämlich nicht darum, dass Lokführer, die eine verantwortungsvolle und anstrengende Schichtarbeit leisten, mehr Geld verdienen sollen. Sondern darum, dass eine kleine Spartengewerkschaft ihren Machtbereich ausdehnen will. Das ist den Millionen Betroffenen längst nicht mehr zumutbar.

Die Lokführergewerkschaft GDL sollte das einsehen und mit der Konkurrenzgewerkschaft EVG eine Tarifgemeinschaft bilden. So wie das in anderen Branchen üblich ist.

Die GDL scheint mittlerweile zu spüren, dass sie sich verrannt hat. Schließlich hat sie es versäumt, ihren Organisationsgrad in den Berufsgruppen deutlich zu steigern, die sie vertreten will. Wenn nahezu alle Zugbegleiter oder Lokrangierführer mitstreiken würden, hätte sie eine andere Verhandlungsmacht. Stattdessen setzt die GDL alles auf die Streikmacht der Lokführer. Aber auch diese ist nicht grenzenlos. Daher hat dieser Streik bereits den Charakter eines Rückzugsgefechts, worauf sowohl der Termin als auch der Umfang des Ausstands hindeuten.

Normalerweise dehnen Gewerkschaften im Tarifkonflikt ihre Streiks immer weiter aus, um die Arbeitgeber zum Einlenken zu zwingen: bis hin zum unbefristeten Streik. Die GDL hingegen hat die Streikdauer diesmal verkürzt. Traut sie sich angesichts des Unverständnisses vieler Fahrgäste nicht mehr zu?

Auch die Terminierung des Streiks strotzt nicht gerade vor Selbstbewusstsein: Um Ferien und Feiertage zu umgehen – andernfalls würden die Bahnkunden noch wütender –, musste offensichtlich die knappe Zeit zwischen Osterferien und langem 1.-Mai-Wochenende genutzt werden. Wegen der Feiertage im Mai und der Pfingstferien in Süddeutschland droht der nächste GDL-Streik nach dieser Logik übrigens erst im Juni. Kleine Hoffnung für Bahnfahrer.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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5 Kommentare

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  • Mhh...komischer Artikel...musste gerade mein Browser-Fenster checken, ob ich vielleicht versehentlich auf FAZ gelandet bin. Bin anderes von der Taz gewöhnt; wäre schade, wenn jetzt auch von dieser Seite ins Hetzhorn geblasen wird...

     

    Im Kontext des Streiks auch mal einen Blick Wert ist folgendes:

     

    http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Thema-Arbeitsrecht/entwurf-gesetz-tarifeinheit.pdf?__blob=publicationFile

  • Union Busting ist jetzt wohl auch in der TAZ en vogue. Wie falsch die Vorwürfe sind, erkennt man leicht, wenn man sich die Verhältnisse bei der Bahn anschaut, unter der das Personal arbeiten muss. Ich kann nur diesen kurzen Film empfehlen, erstellt von einem Lokführer:

     

    https://youtu.be/-V4XiIZaJHg

     

    Darüber hinaus ist schlichtweg skandalös, wie es überhaupt zu der Misere gekommen ist. Hier ein paar Hintergrundinformationen:

     

    http://blog.fdik.org/2014-11/s1415305517

     

    Im Übrigen bringt's Stuttmann auf den Punkt:

     

    http://www.stuttmann-karikaturen.de/archivseq.php?id=5426

  • Ist das jetzt ein taz-Kommentar, oder eine dpa-Meldung?

    Ein ganzes Land spielt mal wieder "good union bad union". Der GDL geht es also nur um Macht und nicht um bessere Arbeitsbedingungen!? Hallo! Worum geht es denn wohl der Bahn, oder der EVG? Schon mal davon gehört, dass eine mächtigere Gewerkschaft auch deutlich bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen kann? Das Hauptaugenmerk wird mal wieder nur auf genervte Fahrgäste gelegt. Als ob den Fahrgast hier schon jemals interessiert hätte, wie es denen geht, die für ihn arbeiten müssen. Hauptsache er kommt preiswert, pünktlich und sicher von A nach B. Was im Hintergrund läuft interessiert ihn grundsätzlich nicht. Warum bitte sollte die GDL jetzt eigentlich Rücksicht auf den Fahrgast nehmen? Man könnte den Eindruck gewinnen, Gewerkschaften wären in Deutschland nur dann geduldet, wenn sie zu allem Ja und Amen sagen und ansonsten nicht groß auffallen. So hirnlos kann doch dieses Land gar nicht sein, auch wenn "die Wirtschaft" mit ihrem Wurmfortsatz "Groko" das gern so hätte - oder?

  • In meiner Zeit gab es noch Bahnbeamte und die Züge fuhren pünktlich. Es gab noch Bankbeamte, die spekulierten nicht zu meinen Lasten. etc.

    Wenn Streik eine Farce ist, dann ist die Privatisierung wichtiger öffentlicher Aufgaben

    eine Unzulässigkeit! Der Staat hat die Aufgabe dem Volk die Infrastruktur bereit zu stellen, damit es sich selbst helfen kann und nicht hilflos an den den staatlichen Einrichtungen scheitert.

    Zitat: "Das ist den Millionen Betroffenen längst nicht mehr zumutbar." Ganz richtig.

    Solche wichtigen Funktionen dürfen nicht privatisiert werden:

    - Verkehr (Bahn, Flugzeuge, Banken. Kommunikation, Telefon, Post etc.)

    - Verteidigung

    - Gesundheitswesen

    In meiner Jugend gab es noch Bahn-Beamte, Post-Beamte, Bank-Beamte usw.

    Die durften nicht streiken, den Bürger nicht betrügen und unsere Infrastruktur

    hat funktioniert!

    Die Privatisierung macht zwangsläufig Alles teurer, weil zusätzlich zu den Herstell-

    und Wartungskosten noch die Gewinne und Finanzierungskosten der privaten Unternehmer hinzukommen!

    Wer kam auf die Schnapsidee die Bundeseigene Bahn privatisieren zu wollen?

    Die Politik: http://www.kontextwochenzeitung.de/debatte/34/politik-als-geschaeft-1570.html ergo Politik als Wirtschaftszweig??

    Die Bahn ist immer noch 100% im Öffentlichen Eigentum. Warum die Farce der Privatisierung? Wir Bürger wollen eine funktionierende Infrastruktur, wie die

    Bundeswehr funktionierende Waffen braucht!

  • Ey taz wieso auf einmal für "den Konzern"? :-) Was bei der Bahn und woanders in den oberen Etagen abläuft, ist unmöglich, und was bleibt dann anderes übrig, wenn man hingehalten wird? Ich befürworte (als Kunde!) den Streik und hatte heute natürlich Glück: Mein ICE nach Hamburg fährt.