piwik no script img

Kommentar Seehofers RusslandreiseParteiübergreifend für den Vollhorst

Kommentar von Barbara Oertel

CSU-Chef Seehofer besucht den Kreml. Sein Auftrag: gegenseitige Lockerung. Dabei gibt es besonders für Putin noch einiges zu erledigen.

Hübsch, gell? Der große Horst vor ansehnlicher Kulisse. Foto: dpa

E s ist doch immer wieder schön, wenn es in so unübersichtlichen Zeiten wie diesen auch einmal einen parteiübergreifenden Konsens gibt. Jüngstes Beispiel: der Moskau-Besuch von Bayerns Übervater Vollhorst Seehofer, dem sowohl Linken-Chefin Sahra Wagenknecht als auch der ehemalige brandenburgische SPD-Ministerpräsident und Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums Matthias Platzeck applaudieren.

Besonders Letzterer zeichnet sich ja bekanntermaßen dadurch aus, Russlands Präsidenten Wladimir Putin dorthin zu kriechen, wo es warm und gemütlich ist, und für ein Ende bzw. eine Lockerung der EU-Sanktionen zu trommeln.

Das ist – wie überraschend – auch ein Anliegen Seehofers. Dieses versucht er jedoch dadurch verdaulicher zu machen, indem er in Moskau davon faselt, wieder ein Stück Vertrauen und Normalität herzustellen. Geht es noch?

Die Verhängung dieser Strafmaßnahmen war eine Reaktion auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim, die viele nach wie vor als freiwilligen Beitritt infolge einer demokratisch legitimierten Abstimmung bezeichnen. Und auf den russischen Militäreinsatz in der Ostukraine, den es laut offizieller Lesart des Kreml nie gab.

Und heute? Auf der Krim sind schwere Menschenrechtsverletzungen, die sich vor allem gegen die Tataren richten, an der Tagesordnung. Und bei der Umsetzung des Minsk-II-Abkommens vom Februar 2015, das den Donbass befrieden soll, hat sich Moskau auch nicht gerade hervorgetan.

Von welcher Normalität ist die Rede, wenn die erfundene Entführung und Vergewaltigung einer 13jährigen Russlanddeutschen in Berlin dank freundlicher Unterstützung von Putins Propaganda-Medien kurz davor ist, sich zu einer diplomatischen Krise auszuwachsen? Einen gewissen Erkenntnisgewinn muss die Russland-Visite immerhin gehabt haben, wenn Seehofer befindet, dass auch Russland in Sachen Ukraine-Krise seine Hausaufgaben machen müsse. Hut ab: Vielleicht ist der Mann doch noch lernfähig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • Verrohung der Sprache

     

    Zu Horst Seehofer kann man stehen wie man will - jedoch muß ich die Verrohung der Sprache - wie sie in der Überschrift des Kommentars erscheint - inzwischen auch bei Leitmedien konstatieren.

    Mit seriösem Journalismus hat das nichts im Geringsten mehr zu tun!

  • 3G
    31955 (Profil gelöscht)

    Vor nicht allzu langer Zeit waren die grünen Socken furchtbar schrecklich, dann die roten Socken untragbar. Nun werden die ganz schwarzen Socken heiß gewaschen. Mal sehen, was in zehn Jahren noch so auf der Wäscheleine baumelt.

  • Frau Oertel, Sie unterschätzen das auswärtige Amt. Es gibt diplomatische Missionen, die so heikel sind, daß man zunächst eher unauffällige, leicht zu unterschätzende Emissäre damit betraut. Seehofer und Stoiber eignen sich hervorragend für diese Rolle.

    Es kann bei diesem Besuch nur um die Frage gehen, ob Russland eventuell - und selbstverständlich unter Zusicherung einer großzügigen Unkostenbeteiligung – bereit wäre, die Ukraine zurückzunehmen.

    • @jhwh:

      lol ... You made my day !

      • @APOKALYPTIKER:

        Wat is dann denn...bin verwirrt!

        Hans-Ulrich Grefe

        • @Grefe Hans-Ulrich:

          Wovon ? Wieso ? Ist das etwa nicht ein

          HAMMER- Gag von JHWH :

          "...Russland eventuelll ... bereit wäre , die Ukraine zurückzunehmen ." ? !!

  • Tja , ... so herzerfrischend ausfallend gegen die Seehofers & Platzecks et al kann man nur werden , wenn man - wie die Taz-Oertel - die Wahrheit auf ihrer Seite hat , die g a n z e Wahrheit , und als Zugabe auch die r e i n e obendrauf !

    lol

    • @APOKALYPTIKER:

      Ja wie? - es soll noch ganz andere geben

      Die sich darin gut auskennen -

      Ever hück is - Wiewerfassenacht!

      Schonn klar.

      • @Lowandorder:

        ... ick wor janz trocken , nä ! Haste wohl mei feine sarkastische Ironie geeschen die Oe nisch mitjekriecht ?Oder watt ?

        Immä diese Mißverständnisse , also näää

        • @APOKALYPTIKER:

          doch doch - alles gut -

          Manchmal schreib ich das Lachen

          Nicht hin -

          Binse - muß nicht sein!

  • 3G
    31955 (Profil gelöscht)

    Sie haben ja recht, so recht. Aber wenn Steinmeier den Kopf-ab-Saudis hofiert, Merkel den Erdogan milliardenschwer anbiedert, den Amis das Spähen verzeiht und den bösen Chinesen trotzdem buckelt, wie lang, frage ich mich, wie ausführlich, wie niederschmetternd müsste dann ihr Resümee ausfallen?

     

    Der "Vollhorst" hat längst um sich gegriffen, bei Männlein wie Weiblein, meinen sie nicht?

     

    Vielleicht ist es ja tröstlich für sie, Frau Oertel, wenn ich sage:

     

    Im Reich der Intelligenz gibt es keinen Schmerz, alles ist nur Erfahrung.

  • An Christian: Ich denke umgekehrt wird ein Schuh draus: Ich frage mich, wann die Linken wie in der taz endlich merken, dass sie so weit nach links gerückt sind, dass sie schon wieder am rechten Ende rausgekommen sind.

     

    Wagenknecht ist fuer mehr Diplomatie. Platzeck wie Seehofer sind fuer mehr Demokratie. Vor zwei Jahren gab es einen Aufruf in der Zeit von 64 Promis wie einem Roman Herzog, Antje Vollmer, Otto Schily - quer durch die Bank, die alle meinten, selbst und gerade, wenn man Putin als Feind ansehen wuerde, musste man wieder zu so etwas wie Diplomatie zurueckfinden! War es tatsaechlich eine "völkerrechtswidrige Annexion " der Krim? Dies wird zwar seit Jahren nun in allen Kanaelen so daher geplappert - vielleicht sollte man aber ersteinmal die Definition von Annexion recherchieren - da waren sich die Voelkerrechtler im Fall der Krim so gar nicht einig.

     

    Und einmal so ganz nebenbei: wo bleiben eigentlich die grossen Anfeindungen gegen die USA? Die haben naemlich den Irak angegriffen. Das war ein ANGRIFFSKRIEG mit hunderttausenden von Toten. Und da wurde nicht einmal abgestimmt. Nach Amerika fahren Merkel und co aber weiterhin, ohne kritisiert zu werden..

     

    Also was soll diese ganze Heuchelei? Ich verstehe nicht, wieso ausgerechnet die Linken einer dermassen offensichtlichen Propaganda gegen Russland so leicht auf den Leim gehen. Ein wenig mehr an kritischem Intellekt haette ich da eigentlich schon erwartet. :(

  • Ich frage mich, wann die Linke endlich merkt, dass sie so weit nach links gerückt sind, dass sie schon wieder am rechten Ende rausgekommen sind. Wenn sie jetzt schon Seehofer für seine Antiflüchtlingspolitik applaudieren... Mit so einer Linkspartei brauchen wir keine AfD mehr.

    • @Christian:

      Was bitte soll Seehofers Reise nach Moskau jetzt mit Antiflüchtlingspolitik zu tun haben? Russland-Sanktionen ändern nicht die Bohne an der Lage auf der Krim und in der Ost-Ukraine, treffen aber die russische Bevölkerung und auch die heimischen Firmen, die zuvor immer gute Geschäfte mit Russland gemacht haben. In einem Punkt stimme ich Ihnen allerdings zu - die AfD braucht niemand.

      • @Rainer B.:

        Weil Putin über russische Medien gegen die Flüchtlingspolitik Merkels hetzt und Seehofer natürlich diesen Besuch vor allem als Signal gegen Merkel verstanden wissen will. War die Frage ernst gemeint?

        • @Christian:

          Unsinn! Seehofer wird getrieben von der bayrischen Wirtschaft, die unter erheblichen Einbußen durch die Russland-Sanktionen leidet.

          • @Rainer B.:

            Okay .... wenn das so wäre, wäre natürlich die nächste Frage, warum zur Hölle die Linkspartei mit der bayerischen Wirtschaft sympathisiert ;)

            • @Christian:

              Das eine hat mit dem anderen doch gar nichts zu tun.

              Wer am Himmel Sterne sieht, zieht immer sofort Linien im Geiste zwischen einigen Lichtpunkten, auch wenn die zu völlig verschiedenen Galaxien gehören. Machen Sie sich davon mal frei, das führt sonst nur in die Irre.

    • @Christian:

      Das gab´s schonne mal - leider!

       

      "Na - die sind doch schon hinter

      Der roten Fahne herjeloofen -

      Als noch keen Hakenkreuz druff war!"

      • @Lowandorder:

        Ja, es gibt auch eine traurige antisemitische Tradition in der deutschen Linken, aber deswegen sollte man ja nicht aufhören sich zu empören, wenn *die* Linke mal wieder Ostpolitik macht.

  • Kritisieren die Reise eigentlich dieselben Leute, die heute lauthals jammern, mit Gaddafi hätte man doch nur weiter reden müssen?

  • Das Problem mit Russland ist, dass sowohl Putin als auch "der Westen" immer nur für weitere Verhärtung aller Fronten sorgen. Man muss sich schon fragen, ob es nicht politisch klüger gewesen wäre, die Sanktionen von vornherein auf z.B. ein Jahr zu befristen und dann jedes Jahr eine neue Bestandsaufnahme zu machen.

     

    Russland steht mit dem Rücken zur Wand und fanatischer Patriotismus muss befeuert werden, um davon abzulenken. Die Sanktionen zusammen mit dem niedrigen Ölpreis und der völlig maroden Wirtschaft und Industrie und der korrupten Justiz machen das nur noch unumgänglicher.

     

    Die russische Politik hat die Sanktionen verdient, aber die Bevölkerung ist es, die darunter leidet und sich dann nur noch geschlossener hinter Putin versammelt.

     

    Augenmaß und politische Klugheit fehlen nicht nur in Russland.

  • Ja wie?

     

    Nix gegen ne spätanale Phase - if

    Ligt is at hand;! - Der Kniff!

    Aber an Wiwerfassenacht

    Bei sonem Schittweeder &

    Liggers in Balin - nackicht gemacht!

    Nur mit de Roter Nas bekleidet -

    Ok sich gell - das Auge weidet!

    Schonn!

     

    Aber da ist ja der Harung in

    Gazettpapier -sowas von hin&wegen

    Ne glatte & derb-seppelstramme

    Vollhorstvollverkleidung gegen!

    kurz ~>

    Rat an Spree Havel & Dutschke

    Nur neet vom Höckersche rutschky!

    & ganz übergreifend - i mal rat die ~>

    Hustinettchen - Hustinetten!!

    Na nur nich Va - Gessen - wa!

    • @Lowandorder:

      ... selber voll haschumnebelt ließ Pythio-Lo die ollen Germanen wieder mal im Regen stehn . Wattdenn nu ?