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Kommentar SchäubleDer lachende Dritte

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Schäuble wird Merkel und die Freunde aus Bayern daran erinnern, dass man jeden Euro nur einmal ausgeben kann. Dem Finanzminister kommt bei Schwarz-Gelb eine Schlüsselrolle zu.

E ndlich. Es ist vorbei. Der Wahlkampf, die Koalitionsverhandlungen, die Gerüchte, der Theaterdonner. Die ganze mittelmäßige Inszenierung. Einige Monate lang kann tatsächlich regiert werden - zumindest bis zum Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen. Aber wer regiert jetzt eigentlich?

Schäuble natürlich. Der alte Kämpe ist am Ziel: Er bestimmt die Richtlinien der Politik. Wäre die Kanzlerin tatkräftiger und entschlussfreudiger, dann wäre ein Finanzminister aus der eigenen Partei kaum mehr als ihr Wasserträger.

Angela Merkel moderiert jedoch Konflikte lieber, als sie zu entscheiden. Da niemand aus der eigenen Haut kann, wird sich daran nichts ändern, und deshalb schafft der an, der zahlt. Oder eben nicht zahlt.

Bild: taz

Bettina Gaus ist politische Korrespondentin der taz.

Die FDP hat der Koalitionsvereinbarung sehr viel deutlicher ihren Stempel aufgedrückt, als das im Vorfeld erwartet worden war. In der Freude darüber scheint sie übersehen zu haben, dass alle Pläne unter Finanzierungsvorbehalt stehen. Der neue Finanzminister ließ bereits durchblicken, dass er durchaus beabsichtigt, sie und die Freunde aus Bayern daran zu erinnern.

Ohnehin hat die FDP im Bündnis wenig zu gewinnen. Ein Gesundheitsminister ist niemals populär. Der neue Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit möchte sein eigenes Amt am liebsten abschaffen. Justizminister und Wirtschaftsminister bleiben fast immer blass - es sei denn, sie treten zurück. Und Guido Westerwelle freut sich zwar verständlicherweise darüber, jetzt endlich am Kabinettstisch sitzen zu dürfen, noch dazu als Außenminister. Aber vielleicht ist Amtsvorgänger Frank-Walter Steinmeier ja so nett, ihm einmal zu erzählen, wie sich das anfühlt unter einer Kanzlerin, die Gefallen findet am internationalen Parkett.

Die FDP ist also eingehegt worden. Aber wer hat dann die Macht? Die Ministerpräsidenten der Union? Sie sind in einer schwierigen Position. Viele Blütenträume können sie im Bundesrat verwelken lassen - und sie haben allen Grund dazu, sollen doch auch die Länder für die Pläne der Bundesregierung zahlen. Aber die Rolle des ständigen Neinsagers ist nicht kleidsam. Schon gar nicht dann, wenn eine Parteifreundin regiert.

Auch bei diesen - vorhersehbaren - Konflikten fällt dem Bundesfinanzminister eine Schlüsselrolle zu. Ja, Wolfgang Schäuble ist am Ziel.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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2 Kommentare

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  • R
    reblek

    Der Telegraf mag keine besonders gute Zeitung sein, aber der Herr, der für dieses Blatt ein paar Fragen gestellt hat, hat sich richtigerweise an etwas erinnert, das anscheinend niemand von der deutschen Journaille eingefallen ist: Schäuble hat 100.000,-- DM von einem Waffenschieber erhalten und das, damals haben alle gehört und gestaunt, "vergessen". Das Geld lag ziemlich lange in seinem Schreibtisch. Irgendwann ging Schäubles Karriere als Kohl-Nachfolger damit baden. Aber, so die Telegraf-Frage: Darf Frau Merkel so jemanden die deutsche Kasse anvertrauen?

    http://blog.mahrko.de/2009/10/26/merkel-not-amused-ueber-kritische-frage/

  • V
    vic

    Eine zu schöne Vorstellung, dass sich auf Schäubles Radar nunmehr nicht mehr die Bevölkerung, sondern die eigenen "Fachressorts" befinden.

    Wenn er denen auch so viele Katastrophen und Anschläge androht, soll`s mir recht sein.

    In dem Fall hätten die sogar ihre Berechtigung.