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Kommentar „Sandy“Traumatische Stürme

Daniel Bax
Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax und Daniel Bax

Trotz aller Dramatik: Der fixe Blick auf die USA sollte nicht vergessen machen, dass andere Weltregionen heftiger von Naturkatastrophen heimgesucht werden.

W enn New York von einer Naturkatastrophe heimgesucht wird, dann sorgt das für besonderen Nervenkitzel. Das gilt auch für Deutschland, denn keine andere Stadt steht so im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit wie die heimliche „Hauptstadt der Welt“, die durch Film, Funk und Fernsehen tagtäglich bis in ihre hintersten Ecken ausgeleuchtet wird.

Und haben uns nicht Legionen von Katastrophenfilmen wie zuletzt Roland Emmerichs Klimawandel-Thriller „The Day after Tomorrow“ eindringlich die potenzielle Gefährdung und Zerbrechlichkeit dieser Millionenmetropole – und damit der ganzen Zivilisation – vor Augen geführt? Das Attentat vom 11. September 2001 hat New York vielen Menschen deshalb nur umso stärker ans Herz rücken lassen. Nun geben einem Liveticker und Tweets einmal mehr das Gefühl, einer Katastrophe auf der anderen Seite des Atlantiks in Echtzeit beizuwohnen.

Aber natürlich ist New York nicht der Nabel der Welt. Der fixe Blick auf die USA sollte deshalb auch nicht vergessen machen, dass andere Weltregionen oft weit stärker von Naturkatastrophen heimgesucht werden – und trotzdem viel weniger im Fokus der Medien stehen. Man denke nur an die Flutkatastrophe in Pakistan, von der vor zwei Jahren mehrere Millionen Menschen betroffen waren, mit der sich viele westliche Medien aber sehr schwertaten.

Bild: taz
Daniel Bax

ist Redakteur für Migration und Integration im Inlandsressort der taz.

Auch der Hurrikan „Sandy“ hat, bevor er auf die Ostküste der USA traf, in der Karibik mehr als 60 Opfer gefordert. Den meisten Medien aber war das nur eine Randnotiz wert – so wie die 24 Menschen, die zur gleichen Zeit dem Tropensturm „Son-Tinh“ auf den Philippinen zum Opfer fielen.

Für die USA bringt der Hurrikan „Sandy“ dennoch eine besondere Dramatik mit sich – nicht nur, weil er das Land so kurz vor den Präsidentschaftswahlen heimsuchte, sondern mehr noch, weil er schmerzhafte Erinnerungen an das staatliche Versagen angesichts des Hurrikans „Katrina“ wachrief, der vor sieben Jahren New Orleans in den Fluten versinken ließ.

Dieses Trauma erklärt, warum in den USA so viel Wind um „Sandy“ gemacht wurde, wo es doch gar nicht der stärkste Wirbelsturm war, der in den letzten Jahren über das Land hinweggefegt ist. Bei den Versicherungen jedenfalls dürfte „Sandy“ am Ende wohl weniger ins Gewicht fallen als „Ike“, der im Jahr 2008 eine Schneise der Verwüstung durch Texas und Florida zog.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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4 Kommentare

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  • CM
    Clemens M.

    Oh, je, was soll ein TAZ-Mitarbeiter angesichts eines Wirbelsturms und dem üblichen Medienecho - immer brav entlang den üblichen Linien (z.B. berichtete die TAZ auch erst verspätet über den Mord auf dem Alex) - schreiben als einen Besinnungsaufsatz, der keine neue Sicht, keine neuen Gedanken enthält, aber mit Sicherheit (die lieben wir Deutschen angeblich ja so) pp ist?

    Da kann ich nur der 'Stimme der Demokratie' (s.u.) zustimmen, war leider die falsche Kathasthrophe, die auch nicht so viel hergibt für Klagelieder über zerstörerischen Eingriffe des Menschen in die Natur - es war die Natur, wie sie nun mal ist.

  • I
    ion

    "Dieses Trauma erklärt, warum in den USA so viel Wind um „Sandy“ gemacht wurde, (....)";

    Und welches "Trauma" erklärt, dass 'wir' hier in D jeden Furz darüber in (fast) allen Massenmedien zu allen Tages-/Nacht-zeiten ertragen müssen?

    Und wenn gewisse Leute schon so scharf auf die Auswirkungen von Naturphänomenen auf die so genannte High-Tech-Zivilisation sind: wann werden endlich hurricanfeste Online-24/7-Webcams geschaltet, damit die geneigte Couchpotato-Gemeinschaft sich all diese wundervollen Zerstörungen auch ad libitum live reinziehen kann?!

    Wo es doch eine solche Webcam sogar schon für den im Botanischen Garten der Universität Basel (endlich) blühenden Titanenwurz gibt?

    [http://titanwurz.unibas.ch/webcam.php]

  • S
    Sturm

    Mir geht diese "Aufmerksamkeit" unserer Ami-Presse gehörig auf den Sack. Seit Tagen das blöde Gejammer. Die vielen Opfer auf den karibischen Inseln waren nicht eine Schlagzeile wert!

     

    Apropos Fukushima: Die Reaktoren in Fukushima stammten von General Electric. Kein Wort darüber in unserer Ami-Presse. Man stelle sich nur mal vor, wenn Siemens einen solchen Schrott gebaut hätte.

     

    Hilfe, wir werden amerikanisiert!

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Man denke nur an Fukushima, wo die deutsche Presse zigtausende Tote ignoriert hat und hoffnungsvoll einer sich anbahnenden Katastrophe entgegenfieberte. In Deutschland (so einhalb mal um die Welt) waren die Geigerzähler nach zwei Tagen ausverkauft. DAS sind Katastrophen, wie wir sie lieben.