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Kommentar Sahra WagenknechtEine Illusion weniger

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Überraschung: Sahra Wagenknecht kandidiert nicht für den Fraktionsvorsitz. Das ist ein Nein zur Verantwortung, ein Nein zur Realpolitik.

Wagenknecht bleibt Solotänzerin Bild: dpa

D ietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht, der Realo und die Linke, sollten im Herbst 2015 Gregor Gysi an der Fraktionsspitze beerben. Ob das geklappt hätte, ist schwer zu sagen: Ob Gysi gehen will, weiß wohl nicht einmal er selbst.

Aber das ist jetzt Schnee von gestern. Als Fraktionschefin hätte Wagenknecht intern Kompromisse einfädeln und vertreten müssen. Das will sie nicht. Sie will Solotänzerin bleiben und nicht Choreographin werden.

Das ist für Dietmar Bartsch bedauerlich, dessen Karriere mal wieder unverhofft an Grenzen stößt. Und mehr: Wagenknechts Nein ist ein Zeichen. Es heißt: Nein zur Verantwortung, und Nein zur Realpolitik.

Wagenknecht repräsentiert den radikalen Flügel der Linkspartei – aber sie hat sich verändert. Sie hat die DDR-Nostalgie abgestreift und den hohen Ton der Rechthaberei herunter gepegelt. Auch eine rot-rot-grüne Regierung kann sie sich vorstellen, wenn auch zu Bedingungen, die illusorisch wirken. Aber falls Rot-Rot-Grün doch mal in Reichweite kommen sollte, wäre ihre Rolle klar gewesen. Nur Wagenknecht könnte den linken Flügel einnorden und versöhnen.

Das Drama der Partei: Stagnation

Doch Wagenknecht wird diese Rolle nicht spielen. Im Zweifel votiert sie gegen Regierungslogik. Das ist die Kernbotschaft dieses Rückzugs.

Der Anlass für den Rückzug ist sprechend. Die Linksfraktion hat mit großer Mehrheit für die EU-Griechenlandhilfe gestimmt, Wagenknecht hat sich enthalten. Mit Syriza stellte sich, im gegen die Zumutungen der Realität weitgehend abgedichteten Politkosmos der Genossen, konkret die Frage, was die Linkspartei will: weiter abstrakt rechthaben oder sich auf das Geschäft mit Kompromissen und Sachzwängen einlassen. Sogar eiserne Fundis wie Diether Dehm und Wolfgang Gehrcke stimmten mit Ja – also für die Logik der Regierungspolitik. Wagenknecht nicht.

Ist das der erste Haarriss, der eine Spaltung der Linkspartei anzeigt? Nein, das nicht. Es ist vielmehr noch ein Zeichen für das unspektakuläre Drama der Partei: Stagnation. Gysi bleibt Fraktionschef. Wagenknecht versorgt den eigene Flügel weiter mit radikalen Botschaften. Bartsch wartet. Die Partei bewegt sich nicht mehr. Irgendwann geht das nicht mehr gut.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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63 Kommentare

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  • Bei Wagenknecht frag ich mich immer, wieso der Realsozialismus unterging? War es Geld und Luxus, was mehr zaehlte? Fuer Autofans naturlich keine Frage, da war das Angebot himmelweit auseinander zwischen BRD und DDR.

    • @Gabriel Renoir:

      Ein Grund, warum der Realsozialismus unterging, lag darin, dass sich Leute wie Angela Merkel (damals noch: Angela Dorothea Kasner) und Joachim Gauck darin zum Nachteil anderer einrichten konnten. Sahra Wagenknecht durfte im Gegensatz zu Angela Merkel in der DDR nicht studieren, weil Sie sich dem Wehrunterricht verweigerte. Sie lehnte auch eine ihr zugewiesene Sekretärinnenstelle ab und verdiente sich ihren Lebensunterhalt lieber mit Nachhilfeunterricht.

    • @Gabriel Renoir:

      Es war natürlich nur der fehlende Kaffee (http://de.wikipedia.org/wiki/Kaffeekrise_in_der_DDR) Aber mal im Ernst: Glauben Sie dass sich der Mangel nur auf Luxusgüter beschränkte, ansonsten genug Wasser und Brot im real-sozialistischen Knast vorhanden war?

  • Es sollte mich eigentlich nicht mehr wundern oder ägern dass "Real"politik mit Verantwortung únd beides zusammen als das erstrebenswerteste angesehen wird, das Politik zu bieten hat.

     

    Realpolitik heißt für mich nur Verwaltung. Insolvenzverwaltung um es noch präziser auf den Punkt zu bringen.

     

    Was hat uns die Realpolitik der letzten 16 Jahre gebracht?

    Eine verfassungswidrige nich Erhebung der Vermögenssteuer die eine noch weitere Umverteilung von unten nach oben geführt hat, sodass der Sozialstaat als Lehre aus dem Scheitern der Weimarer Republik nur noch eine Farce ist, weil die Schere zwischen Reich und Arm ihn auseinanderreißt?

     

    Das schon im Jahr 2000 ( ja genau, in Schröders erster Amtszeit) der Infrastrukurbericht die roten Alarmglocken hat Schrillen lassen, und seit dem trotzdem nichts geschehen ist, den Zustand zu verbessern oder ihn wenigstens nicht weiter ausufern zu lassen?

     

    Das in diesem Land trotz steigender Studentenzahlen, weniger Studierende aus der unteren Schicht ihren Abschluss erreichen als in den 70er Jahren?

     

    Das konsequenterweise die Regierung entgegen dem Wohle ihres Volkes den Fachkräftemangel mit gezielter Zuwanderung von jenen aus dem Ausland decken will, statt die eigene Bevölkerung auszubilden? Das dies in den Ländern aus denen wir uns jene Ärzte, Ingenieure etc. ziehe, ein sich verschlimmernder Brain Drain herscht und die dort zurückbleibende Bevölkerung/Wirschaft nur noch schneller verreckt?

     

    Nein, Realpolitik ist Verantwortungslosigkeit schlechthin, wenn nicht kriminell gegenüber der nachfolgenden Generation, mithin, der Begriff wurde ja auch - im mindesten in den USA - maßgeblich vom Kriegsverbrecher Kissinger geprägt. So big suprise.

    • @Pleb:

      Ich bin da anderer Meinung. Das Gegenteil von Realpolitik ist ja nicht Idealpolitik sondern Gesinnungspolitik.

      Das Wesen der Realpolitik ist die Diplomatie und die funktioniert nur zwischen Realpolitikern. Realpolitik ist es , die Kriege verhindern kann und zu Wohlstand und Gerechtigkeit führt. Das heisst im Umkehrschluß nicht, dass ihr das immer gelingt. Aber: Der Politik der Gesinnung gelingt dies nie.

  • Ein Ja GEGEN eine BUILDzeitungskampsagnr zum NEIN - aus übleszebm Anti-Griechenressentiment - mitr explizter Anti-Merkel-SChäuble SToßruchgtrung und Begründung (das Ja der so stimmenden LINKEN Abgeordneten - es gibt auch andere, konsequentrere).

    SYRIZA Solifarität.

     

    Richtig: Spinger ist immer noch nicht

    enteignet!!!

     

    Die Pistolen auf dr Brudt in Griechrnlanf zum TEoil real unter den verbatwortlichern Vürhängen von ND und PASOK!!

     

    Mäcze die TAZ da nicht als wesentlich erwähnrn?

  • Realpolitik, heißt das zu akzeptieren wie unsere Gesellschaft weiter verkommt, wie alles den Interessen des Kapitals untergeordnet wird, wie die Zukunft unserer Kinder verspielt wird? Heißt das den weichgespülten und angepassten Journalismus zu akzeptieren ( Augstein und Nannen würden im Grab rotieren, wenn sie den Zustand der Presse heute erleben würden), zu akzeptieren das Politiker unser Parlament nur noch nutzen um ihre Karriere zu befördern, oft auch im Gegenzug unser aller Interessen verkaufen? Heißt das, das erfolgreiche Unternehmen die Milliardengewinne machen, nach wie vor mit Steuergeldern subventioniert werden damit sie statt München Leipzig oder statt Frankfurt Berlin als Standort für ihre Expansion wählen? Heißt das das große Unternehmen wenig oder keine Steuern zahlen, das viele Arbeitnehmer ausgebeutet werden damit wenige Kasse machen können? Heißt das kurz gefasst, das die Verarsche ungebremst weiter geht? Auf solche Ralpolitik können wir alle verzichten.

    • @M. W. Fiedler:

      "das Politiker unser Parlament nur noch nutzen um ihre Karriere zu befördern, oft auch im Gegenzug unser aller Interessen verkaufen?"

       

      Harte Worte für die 41 Mitglieder der "DIE LINKE", die für die Hilfspakete für Griechenland gestimmt haben ;-)

      • @Arcy Shtoink:

        Niemand hat behauptet das Politker einer Fraktion/Partei fehlerlos und kritikunwürdig wären, nur weil ihre Gruppierung meistens das geringste Übel darstellt.

      • @Arcy Shtoink:

        Hart, aber gerecht.

      • @Arcy Shtoink:

        Auch wenn die bürgerliche Partei, Die Linke, keine kommunistische Partei ist, sondern eine sozialdemokratische Partei, im Gegensatz zur wirtschafts-liberalen SPD, so kommen Sie, "Arcy Shtoink" (?), seit 1989/90, wie schon die Jahre zuvor, nicht mehr aus Ihrer antikommunistischen Ecke heraus.

         

        Sie betreiben eine billige anti-sozialdemokratische Demagogie gegen "Die Linke", und unterschlagen dabei auch bewusst die Zustimmung der wirtschafts-liberalen SPD-Mehrheit.

        • @Reinhold Schramm:

          Wie kommen sie nun auf die SPD-Mitglieder? Frau Wagenknecht hat doch den Abgang nicht veranstaltet weil die Mitglieder der SPD ihr nicht gefolgt sind. Oder wissen Sie da mehr? Wollte Frau Wagenknecht auch noch die SPD Führerschaft beanspruchen? Suppermutti werden?

        • @Reinhold Schramm:

          Sie werden den Unterschied zwischen Antikommunismus und Antistalinismus nie begreifen.

      • @Arcy Shtoink:

        Und inwiefern sollte die Zustimmung zu den Hilfspaketen die Karriere linker Abgeordneter befördern?

        • @Friedrich Zoller:

          Fragen Sie den Autor der Zeilen (Fiedler)

          • @Arcy Shtoink:

            Ich wußte, daß Sie so antworten würden, aber es ist nicht anzunehmen, daß er Ihre persönliche "Interpretation" erklären kann.

        • @Friedrich Zoller:

          Jeder demagogische Mist, der sich gegen die sozialdemokratische "Die Linke" richtet, ist dem "Arcy Shtoink" willkommen. "Shtoink" ist, so wie auch die CDU und Junge Union, im "Kalten Krieg" und im Antikommunismus von vor 1989/90 stecken geblieben.

          • @Reinhold Schramm:

            Herr Schramm ihr Pseudo-Kommunismus bewegt sich auf dem Niveau ihres früheren Beitrags: http://www.taz.de/!153656/: "Selbst in der NSDAP gab es (rechte) Nationale Sozialisten, die auch die Entmachtung und Enteignung deutscher Konzerne und der Monopol-Bourgeoisie wollten, die mit der kapital-faschistischen Ausrichtung der NS-Partei nicht einverstanden waren, und schließlich, durch die kapitalistische NS-Führung und SS, physisch liquidiert (getötet) wurden. "

  • Die Stagnation der Partei Die Linke ist letztlich auf eine schlichte Wahrheit zurückzuführen : Man kann den Kapitalismus nur ganz kritisieren - oder gar nicht .

    Für das Halbe , Jein , Ja-aber , Mitmachen-in-der-Realität-wie-sie-nun-mal-ist - dafür haben wir seit mehr als hundert Jahren die SPD .

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Ich halte die Entscheidung von Frau Wagenknecht für falsch. Die Enthaltung zum Griechenland-Rettungspaket ist sicher noch nachvollziehbar, auch wenn ich die Zustimmung für einen von einer Schwesterpartei unter widrigsten Bedingungen ausgehandelten Kompromiss (so unbefriedigend er auch sein mag) für richtig halte.

     

    In Deutschland geht es darum, eine starke linke Gegenkraft zum neoliberalen Einheitsbrei zu schaffen, die natürlich Prinzipientreu zu sein hat, aber ohne sich ständig in destruktiven Grabenkämpfen zu verlieren und sich spalterischen Tendenzen hinzugeben. Das ist natürlich eine Gratwanderung. Fakt ist aber, dass es in der Linken Flügel gibt, die lieber bei 1-2% ihre Prinzipien gewahrt sehen, als bei Kompromissen wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen. Zu ersterer Gruppe gehört allem Anschein nach auch Frau Wagenknecht.

    Dabei ist Sahra Wagenknecht natürlich ein Glücksfall für die Linke, weil sie über analytische und rhetorische Fähigkeiten verfügt, wie vermutlich kein anderer Politiker in Deutschland. Umso tragischer, dass die Partei ihre Fähigkeiten jetzt nicht zu 100% nutzen kann.

  • Herr Reinecke argumentiert unsauber. Frau Wagenknecht folgt offensichtlich ihrer eigenen Interpretation von Verantwortung und Realpolitik und nicht fremdbestimmten Forderungen. Solche Anmaßung hat etwas amüsantes: man ist schon aufs äußerste empört über ihren politischen Standort an sich, da muss sie sich doch wenigstens auf unvorteilhafte Erwartungen ihrer Kriiker einlassen. Ihre Stärken werden misslaunig als Nebensache erwähnt. Sodann stellt man aber gleich die Erwartung auf, dass sie sich Arbeitsfelder und Arbeitsweisen auszusuchen habe, in denen ihre Erfolgschancen weniger erfreulich aussehen. Andernfalls ist man sich nicht zu schade, moralisierend abzuurteilen. Wieviele Franktionsvorsitzende gibt es bei den anderen Parteien..? Die Grünen haben immerhin zwei, aber der Rest entzieht sich ja dann auch der Realpolitik und der Verantwortung...

  • Im Gegensatz zu den anderen Kasperln- den sogenannten Etablierten- wirft sie ihre Überzeugung nicht so einfach über Bord.

    Die Etablierten haben gar keine Überzeugung mehr,die werden von Macht und Geld überzeugt= gegenseitiges Pöstchen zuschustern und Geld aus der Wirtschaft- "und das alles aus Überzeugung". Von den Neo- Liberalen Krüppeln, haben wird doch wahrhaftig genug.

  • Sie rennt von die Verantwortung weg. Das war immer so, und sie hat sich nicht geändert. Gross Spruche ja, aber etwas dafür leisten? Nee - weil dann sehen alle das sie umfähig ist etwas anders als Sprüche zu liefern.

  • Zur sozialdemokratische Linkspartei und zum "radikalen Flügel der Linkspartei" ? --

     

    Wo gibt es einen radikalen Flügel der Linkspartei?

     

    Die "Linkspartei" wurde rascher zur Liberal-Sozialdemokratie als die SPD-Spezialdemokraten der Bourgeoisie in ihrer Geschichte.

  • Sahra Wagenknecht hat angeblich in jungen Jahren Faust I und insbesondere Faust II gelesen und gilt deswegen in Deutschland als intellektuell. Als Rosa Luxemburg look-alike mit prätentiösem Spielen einer schönen Unbeugsamen triggert sie säftelnde Altherrenprojektionen - für mehr als diese eine Illusion war sie noch nie gut.

  • Sehr vernünftige Entscheidung von Frau Wagenknecht.

     

    Die Zeit für zwei linke Parteien ist in der Gesamt-BRD wegen des strengen Antikommunismus noch nicht eingetroffen. Das heißt warten und sie zeigt Geduld. Wichtig wäre es, dass nun der linke Flügel vor allen Dingen in Ostdeutschland seine rganisation ausbaut. Dort könnten in allen Bundesländern auch zwei linke Parteien überleben und somit ein Signal nach Westdeutschland senden.

    • @Age Krüger:

      Mmmh ... Es ist eine parteiinterne Entscheidung. Sie hat sich wegen der Abstimmung der Mitglieder der "DIE LINKE" im Bundestag zu den Griechenlandhilfen zurückgezogen. Ist dort nun auch schon der Antikommunismus ausgebrochen?

      • @Arcy Shtoink:

        Ich schätze, auch in der LINKEN gibt es mittlerweile einige Leute mit antikommunistischen Meinungen.

         

        Aber ich redete von der Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei linke Parteien in Westdeutschland etablieren könnten und das halte ich wegen dem vorherrschenden Antikommunismus der westdeutschen Wähler für ausgeschlossen.

      • @Arcy Shtoink:

        Hä? Im Bundestag sitzen doch nur linke Parteien, nachdem inzwischen selbst die Union links der Mitte steht.

        • @Biene Maya:

          Jepp! Und die "DIE LINKE" hat Angela als Mutti akzeptiert und Sarah als Ober-Mutti der Fraktion abblitzen lassen

      • @Arcy Shtoink:

        Wo kein Kommunismus drin ist, da braucht auch nichts mehr auszubrechen.

         

        Die Linkspartei ist heute eine Schwesterpartei der wirtschafts-liberalen SPD.

        • @Reinhold Schramm:

          Ach wie herzzerreißend! Nach hundert Jahren finden Brüderchen und Schwesterchen wieder zusammen. Ist ja wie im Märchen. Wo kommt das Drehbuch denn her?

  • "…Ist das der erste Haarriss, der eine Spaltung der Linkspartei anzeigt? Nein, das nicht. Es ist vielmehr noch ein Zeichen für das unspektakuläre Drama der Partei: Stagnation. Gysi bleibt Fraktionschef. Wagenknecht versorgt den eigene Flügel weiter mit radikalen Botschaften. Bartsch wartet. Die Partei bewegt sich nicht mehr. Irgendwann geht das nicht mehr gut."

     

    und zuvor schon - "… einnorden…"

    In die Waberlohe gefallen?

    (scheint ansteckend zu sein;)

     

    Ps: Danke für Ihren Kommentar. Er wartet auf Freischaltung. Bitte haben Sie Geduld und senden Sie ihn nicht mehrfach ab. - ok -

     

    mit F.K.Waechter - NÖ WIESO!

  • Ich bedaure diesen Schritt, weil ich Sie für eine kluge und wichtige Politikerin der LINKEN halte, auch wenn ich ihre Einstellungen nicht immer teile. Wenn Sie sich als kommende Fraktionschefin ein klein wenig in die Realorichtung bewegt hätte, hätte sie doch Garantin dafür sein können, dass die LINKE nicht ebenso schnell auf glatten Realokurs getrimmt wird wie die ehemals ja auch linke Grüne Partei.

    • @Markus Maria Strobl:

      "Realo"?

       

      Was muss sich im Bundestag noch bewegen? Die sind doch allesamt Realo, so wie von den Wirtschaftsverbänden erwünscht.

    • @Markus Maria Strobl:

      Sie bleibt ihren Prinzipien halt treu. Wagenkencht for Bundeskanzlerin!

    • @Markus Maria Strobl:

      Man ist entweder links oder eben nicht.

      Rechts von Wagenknecht darf es nur Grüne, SPD, Union, FDP, AfD und Sonstige geben.

    • @Markus Maria Strobl:

      Deswegen ja auch das NEIN von Wagenknecht. Mit meiner Stimme wird es keine wie von mir unten beschriebene "Realpolitik" (siehe meinen Beitrag unten) geben.

    • @Markus Maria Strobl:

      Von den Grünen lernen heißt Siegen lernen.

      • @Arcy Shtoink:

        Der Sieg des Banalen.

      • @Arcy Shtoink:

        Habe eben Tränen gelacht.

        • @Willi:

          *g*

  • Wer mitbestimmen will - um etwas in die richtige Richtung zu bewegen - sollte bereit sein, Kompromisse zu schließen.

    • @Berrichon:

      Kompromisse ja. Aber wenn alles nur noch ein Wischiwaschi aus Widersprüchen und Doppelmoral ist, dann nein.

    • @Berrichon:

      In der heute vorherrschenden verkommenen Politik sind Kompromisse nicht möglich. Radikaler Sozialabbau, Abbau von Arbeitnehmerrechten und Privatisierung, Zerstörung der Demokratie kann nur radikal und verfassungsgemäß wieder umgekehrt werden. Hierfür steht zur Zeit nur DIE LINKE! Ich stehe mit meiner Stimme für faule Kompromisse, die letztlich nur der Aufrechterhaltung des neoliberalen Prinzips dienen, nicht zur Verfügung.

      • @Willi:

        "DIE LINKE!" steht insbesondere für die DDR und somit für die obigen Punkte in heftiger Form. Außerdem natürlich noch für die soziale Marktwirtschaft (vulgo Neoliberalismus) in Thüringen und Zustimmungen zu imperialistischen Hilfspaketen an Griechenland

  • Schade, aber besser als wenn sie sich verbiegen ließe. Ein Frau mit Wissen und Profil, die den Marsch in die Sozialdemofratie nicht weiter mitmachen will.

    Was hier als Verantwortung bezeichnet wird ist die Bereitschaft zum Mitmachen. Gehirn aus, Mutti hat gesagt es ist alternativlos und deshalb kann das Gehirn auch ausgeschaltet bleiben. Riesenvorteil für alle Hifschreiber, es fällt leichter eine Auseinandersetzung mit ihren Aussagen zu umgehen.

  • was jetzt von allen seiten wieder hineneininterpretiert wird nachdem frau dr. wagenknecht nein gesagt hat ist schon sehr erstaunlich. wenn große teile der fraktion nicht hinter ihr stehen ist dies nur ein ganz logischer schritt. nicht mehr und nicht weniger. hätte sie sich zum tanzbären machen sollen damit die schreiberlinge dieser republik wieder ein thema gehabt hätten? richtig und konsquent so frau dr. wagenknecht.

  • TAZ: "Das ist ein Nein zur Verantwortung, ein Nein zur Realpolitik."

     

    Sahra Wagenknecht ist schon viele weiter als die sog. Realpolitik, wenn sie nein zur sog. Realpolitik sagt, dann ist das absolut richtig. Realpolitik bedeutet:" Den neoliberalen Kräften cdu-csu-sdp-fdp-grüne geht es nicht um die Beseitigung der sozialen Ungerechtigkeiten, sondern um die Aufrechterhaltung des neoliberalen Prinzips, also um die Legitimation einer Politik bestehend aus Sozialabbau, Abbau von Arbeitnehmerrechten und Privatisierung, die nach neoliberaler Auffassung angeblich ein Wachstum für alle fördert, was nachweislich nicht der Fall ist. Das Gegenteil ist der Fall. Wer weniger Ungleichheit und mehr Wohlstand will, muss über eine neue Wirtschaftsordnung nachdenken. 

    Besonders spd-grüne sind nicht (mehr) glaubwürdig. cdu-csu-fdp-afd sowieso nicht. Wenn die Wähler noch keine linke Alleinregierung wollen, müssen sie halt noch mehr leiden...bis wir da sind, wo die Griechen jetzt zu recht raus wollen...aus einem radikalen den Menschen tötenden System. Dass Sahra Wagenknecht diese "Realpolitik" ablehnt, ist konsequent und richtig. Deshalb wird es auch erst ehrliche und spürbare Veränderungen geben, wenn es eine Alleinregierung Links gibt. Diesen "Zug" haben spd und grüne verpasst.

    • @Willi:

      Alleinregierung links? Der Wähler möge es verhindern.

      • @Micha Mille:

        Der Medienwähler "möge es verhindern"? Da muss man nichts verhindern, die sind allesamt auf Wirtschaftslinie, da müssen die Erbschafts-Millionäre und Milliardäre keine Angst davor haben.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Wagenknechts Nein ist ein Zeichen. Es heißt: Nein zur Verantwortung, und Nein zur Realpolitik."

     

    Vielleicht weiß sie einfach, dass sie in einer exponierten Position für die Medien als Oskar Lafontaine der Linken gelten würde. Aus ihrer politischen Einstellung und aus der Tatsache, dass sie eine kluge Frau ist, würden BILD, Focus und Co. einen berauschenden Cocktail für ihre "Leserschaft" mixen.

  • Wenn Wagenknecht nicht kandidiert ist das eigentlich ein realpolitisches Eingeständnis. Teil einer Normalisierung, hin zu anderen Parteien.

    Wenn man sich in Europa umsieht, entspricht die Linke sowieso eher einer normalen sozialdemokratischen Partei und nicht einer Linkspartei.

  • Oh weh, der bei der taz für zu linke Linke zuständige Herr Reinecke spricht der zu linken Linken Sarah Wagenknecht das Vermögen realpolitisch zu agieren ab. Denn was Realpolitik ist, das definiert immer noch Herr Reinecke und mit zu linken Linken ist die jedenfalls nicht zu machen, das weiß er gewiss.

  • Welche Haltung Wagenknecht bei der Abstimmung des Bundestags hatte ist wurscht. Krass ist nur dass sie die Abgeordneten der "DIE LINKE" offenbar als Stimmvieh sah, die ihre politische Sichtweise zu übernehmen haben. Wer Abstimmungsniederlagen persönlich nimmt versteht entweder nichts vom politischen Geschäft oder sieht ein dass auch darüber hinaus keine Mehrheiten vorhanden sind um dann so einen divenmäßigen Abgang mit großem Tam-Tam zu veranstalten.

    • @Arcy Shtoink:

      Ihre ständige billige Propaganda-Stimmung gegen Soziale Gerechtigkeit kommt nicht an. Im BILD-Forum haben sie sicher mehr Zustimmung.

      • @Willi:

        Nö das ist die SZ ("Beleidigt, getroffen, geschlagen" -http://www.sueddeutsche.de/politik/wagenknechts-rueckzug-beleidigt-getroffen-geschlagen-1.2381195) Wagenknecht sieht im Verhalten der Fraktion der "DIE LINKE" einen(Zitat) "offenen Affront" gegen sie. Demokratie und politisches Handwerk sieht anders aus.

  • Es heißt: Nein zur Verantwortung, und Nein zur Realpolitik? Herr Reinecke, aus dem Beitrag ist schnell abzulesen, was für ein Weltbild sie haben. Die Position von Frau Wagenknecht muss man nicht teilen, aber „deutsche Politik“ mir Realpolitik gleichzusetzen und dies als Maßstab für politisches Handeln zu nehmen, zeugt doch von einem sehr begrenzten Horizont. Diesen sehr begrenzten Horizont haben leider die deutschen Medien selber zu verantworten und das sicherlich absichtlich. Alternativlos heißt das eine Totschlagswort, das andere nennt man dann Realpolitik. Was ist Realpolitik? Die deutsche „Realpolitik“ ist jedenfalls eine Schande.

  • Stagnation muss nicht unbedingt schlecht sein - für politisches Überleben.

     

    Die CDU macht das seit 50 Jahren vor, wie man stagniert und gleichzeitig regiert...

  • Sahra Wagenknecht hatte ja für Enthaltung plädiert, was den Griechen die kurzfristige Hilfe keineswegs verhagelt hätte, aber tatsächlich ein deutliches Signal gegen dieses "weiter so mit kleiner Kosmetik" gewesen wäre. So, mit der breiten Zustimmung zur Verlängerung der Hilfen ist das leider letztlich doch ein Ja zu Merkels und Schäubles EU- und Griechenlandpolitik, Austerität + Räumungsausverkauf nur mit kleiner Atempause.

     

    Ob diese Zustimmung nun, so wie Stefan Reinecke meint, ein Zeichen von Realpolitik ist, oder, was ich finde, eher in Richtung "Wir-werden-regierungsfähig"-Umfallen geht, ist die Frage. Als einzige ihrer Rolle gerecht werdende Oppositionspartei unter der GroKo hätte sich die LINKE ruhig leisten können und müssen, hier nicht ihren "Markenkern" zu verkaufen.

     

    Ich denke hier vergleichsweise an die Zustimmung der ehemals pazifistischen Grünen zu den NATO-Einsätzen im Kosovo-Krieg, das war auch ein Verrat an einstmals zutiefst ur-grünen Positionen zum Zweck des Machterhalts.

     

    Realpolitik sollte jedenfalls nicht immer nur daran gemessen werden, wie weit (ggf. bis zur Unkenntlichkeit) man sich verbiegt, nur um vielleicht mitspielen zu dürfen.