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Kommentar Reform des MedizinstudiumsFür Streber und Reiche

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Mehr Landärzte und ein gerechteres Auswahlverfahren? Die Reform des Medizinstudiums wird ihre Ziele verfehlen. Dabei wäre es so einfach.

Mehr LandärztInnen braucht das Land! Foto: dpa

M ehr Hausärzte aufs Land und ein gerechteres Auswahlverfahren an den Unis – das waren die Hauptziele, die Union und SPD 2013 als „Masterplan Medizin 2020“ in ihren Koalitionsvertrag schrieben. Mit dem Beschluss, den Bund und Länder nun vorstellten, dürften sie jedoch kaum zu erreichen sein.

Das zeigt die geplante „Landarztquote“. Künftig können die Länder bis zu 10 Prozent der rund 9.000 Allgemeinmedizin-Studienplätze für BewerberInnen freihalten, die sich verpflichten, nach dem Studium mehrere Jahre in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Im Gegenzug müssen sie nicht den üblichen Abiturnotendurchschnitt von 1,0 oder 1,3 mitbringen.

Klingt sinnvoll, hat aber einen Haken: Man wird sich herauskaufen können. Wer 150.000 Euro Strafe hinblättert – diese Summe ist im Gespräch –, muss sich nicht im brandenburgischen Güstrow oder im sächsischen Mittweida niederlassen. Das Worst-Case-Szenario, das nur die nun mit Detailfragen betraute Expertenkommission noch verhindern kann: Schnösel mit 3,0-Abi und reichem Papa studiert und pfeift anschließend aufs Gemeinwohl.

Auch das Ziel, die notenfixierte Studienplatzvergabe zu öffnen, ist wenig aussichtsreich. Zwar sollen die Unis künftig zusätzliche Kriterien wie etwa soziale Kompetenz berücksichtigen, was viele der 34 staatlichen Ausbilder bereits heute tun. Nur: Bei diesen Tests muss die Note am stärksten gewichtet werden. Dass jemand mit 1,7-Abitur Medizin studiert, ist derzeit eine absolute Ausnahme.

Das Medizinstudium bleibt weiter Generalisten vorbehalten, die in allen Schulfächern glänzen. Hervorragende NaturwissenschaftlerInnen bleiben außen vor, wenn sie in Sport oder Französisch mittelmäßig sind. Andere Maßnahmen, zum Beispiel mehr Studienplätze, sieht der „Masterplan“ nicht vor. Dabei wollten letztes Wintersemester 43.000 junge Menschen Medizin studieren – genug, um das Landarztproblem lösen zu können.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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1 Kommentar

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  • Von angehenden Medizinstudenten zu verlangen, dass sie sich schon vor dem Studienbeginn auf den Facharzt festlegen ist sowieso Schwachsinn. Das Problem ergibt sich genau bei den Studenten, die merken, dass sie trotzdem nicht auf das Land wollen. Zum Arbeiten kann man sie nicht verpflichten, man kann ihnen die anderen Fachärzte verbieten, aber auch die Privatwirtschaft, die Forschung und das Ausland freut sich über Ärzte.

    Zu den beiden letzten Abschnitten, nun was schlägt der Autor dann als Alternative vor? In Deutschland wird die Abinote berücksichtigt, obwohl diese sowieso entwertet wurde und sich nicht zwischen den Bundesländer vergleichen lässt, in der Schweiz haben wir einen standardisierten NC, dass ergibt wieder andere Probleme. Das perfekte Modell gibt es denk ich nicht.