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Kommentar Referendum in der TürkeiEin Land sagt Nein

Fatma Aydemir
Kommentar von Fatma Aydemir

Die Wahlergebnisse waren wohl manipuliert. Die Mehrheit der Türken hat sich gegen Erdoğan entschieden, doch der will das nicht hören.

Ging hier alles mit rechten Dingen zu? Foto: dpa

D as Ja hat in der Türkei längst keine Mehrheit. Und es ist falsch, diese Erzählung der regierenden AKP vom vermeintlichen Sieg zu übernehmen. Denn höchstwahrscheinlich stimmte mehr als die Hälfte der Bevölkerung gegen die neue Verfassung und damit gegen die Einführung des Präsidialsystems, das Staatspräsident Erdoğan mehr Macht einräumen und die Gewaltenteilung endgültig aufheben wird. Über 2 Millionen Stimmen, die ungültig sein müssten, weil nicht behördlich gestempelt, seien mitgezählt worden, erklären oppositionelle Wahlbeobachter*innen. Das sind drei bis vier Prozent.

Und in der Tat: Just, als gerade die letzten Wahllokale schlossen, erklärte das Hohe Wahlamt – zum ersten Mal in der Geschichte der Türkei! –, dass auch Stimmzettel ohne behördlichen Stempel gültig seien. Kurz gesagt: In Massen produzierte gefälschte Stimmzettel könnten berücksichtigt worden sein. Auch die Wahlbeobachter der OSZE bemängelten am Montag diese späte Änderung als „Beseitigung wichtiger Sicherheitsvorkehrungen“.

Dass die Volksabstimmung vonseiten der Regierung manipuliert werden wird, war abzusehen. Schon die Ja- und Nein-Kampagnen im Vorfeld waren unter ungleichen Bedingungen geführt worden. Menschen, die Nein-Broschüren verteilten, wurden auf der Straße zusammengeschlagen oder verhaftet. Die Opposition wurde aus der TV-Berichterstattung komplett gelöscht, als existiere sie nicht.

Doch dass trotz all dieser Beeinflussungen und den gemeldeten Unstimmigkeiten während der Wahl die Ja-Front auf nur 51 Prozent gekommen ist, kann man als deutliches Zeichen dafür lesen, dass die Mehrheit eigentlich für das Gegenteil ist. Dass die Türkei am Sonntag in Wahrheit Nein gesagt hat. Bloß hielt sich Erdoğan dabei die Ohren zu, um noch am Sonntagabend eine vorschnelle Siegesrede zu halten. Wie leicht ihm das Regieren ohne eindeutige Mehrheit fallen wird, bleibt abzuwarten.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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47 Kommentare

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  • ich schätze bei dem "Referendum" ging es noch viel mehr als beim britischen um Beleidigtsein und Kränkungen, um Stolz und Größe.

    Nicht um Sachthemen.

    • @Land of plenty:

      Da ist was dran @LAND OF PLENTY!

      Mir fällt auf, das die Kultur der Werte von "sozialer Anerkenntnis" im Feld der EU mehr säkulär/aufklärerisch/egalitär ist. Während die "soziale Anerkenntnis" in der Türkei mehr historisch religiös, an Statussymbole gebunden erscheint...

      ( wär ja n´Thema für die Soziologie..)

  • Das Land hat wohl eher Jein gesagt. Für Verfassungsänderungen in dem Ausmaß sind solche Voten schrottig unbrauchbar.

  • Danke Frau Fatma Aydemir, eine gute und nachdenklich stimmende Analyse! Kommt jetzt ne´weitere Hetzjagd gegen die illegalisierte säkuläre Aufklärungskultur freier Gedanken? Is´ ja so´ne´ Sache mit zu knapper Demokratie... Guck Trump an, oder siehe Brexit...

    Die Türkei, nun? .. wird wohl mit "Demokratie und Religion" 2.0 weiterleben müssen! Und die EU darf (sollte!)aufhören, sich als Wertegemeinschaft dem Druck der Türkei zu beugen.. Handel geht weiter. Das `freiheitlich- friedliche´EU Konzept der säkulären Aufklärung (etc..) sollte sich mal besinnen im Hinblick auf Russland, NATO/USA und den religiösen Brandherd im Nahen Osten..

    Scheisse ist, das durch nun Erdogans `absolute Macht´, die Kultur der freien Aufklärung, Kunst und Presse in der Türkei quasi weg ist. Deniz Yücel und mehr als 150 Kollegen im Knast!

    Der machtvolle Sieger ist gleichzeitig der moralische Verlierer..

  • Welche Kontrollen gab es bei der Stimmabgabe in Deutschland? Haben Wahlbeobachter hier die Stimmauszählung beobachtet? Ging alles mit rechten Dingen zu? Weiß jemand etwas näheres?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @B. Wondraschek:

      Klar, die AfD hat überall Leute hingeschickt, um das zu überprüfen. Teilweise wollten die auch jede Menge Stimmen (für andere Parteien) wegen Nichtigkeiten für ungültig erklären.

       

      Im Ernst, jede*r kann hingehen, wenn Zweifel aufkommen. Aber auch in europäischen Demokratien wie der BRD findet eine Wahlbeobachtung durch NGOs und die OSZE statt. Kleinere Unregelmäßigkeiten werden auch immer wieder gemeldet.

      Ob ein taz-Stempel (die Pfote) als "Kreuz" auf dem Wahlzettel gilt? Wenn mensch das Gesetz streng interpretiert, dann eher nicht, aber pro Demokratie wäre eine solche Auslegung auch nicht.

       

      Ob "alles mit rechten Dingen zu[geht]", kommt nicht zuletzt auch auf das eigene Verständnis von Recht an.

      Ich bevorzuge eine Fragestellung wie "Hat es eine undemokratische Einflussnahme gegeben?". Da läßt es sich von Einzelfällen absehen.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        @ Hannibal Corpse: Ein Missverständnis? Ich meinte die Stimmabgabe zum Türkei-Referendum, die bei uns ja wohl überwiegend in türkischen Konsulaten etc. stattgefunden hat. Anscheinend bin ich der Einzige, der darüber nachdenkt. Dann muss ich ja wohl völlig daneben liegen.

  • Kurz, klipp & klar. Mir gefällt die Analyse der Autorin. Sie ist um einiges mehr outspoken, als das was bei uns (in Südamerika, per "Nachrichtenagenturen" an LeserIn gebrachtes) so zu hören und lesen ist.

    "Wie leicht ihm das Regieren ohne eindeutige Mehrheit fallen wird, bleibt abzuwarten".

    Nun, auf dass es noch leichter werde, daran arbeitet der Egomane ja längst. Ein Blick in die Gefängnisse/Verhaftetenlisten genügt.

  • Was noch zu denken geben sollte als Fanal der gescheiterten deutschen Integrationspolitik:

    "Auslandtürken stimmten aber je nach Wohnort sehr unterschiedlich ab: Wer in den USA, Grossbritannien oder der Schweiz lebt, stimmte eher gegen das Referendum. Von den Türken, die in der Schweiz leben, waren nur 38,1 Prozent für die neue Verfassung. Deutschtürken und Türken, die in Österreich, Frankreich, der Niederlande oder Belgien leben, stimmten jedoch mehrheitlich für die neue Verfassung."

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @TurboPorter:

      Bei Zitaten wäre eine Quellengabe doch nett.

  • Ich glaube es stammt aus der Heute Show. "Bei dem Referendum stimmen Freilandhühner darüber ab, ob sie Käfighühner werden wollen."

    Nun, sie wollten es wohl nicht. Egal.

     

    Was mich nur verwundert, im Parlament müssen bei wichtigen Beschlüssen 2/3 oder gar 3/4 der Parlamentarier für eine Änderung sein.

    Bei Bürgerbegehren reicht plötzlich eine einfache Mehrheit. Und dann können die Sieger rausposaunen das eine "überwältigende Mehrheit" für sie gewesen wäre.

    Siehe Brexit, das Referendum Anfang des Jahres in Italien oder jetzt hier. Gut, in Italien waren 59 % dagegen.

    • @derSchreiber:

      In der BRD sind z,B, bei einem Verfassungsreferendum nur 0% nötig, In der BRD wurde nämlich die Bevölkerung nie gefragt, ob sie ihre Verfassung möchte. Hier entscheiden Bundesrat und Bundestag mit 2/3-Mehrheit. Das kann jeder Staat so halten wie er will mit welcher Mehrheit er die Verfassung ändert.

       

      In der Türkei ist die Vorschrift, dass, wenn 60% der Parlamentarier für die Verfassungsänderung sind, es möglich ist, eine Volksabstimmung dazu durchzuführen. Die 60% wurden durch Graue Wölfe und AKP im Parlament erreicht. Dann ist die einfache Mehrheit in einer Volksabstimmung ausreichend.

       

      Beim Brexit war es einfach eine Volksbefragung, die durchgeführt wurde. GB hat keine Verfassung, die können das handhaben wie sie wollen. Und die EU-Mitgliedschaft hat auch in der BRD keinen Verfassungsrang. In der BRD könnte eine einfache Mehrheit im Bundesrat und -tag den Austritt beschließen.

    • @derSchreiber:

      Was würden sie denn sagen wenn sie 75% Mehrheit dafür brauchen um einen Bahnhof nicht zu bauen, eine Landbahn zu verhindern, ein AKW abzuschalten oder den Windpark vor der Haustüre zu verhindern.

       

      Genau - undemokratisch!

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Ja aber ist es fair wenn eine winzige Mehrheit über ALLE entscheiden darf?

        • @derSchreiber:

          Es ist auch nicht fair, wenn 10 Füchse und nur 3 Kaninchen darüber abstimmen dürfen, was es heute zum Essen gibt.

  • Überall heißt es nun, die dummen Türken, entzieht Ihnen den Doppelpass, etc. Wer das sagt, ist der wahre Dumme.

     

    Haben diese Leute auch mal bedacht, daß über 50% in D gar nicht abgestimmt haben, vermutlich weil die Türkei gar nicht mehr so interessant war für sie (verheerendes Verhalten, ja, aber das hätte andere Völker kaum anders gemacht).

     

    Es haben in der Türkei 49% (und es braucht nicht viel Phantasie zu erraten, daß vermutlich das Referendum bei demokratischer Durchführung es nicht geschafft hätte) DAGEGEN gestimmt. Diese 49%+x brauchen mehr denn je nun Unterstützung von uns, von der EU. Die Türkei dürfte die nächsten Jahrzehnte kein Boden mehr für freie Menschen mit moderner demokratischer Gesinnung sein.

     

    Im Übrigen hat unsere Kasperleregierung mit dem unsagbaren ZickZack-Kirs im Umgang mit den türkischem Rednern in D ein übriges getan.

     

    Wer meint, wir Deutschen seien da so toll vorbildlich, hat nichts aus der Geschichte gelernt.

     

    Unglaublich wie kurz der "deutsche Michel" denkt.

    • @Nachtvogel:

      Viele in Deutschland lebende Türken hatten Angst ihre Pässe in türkischen Konsulaten entzogen zu bekommen und sind deshalb nicht wählen gegangen...

    • @Nachtvogel:

      Wer nicht wählen geht ist erst mal dumm finde ich, allerdings hat Dummheit keine spezielle Nationalität.

       

      Aber viele haben ja auch mit nein gestimmt, sonst wäre die Nummer mit den ungestempelten Stimmzetteln nicht nötig gewesen. Schön wäre es natürlich gewesen wenn gar nicht genug dieser mutmaßlich manipulierten Stimmzettel vorbereitet gewesen wären wenn noch mehr Türken/Türkinnen in Deutschland und anderen EU Ländern mit Nein gestimmt hätten.

       

      Erdogan kennt das echte Ergebnis, er sollte seine Schlüsse daraus ziehen und sich mal lieber nach einigen zu erwartenden Parademaßnahmen langsam und unauffälig wieder Demokratie und Menschenrechten nähern.

       

      Ach ja, was der deutsche Michel bzw. die Micheline denkt: der/die Eine denkt so , der/die Andere anders.

  • Nicht zu vergessen die vielen Ja-Stimmen aus Europa. Die Türken tun mir leid.

  • Der beste Nährboden für Politik und Glaube bietet doch die Dummheit; sehr

    verlässlich.

    Wie ist es nur möglich, das die hier in Deutschland lebenden Türken für eine Todesstrafe plädieren und ihre eigenen Landsleute einem Diktator ausliefern.

    Die Dummheit macht es möglich.

  • Der Diktator hat die Wahl gefälscht. Na, was für eine Überraschung.

     

    Die Zeitungen der eingekerkerten Journalisten werden bestimmt Sturm laufen.

     

    Nicht.

  • Erdoğan kann sich auf Trump und Deutschland verlassen!

     

    Amerikas Präsident Trump hat Erdoğan zu seinem Sieg beglückwünscht. Zuvor hieß es noch, die US-Regierung wolle einen Bericht der OSZE-Wahlbeobachter abwarten.

     

    In Deutschland stimmten in den zwölf türkischen Generalkonsulaten und der Berliner Botschaft – bei einer Wahlbeteiligung von 50 Prozent – 63,2 Prozent für die neue Verfassung in der Türkei, in den Niederlanden 71 Prozent.

  • So kann man sich die Welt zurechtbiegen.

     

    Auch 1933 hatte die NSDAP nicht die Mehrheit der Wählerstimmen erhalten. Aber spätestens nach den Olympischen Spielen 1936 maschierte die große Mehrheit -auch im Denken- für den Faschismus der Volksgemeinschaft: aus Kapital und Arbeit.

    • @Reinhold Schramm:

      Nur dass wir grade nicht 1933 haben und die Türkei ist nicht Deutschland.

  • Das Problem ist doch nicht, dass das Erdogan-Regiem die Wahl gefälscht hat; damit hat doch jeder Beobachter der Türkei der letzten 10 Jahre gerechnet. Also ist das erwartbare eingetreten, schlimmer, ja verheerend, ist das Ergebnis der in Deutschland abgegebenen Stimmen. Von welchem Türkei-Migranten kann ich noch erwarten auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes zu stehen?

    Meine Einstellung zum Doppelpass hat sich um 180 Grad gedreht.

    Mein heutiger Vorschlag, Kein Deutscher darf mehr einen 2 Pass besitzen. Möchte er sich nicht vom anderen Pass trennen, muß eben der deutsche Pass entzogen werden. Die Entscheidung müssen die betroffenen binnen kurzem, so 1 bis 2 Jahre, treffen. BASTA!

    • @Eimsbüttler:

      Den deutschen Pass entziehen - was würde das bringen? Mit dem türkischen Pass lässt sich weiter für Erdogan stimmen. Vermutlich sind auch diejenigen, die - vor die Wahl gestellt - lieber den türkischen als den deutschen Pass abgeben, erst gar nicht zur Wahl gegangen.

      Vielleicht reden sich die Leute ja auch ein, dass wenn das Volk falsch stimmt, wir uns eben ein neues Volk suchen können - der Doppelpass macht's möglich!

      Der Doppelpass sollte allerdings aus anderem Grund begrenzt werden. Andernfalls haben wir in ein paar Generationen kaum noch Leute, die nur eine Staatsbürgerschaft haben. Wenn wir die deutsche Staatsbürgerschaft späterer Generationen davon abhängig machen, dass ein Mindestmaß an Verbindung zu Deutschland vorhanden ist, würden wir allerdings eher die Deutschen im Ausland zur Passabgabe bringen.

    • @Eimsbüttler:

      Oh, da wären wir ja viele AfD/NPD-WählerInnen los und ganze Gemeinden in Sachsen plötzlich voller Staatenloser, wenn entsprechend der Verfassungstreue nicht nur Doppelstaatlern die Deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden würde.

       

      Ich verstehe die Verlockung der vermeintlichen Problemlösung, befürchte jedoch, dass sie keine Lösung sein wird, die das Thema mit der politischen "Bildung" lösen wird.

       

      Und "BASTA" ist so was wie "alternativlos" gepaart mit Verhalten von Erdogan/Putin/Trump.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @Hanne:

        Und kann es nicht an so manchem verstockten Ossi liegen, dass die zum Teil länger zur Bundesrepublik Deutschland gehörenden türkischstämmigen Bürger, nicht so heimisch wurden, wie es wünschenswert wäre ? Nach der Wiuedervereinigung mit all dem nationalistischen Taumel, haben viele Ossis nicht verstanden, dass sie in ein multikulturelles Gesamtdeutschland eingeheiratet haben.

        In Erinnerung bleiben: Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, NSU und jetzt Freital, Dresden, Bautzen etc. Und immer wieder die Hetzer von der AfD und natürlich Sarazzin ...

    • @Eimsbüttler:

      "Von welchem Türkei-Migranten kann ich noch erwarten auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes zu stehen?"

      Von jedem. Weil wir keine Gesinnungspolizei haben, die in die Köpfe der Leute schaut. Bei Menschen, die nur einen deutschen Pass haben, können Sie nämlich auch nicht erwarten, dass sie auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes stehen. Da werden zu Tausenden verfassungsfeindliche Parteien gewählt und bei Demonstrationen verfassungsfeindliche Parolen mitgegrölt.

      Mit der doppelten Staatsbürgerschaft hat das alles schlichtweg null und nichts zu tun. Die Staatsbürgerschaft ist nicht an politische Überzeugungen geknüpft. Und das völlig zu Recht, weil "Verfassungstreue" nicht objektiv feststellbar ist. Jedenfalls nicht ohne einen anderen Verfassungsgrundsatz zu verletzen: das Wahlgeheimnis.

      • @Soungoula:

        Man kann durchaus Gutachten mal in Auftrag geben, inwiefern eine AKP oder MHP-Mitgliedschaft bzw. eine Mitgliedschaft in ihnen nahestehenden Organisationen vereinbar ist mit der deutschen Verfassung.

        Natürlich stimme ich Ihnen zu, dass man dies auch mit DDRlern hätte machen müssen, die in die BRD automatisch immigriert sind 1990 und müsste denen, die NPD u.ä, nahestehen die Staatsbürgerschaft der BRD entziehen. Da es keine DDR mehr gibt, wären die dann staatenlos.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Vielleicht lässt man auch jegliche Gesinnungsschnüffelei und lässt die Leute in Ruhe, solange sie hierzulande nicht gegen Gesetze verstoßen. Wir sind ja nicht in der Türkei (oder in Kuba).

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Also wieder einer, der den Verfassungsschutz abschaffen will.

             

            Ich persönlich halte seit 1989 die Bevölkerung noch zu ungebildet dafür.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wir haben hilflos zugeschaut, wie sich einer einen Staat unter den Nagel reißt.

     

    Danach die Einführung der Todesstrafe.

     

    Und was geschieht mit Deniz Yücel?

    • @571 (Profil gelöscht):

      Bitte nicht die über 150 anderen Journalisten ohne Anklageverfahren vergessen, Yücel ist nur einer von Vielen. Leider.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Akula:

        Sie sind nicht vergessen worden.

        Deniz Yücel steht für sie alle als prominentes Beispiel.

  • Erdogan hat auch ohne Referendum die Macht des Landes in seine Hand genommen. Durch den sehr merkwürdigen Putsch konnte er seine Macht noch mehr festigen. Alle wichtigen Posten im Land sind in seiner Hand. Also wird das Referendum zu Erdogans Gunsten gewertet. Egal wer sich vor den Grenzen der Türkei als Rumpelstilzchen aufbaut.

     

    Einzig eine völkerrechtswidrige Bewaffnung geduldet durch die USA, wie gegen Assad in Syrien, wird Erdogans Gegner in die Lage versetzen das Land zu einem weiteren Failed State zu machen.

  • lasst ihm seinen 'sieg' und haltet 'freundschaftliche' distanz.

     

    die opposition wird über sich selbst hinauswachsen.

    denn sie hat nichts mehr zu verlieren.

  • Präsident Erdogan hat gewonnen. Das wird mittlerweile auch vom Staatsfernsehen (ARD und ZDF) akzeptiert.

     

    Methoden gegen die Opposition, wie sie im Bericht erwähnt werden, werden auch in Deutschland angewandt. Das ist gängige Praxis in einer wehrhaften Demokratie.

     

    Die Deutschen sollte erst mal ihren eigenen Saustall aufräumen, bevor sie sich über die Türken aufregen. Es ist viel zu leicht, mit dem Finger immer nur auf andere zu zeigen, statt seine eigenen Demokratiedefizite zuzugeben.

     

    Erst wenn Muslime ihren Glauben in Deutschland frei ausüben dürfen, können die Christen ähnliche Rechte für Ungläubige in muslimischen Staaten fordern.

    • @Maike123:

      So viele Fehler in so einem kurzen Kommentar. Das macht mir Angst.

       

      1) Es gibt in Deutschland kein Staatsfernsehen. Es gibt einen öffentlich rechtlichen Rundfunk. Das ist ganz was anderes. Auch wenn manche uns glauben machen wollen, das sei das gleiche (Obacht: Das heisst nicht, dass es an dem öffentlich rechtlichen System nicht auch etwas zu kritisieren und zu verbessern gibt).

       

      2) Es werde in Deutschland keine Methoden, wie sie im Bericht beschrieben werden, gegen die Opposition angewandt. Kein bisschen. Auch wenn uns manche das glauben machen wollen (Obacht: Das heisst nicht, dass da es in diesem Bereich nichts zu kritisieren und zu verbessern gibt).

       

      3) Die Wortwahl "Ungläubige in muslimischen Staaten" wenn es um Christen geht, zeigt welches Geistes Haltung hier schreibt. Oder sind Muslime "Ungläubige in christlichen Staaten"? Und um Christen und Muslime geht es in dem Artikel gar nicht.

    • @Maike123:

      Also machen wir jetzt schnellstens dein Freitag zum Feiertag und den 17. April zum Nationalfeiertag.

       

      Frage: Was verstehen Sie eigentlich unter Demokratie und welchen Beleg haben Sie für Wahlmanipulation größeren Ausmaßes oder massiver Behinderung der Opposition in Deutschland?

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Maike123:

      Oh, ein Troll. Oder sollte ich sagen eine Trolla ?

    • @Maike123:

      ...

       

      Mir ist es übrigens als Agnostiker einerlei, welcher Christ woanders etwas einfordern mag. Diese Vergleiche sind sowieso unklug, schließlich stellt man sich damit auf eine Stufe, wie des Landes, das man gerade anspricht. Und in diesen Zeiten ist die Türkei leider zu einem Staat verkommen, indem Demokratie abgeschafft wurde. Demokratie bedeutet nämlich "vom Volk aus" und nicht von Erdogan.

       

      Jetzt wetten wir mal um eine Kiste wein, wie lange Erdogan an der Macht bleiben wird. Ich behaupte, bis zu seinem Tod irgendwann nach 2030. Übrigens bin ich nie ein Freund langer Amtszeiten gewesen und auch Frau Merkel hätte das Bedenken sollen. Aber Ihre Mehrheit ist zum Glück nicht sicher und wir haben freie Wahlen, ohne das man verhaftet wird, insbesondere als Journalist. Ohne das man zusammengeschlagen wird oder in seinem Umfeld gemobbt und direkt gesellschaftlich geächtet. Ich gebe zu, als AfD-Mann hat man momentan zu leiden und in der NPD sowieso, aber da sollte klar sein, weshalb. Gibt ja noch viele andere Parteien.

    • @Maike123:

      Ihre Wahrnehmung ist schon putzig. Wo genau werden denn Methoden gegen die Opposition angewandt? Durch welche wissenschaftlich feststellenden Eckpunkte soll das passieren? Und seit wann gibt es in Deutschland solche Referenden mit undemokratischen Ja und Nein? Ich kann Ihnen von zig Bürgerbegehren in Berlin berichten, da gibt es zu jeder Seite eine umfassende Erklärung und Darstellung, verfasst von jeweiliger Seite.

       

      Sie sprechen von einer wehrhaften Demokratie, die in der Türkei nicht mehr wehrhaft war, sondern klar einseitig, autokratisch. Da warb der ganze Staat für seine Abschaffung, hin zu einer Autokratie mit Machtbefugnissen eines Staatspräsidenten, der walten und schalten kann, wie er will. Das Parlament ist gänzlich entmachtet, kann aufgelöst werden, wie es Erdogan beliebt. Die Gewalten gibt es so gesehen nur noch auf dem Papier, auch hier kann Erdogan schalten wie er möchte. Und die vierte Gewalt, in den Händen Erdogans Familie und Freunden. Wer aufbegehrt, wird mundtot gemacht. Dann heißt es Gülen oder PKK. Bis zu 5 Jahre U-Haft ohne Anklage. Erdogan selbst hat offen Wahlkampf für sich betrieben, obwohl er gegen Verfassungsrecht verstoßen.

       

      Sie wollen Whataboutism mit uns betreiben? Im Gegensatz zur Türkei herrscht bei uns ein bisschen Unordnung, Thema ist hier nicht Deutschland, sondern die Türkei. Ihr Todschlagargument verfängt nicht und wir Deutsche regen uns genug über uns und Frau Merkel auf. Anscheinend haben Sie keine Ahnung von der deutschen Medienlandschaft. Die ist übrigens weitgehend frei, aber auch bedroht. Platz 16 bei Reporter ohne Grenzen. Die Türkei letztes Jahr auf Platz 151. Italien in den 70ern. Den Blick ins Ausland soll man gerne wenden, um festzustellen, wo es noch schlechter läuft. Oder besser, wie in Finnland oder Island.

       

      ...

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Akula:

        @MAIKE123 weiß, wie man auf sich aufmerksam macht.

        Das Signal: Ich will nur mitspielen.

  • Wenn das wahr ist, nehme ich das meiste zurück, was ich anderswo gesagt habe.

     

    Aber wie damit umgehen?

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    "Das Ja hat in der Türkei längst keine Mehrheit. Und es ist falsch, diese Erzählung der regierenden AKP vom vermeintlichen Sieg zu übernehmen."

    So.

    Ist.

    Es.

    Cem Özdemir, übernehmen Sie !!!

  • Ganz einfach, Erdogan wird sich noch mehr außenpolitische Feinde machen müssen, damit sich möglichst viele in der Türkei hinter ihn stellen.

     

    Wenn der Patriotismus nicht reicht, um unangefochten zu herrschen, muss man halt den Nationalismus befeuern, und während man Patrioten Grund geben muss, ihr Land zu lieben, reicht es bei Nationalisten, wenn man ihnen Grund gibt, andere zu hassen. Bei den inzwischen fast gleichgeschalteten Medien in der Türkei sollte das nicht schwer fallen.

     

    Ich erwarte mehr Konfrontation mit Europa, und da viele Europäer auch Konfrontation wollen, wird ihm das sehr leicht fallen.