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Kommentar Protestaktion „Ende Gelände“Jeder Schritt zählt

Martin Kaul
Kommentar von Martin Kaul

Die Kohleproteste in der Lausitz haben ihr Ziel erreicht. Der Tagebau steht still. Dabei hat der wichtige Part gerade erst begonnen.

Forderungen mit Wiesenkulisse: Banner auf dem Klimacamp in der Lausitz Foto: dpa

I m Filmgeschäft hätte es wahrscheinlich einen roten Teppich gegeben. Die Aktivisten, die seit Freitag in der Lausitz für ein Ende des Kohleabbaus demonstrieren, wurden empfangen wie gern gesehene Gäste: Viele von ihnen haben, seitdem sie unterwegs sind, noch keinen einzigen Polizisten gesehen. Und der Tagebau, den sie besetzen wollten, war schon bei ihrer Ankunft verwaist. Sie spazierten gemütlich hinein, kletterten dann zu hunderten auf die Kohlebagger – und manche richteten sich häuslich ein und blieben über Nacht. Der Energiekonzern Vattenfall hat das einzig Richtige getan: bereits im Vorfeld kapituliert. Er kann die Auseinandersetzung mit den tausenden Menschen nicht gewinnen. Dass auch die Polizei mit größter Zurückhaltung vorgeht, ist politisch klug und sachlich angemessen.

Die Bilder, die der Energiekonzern RWE im vergangenen Jahr aus dem besetzten Tagebau Garzweiler sendete, wollte niemand noch einmal produzieren. Ziel erreicht, auf Wiedersehen: Das Protestbündnis von „Ende Gelände“ könnte den Bass aufdrehen und nach Hause fahren.

Tatsächlich aber beginnt die politisch brisante Auseinandersetung in der Lausitz erst mit dem heutigen Tag – denn für diesen Samstag haben die Aktivisten ein ambitioniertes Programm. Sie haben durch eine Blockade den Betrieb des Kohlekraftwerks „Schwarze Pumpe“ eingeschränkt. Strafanzeige wurde gestellt. Darin steckt politische Sprengkraft. Das Wort Versorgungssicherheit kommt in Deutschland kurz vor dem Amen in der Kirche.

Wie können ein paar hundert oder wenige tausend Aktivisten ein Kraftwerk in die Knie zwingen? Nun: Die Kohle, die dort zum Verbrennen genutzt wird, trifft fortlaufend auf Kohlezügen frisch ein. Die Vorräte am Kraftwerk reichen offenbar nur für einen Tag. Wenn alle Zufahrtsschienen über 24 oder auch 48 Stunden blockiert sind, könnte Vattenfall ein Problem bekommen – und dieses Problem wird heute verhandelt. Mit Sitz-, Steh- und Ankettblockaden und einem Polizeieinsatz, bei dem jedes Vorgehen, jeder Schritt, auch politisch bewertet werden kann. Deswegen stellt sich die Frage: Wird die Polizei weiterhin Däumchen drehen?

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Martin Kaul
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21 Kommentare

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  • @Janus

     

    Ich beschäftige mich aus beruflichen Gründen ziemlich viel mit diesem Thema und ich kann Ihnen nur in einer Hinsicht recht geben: sofort und heute ist die komplette Versorgung mit regenerativer Energie tatsächlich noch nicht möglich.

    Wenn Sie sich aber mal die Mühe machen würden nach Begriffen wie Nord-/Südlink und Smartgrid (sehe ich allerdings auch noch etwas kritisch) zu googlen, werden Ihnen sich ganz neue Welten öffnen. Die Vernetzung der Stromnetze in Europa sowie die extrem erfolgreiche Forschung an modernen/bekannten Energiespeichersystemen wird durchaus in absehbarer Zeit dafür sorgen, dass wir auch auf Kohlestrom verzichten können. Windkraftanlagen mit modernen Umrichtersystemen sind heute schon Grundlastfähig, Photovoltaikanlagen wieder auf dem aufsteigenden Ast und die Ergänzung mit Pumpspeichern, Batteriespeichern, Power to Gas etc wird dafür sorgen, dass wir immer genug Energie zur Verfügung haben.

    Es mangelt bei der Entwicklung wie immer nicht an den vorhandenen Konzepten, sondern an dem Willen diese auch umzusetzen. Das neue EEG ist dabei in seiner bisherigen Form eine Bremse sondergleichen.

     

    Insofern wünsche ich hier an dieser Stelle allen in der Lausitz noch einen möglichst erfolgreichen Protest und lasst euch nicht von Kohlelobby, Naziärschen und den Cops unterkriegen!

     

    btw: es gibt heute schon ein, zwei komplett energieautarke Gemeinden in Deutschland welche erfolgreich ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen nutzen.

  • @JANUS

     

    Schon mal dran gedacht, dass man den Verbrauch reduzieren könnte?

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Der Verbrauch wird doch schon seit 30 Jahren kontinuierlich reduziert. Aus genau diesem Grund ist eine flächendeckende Energieversorgung allein mit erneuerbaren Techniken, unterstützt durch ein paar (längst existierende, aber z.Z. heruntergefahrene) Gaskraftwerke locker möglich. Allein die staatlich garantierten Gewinne der Großkonzerne und populistische Arbeitsplatzargumente sorgen dafür, dass wir alle und die Natur einen so hohen Preis für die Fossil-Energie zahlen.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Darüber wird geredet seit ich denken kann. Man sieht ja wie wunderbar das funktioniert,... nicht.

      • @33523 (Profil gelöscht):

        Vom Reden allein wird natürlich nichts gespart. Da wird es schon einer politischen Handlung bedürfen, schätze ich.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Greenpeace soll übernehmen.

    Anders ist das Problem kaum zu lösen.

  • Auch wenn die Teilnehmer von Ende Geländer noch heute wieder abziehen sollten hätten sie ihr Etappenziel voll und ganz erreicht: das ruhmlose Thema Braunkohle ist in allen Medien wieder einmal ganz oben und wird in der politischen Agenda ebenfalls ein gutes Stück höher rücken. Man muss nicht immer bis zum bitteren Ende marschieren und sich auch nicht unnötig kriminalisieren lassen. Jeder Schritt zählt, siehe Headline.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Da kann man der politischen Kurzsichtigkeit bei der Arbeit zusehen! Erst wird die Atomkraft weg demonstriert obwohl absolut transparent ist das dies zu mehr fossiler Energieerzeugung führen wird.

    Dann fällt einem auf das fossile Energieerzeugung ja schlecht für die Umwelt ist und zwar unmittelbar. Man demonstriert nun auch gegen die fossile Energieerzeugung und wenn die ebenfalls weg ist? Erneuerbare Energien werden in absehbarer Zeit den Bedarf nicht ansatzweise decken können! Das Ende vom Lied ist dann importierter Atom-Strom aus Frankreich.

     

    Die Anliegen mögen ja ehrenwert sein aber ich kann mich dem Eindruck nicht erwehren das viele Demonstranten keinen müden Gedanken daran verschwendet haben wie es denn weiter geht, wenn sie ihr Ziel erreich haben.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      "Das Ende vom Lied ist dann importierter Atom-Strom aus Frankreich."

       

      Nein, Frankreich wird schon bald EE-Strom aus D importieren, weil Fessenheim, Cattenom, usw. abgeschaltet werden MÜSSEN, bevor die Uralt-Reaktoren Europa um die Ohren fliegen.

      JANUS hat nicht mitgekriegt, dass Strom aus EE schon des öfteren auf hundert Prozent gekommen ist...

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Vielleicht kann man auch den Bedarf zurückschrauben? Womöglich muß man erst das Angebot entsprechend drosseln?

       

      Mein Eindruck ist, dass die Demonstranten etwas mehr Hirnschmalz in die Energiefrage gesteckt haben, als, nun, sagen wir mal Sie.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      1. Wissen sie wieviel Überschuss Strom Überschuss produziert wird, weil man die Atomkraftwerke nicht einfach so mal schnell abschalten kann? Und die Braunkohlekraftwerke? Die sind zwar billig, aber sie können ihre Produktionskapazitäten auch nicht mal schnell runterregulieren.

       

      2. Wissen sie wo die Lausitz liegt? Warum sollte man den Französischen Atomstrom quer durch Deutschland leiten, um den Versorgungsengpass in der Lausitz aus zu gleichen. Tatsächlich ist hier schönes Wetter und auch ohne Schwarze Pumpe wird wohl wieder mal Strom aus der Lausitz nach Polen und Tschechien exportiert werden müssen. Einfach weil die langsamen Braunkohlekraftwerke sich nicht anpassen können.

       

      3. Ihre Argumente sind die selben die man seit Jahren höhrt, ohne Kohle und Atomstorm kann die Grundlast nicht produziert werden, deshalb kann man nicht aussteigen. Mit genug Reserven und Speichern bräuchte man allerdings keinen Grundlaststrom. Seit Jahren wird der Umbau vorangetrieben und man hat ja gesehen was ohne Zwang passiert. Es werden neue unrentable Kraftwerke aus Trotz gebaut die sich kaum noch abschreiben lassen.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Sascha:

        1.) Schöne Informationen aber für welche meiner Aussagen hat das bitte Relevanz?

         

        2.) Das war nur ein markiges Beispiel. Worum es mir geht ist folgendes: Wenn wir selbst nicht genug Strom produzieren müssen wir welchen einkaufen und dann haben wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, zumindest unter Anderem, doch wieder Atomstrom, wenn auch eben aus dem Ausland.

         

        3.) Ach man kann jetzt ganz einfach Energie speichern? Da hat wohl jemand über Nacht die Gesetze der Physik geändert und vergessen mir Bescheid zu geben!

         

        Nun im Ernst: Haben Sie eine Ahnung wie viel Fläche, Zeit und Geld das kosten würde? Wir sind nicht Norwegen. Hier leben 17 mal mehr Menschen pro km². Die Vorstellung das man mal eben die Grundlast abschaffen kann ist utopisch.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Also ist ihre Lösung um den Atom- und Kohlestrom zu reduzieren mehr zu produzieren damit man ihn nicht einkaufen muss? Kann man machen, oder man schaltet die Atom und Kohlekraftwerke ab. und verringert den ÜBERSCHUSS an Strom der in Deutschland produziert wird. Selbst 2011 nach Fukushima als ALLE deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, haben wir mehr Strom verkauft als eingekauft.

           

          3.) Ja kann man tatsächlich, Nennt sich Baterien. Andererseits gibt es Möglichkeiten der Energieumwandlung, wie die umwandlung in kinetische Energie (Pumpspeicher), Wärmeenergie egal ob nun Kühlung in Kühlhäusern oder Hitze in Schmelzöfen, die Aluminumhersteller haben überkapazitäten, die sind froh, wenn sie ihre Werke mal herunterschrauben können und dafür noch Geld bekommen. Aufspalten von Wasser in Wasserstoff. Es gibt viele Möglichkeiten, und es gibt die Möglichkeit neue technologien zu erforschen. Die Entwicklung hält seit Jahren an, wird aber leider nicht schnell genug von statten gehen. Waru auch? Macht nur Kohle und Atomkraftwerke noch unrentabler.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @Sascha:

            Meine Lösung wäre es gewesen als erstes die Produktionsarten abzuschaffen welche die Umwelt unmittelbar schädigen und die Atomenergie erst dann wenn die erneuerbaren Energien so weit sind das sie diese komplett ersetzen können.

             

            Momentan werden 3/4 des Stroms der in Deutschland gebraucht wird nicht durch erneuerbare Energien hergestellt. Wenn wir heute den Stecker ziehen dann ist nicht nur der Überschuss weg, sondern auch die eigene Energieversorgung im Eimer.

             

            3.) Sehr komisch. Wenn Sie nur ihr Spielzeugauto betreiben wollen dann funktioniert das mit der Batterie aber nicht in diesen Dimensionen.

             

            Ich habe das Beispiel Norwegen nicht ohne Grund gebracht. Die sind führend was Pumpspeicher angeht und die haben da ~1200 von rumstehen und die müssen, wie gesagt, deutlich weniger Menschen versorgen.

             

            An diesem Thema wird mit Hochdruck geforscht, es ist nicht so das da irgendwas verzögert werden würde. Die Energieversorger haben ja selbst das größte Interesse daran Energie speichern zu können. So können die nämlich mit deutlich weniger Kraftwerken, Personal, Overhead,... die gleich Leistung das gleiche Geld kassieren.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      hallo janus, leider haben sie sich in dieses thema noch gar nicht richtig eingearbeitet und bemuehen hier nur verschrobene allgemeinplaetze der kohlelobby-stammtische.

      1. die jetzt genehmigten tagebaue reichen noch mindestens ueber 15 jahre, bei heutigem abbauvolumen.

      2. der protest richtet sich vor allem gegen die neugenehmigung von weiteren tagebauen, bis in die jahre 2045 und darueber hinaus. ich hoffe, ihnen ist bewusst, was damit in verbindung steht (enteignung, zerstoerung von doerfern, landschaften, wertvollen naturgebieten; co2-freisetzung in kolossalem ausmass)

      3. der strom, der schon heute taeglich aus der deutschen braunkohle produziert wird, wird nur zum teil gebraucht. wir ueberproduzieren seit jahren und exportieren strom in europa wie keine zweite nation, einfach aus dem grund, weil braunkohle so ´billig´ ist und sich so klasse geld verdienen laesst.

       

      wenn sie hier bei der taz gerne kommentare schreiben, dann koennten sie doch auch gleich die dazugehoeerigen artikel lesen, da steht das alles naemlich drin.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @the real günni:

        1. und 2.) Wo habe ich etwas gegenteiliges behauptet?

        2.) Ist mir bewusst.

        3.) Jetzt mal ganz direkt: Ihnen ist doch hoffentlich klar das man mit Erneuerbaren Energien Deutschland hier und heute und auch in Absehbarer Zeit nicht komplett betreiben kann?!

         

        Wenn Sie das akzeptieren dann muss Ihnen doch auch klar sein das selbst ohne Überproduktion andere Energiequellen notwendig sind.

         

        Was die Neubauten und Export Angeht: Wenn es rechtens ist dann muss man das ertragen. Man kann das doof finden und das verstehe ich auch aber rechtsstaatlichkeit gilt eben für jeden.

         

        Ob illegale Proteste jetzt die beste Möglichkeit sind auf Problematiken aufmerksam zu machen halte ich für fragwürdig.

         

        Letztlich versuchen Sie hier mit Moral gegen Wirtschaft zu argumentieren. Das ist so als würden Sie versuchen Fußball nach Basketball-Regeln zu spielen.

        Ich kann Ihre Moral wohl nachvollziehen aber es geht in der Wirtschaft nicht um Moral, sondern um Gewinne. Daran entzünbden sich hier viele aber das ist nun wirklich keine Frage der Meinung sondern ein Fakt.

        Wenn die Deutschen Stromkunden vor 20 Jahren angefangen hätten darauf zu bestehen nur noch grüne Energie zu beziehen dann wäre wir sicher bereits viel weiter. Das Ding ist nur das jeder glaubt die Anderen machen das schon und weiter das günstigste Angebot nimmt das er irgendwo finden kann.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          tut mir leid, aber sie vertreten verkrampft und eisern ihre anti-haltung, verstricken sich dabei aber unweigerlich in widersprueche.

           

          nur das: wenn sie meinen, man sollte doerfer und waelder abbaggern duerfen (unmoralisch), nur weil man eben mit der braunkohle geld erwirtschaften kann (wirtschaft), dann ist das noch lange nicht rechtens, und rechtstaatlich auf keinen fall.

          wenn trotz stromeinsparungen in deutschland ohne kohle in 20 jahren das licht ausgehen wuerde, dann gaebe ich ihnen recht. dem ist aber nicht so, dazu gibt es genuegend studien, von greenpeace ueber deutsches institut fuer wirtschaftsforschung etc.

          man nuss es aber auch schon mal wollen, vor allem politisch, denn das volk ist schon wieder soweit.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @the real günni:

            Ich bin gerne bereit mich überzeugen zu lassen. Von Fakten die meinen Thesen widersprechen. Allerdings ist alles was ich von Ihnen zu hören bekommen habe Moral triefendes Gerede.

             

            Ich bin überhaupt nicht dagegen aber es ist hirnrissig sich eine Utopie auszumalen und dann drauf los zu demonstrieren, nur weil man so eine schöne Welt vor Augen hat.

            Es braucht praktikable Lösungsansätze und es wäre auch durchaus im Interesse dieser Bewegung nicht mit irgendwelchen Spinnern in Verbindung gebracht zu werden.

             

            Wenn einem die Dörfer und Wälder gehören und es kein Gesetz gegen den Abbau gibt dann ist es rechtens.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Sie scheinen zu übersehen, dass es neben den Erneuerbaren nicht nur Atom- und Kohlekraftwerke gibt. Insbesondere Gaskraftwerke sind eine feine Sache, da sie weniger umweltschädlich als Kohlekraftwerke sind und wegen ihrer flexibleren Regulierbarkeit gut mit den Erneuerbaren harmonieren (sollte man auf Energiespeicherung via Methan setzen, ergeben sich weitere Synergien). Leider werden Gaskraftwerke derzeit eher stillgelegt, da sie aufgrund des starken Preisdrucks durch die Stromüberproduktion nicht so profitabel sind.

           

          Was Ihre Einlassungen zu Rechtstaatlichkeit und Moral angehen, so hätte ich vor 20 Jahren vermutlich zugestimmt. Heute bin ich nicht mehr so naiv (oder einfach zynischer). Wir leben (leider?) in einer Parteiendemokratie. Das Anliegen, Kohleabbau und -verstromung zu reduzieren/stoppen, kann also nur über diese (bzw. ihre Vertreter) in neues Recht gegossen werden. Da derzeit keine Partei, die das Anliegen unterstützt, an der (Bundes-)Regierung beteiligt ist, bleibt also nur, die Regierungsparteien (bzw. -- viel wichtiger -- ihre Vertreter) umzustimmen. Gegen die Lobbyarbeit der Energiekonzerne. Unterschriftensammlungen und ähnliches sind gut und schön, aber weniger öffentlichkeitswirksam und damit weniger Druck ausübend als solche ("illegalen") Aktionen.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @Trollator:

            Auch mit Erdgas- und Biomasse-Kraftwerken kommt man am Ende leider nicht auf den Bedarf, sondern nur auf etwa 40% davon. Es gibt tatsächlich kein einziges Land in der EU (und Weltweit?!) das seine Energie komplett aus erneuerbaren Quellen gewinnt.

             

            Bevor man nicht mit realistischen Alternativen aufwarten kann sehe ich für den Weg der hier forciert werden soll schwarz. Die Demonstranten und ich denke auch viele Leser sehen vor allem das Problem und ziehen daraus die Konsequenz "fossile Energie muss weg!" und ab dann wird es recht emotional.

             

            Mehr direkte Demokratie halte ich auch für sinnvoll. Allerdings glaube ich nicht das man in einer direkten Demokratie zu diesem Zeitpunkt und mit diesen Aussichten eine solche Abstimmmung gewinnen könnte. Aber das stimmt schon, es wäre insgesamt sicher einfacher als im aktuellen System.

          • @Trollator:

            Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wirtschaftstätigkeit und dem menschliche Bewusstsein. Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft wie Physik, die nach Naturgesetzen funktioniert. Es ist eine Reihe von Ideen von Menschen geschaffen. Die wichtigste Seite der wirtschaftlichen Gleichung ist daher die menschliche Seite, aber diese Seite ist in allen Diskussionen der Ökonomie völlig vernachlässigt.