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Kommentar OstkongoMit der Waffe Gehör verschaffen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Nur wenn man die Leute im Ostkongo vor Ort unterstützt, bietet man ihnen eine Alternative zu den Warlords. Ansonsten endet der Krieg nie.

E s ist ein Teufelskreis. Wieder einmal gehen im Osten der Demokratischen Republik Kongo Warlords aufeinander los, wieder einmal brandschatzen Milizen in Dörfern und Städten. Der Krieg, den die Spaltung der M23-Rebellen herbeigeführt hat, macht deutlich, dass nur eines schlimmer ist als eine starke Rebellenarmee: eine schwache Rebellenarmee.

Die M23 wird seit ihrer Gründung verteufelt: als Kreation Ruandas, als Urheber brutaler Verbrechen, als Schuldiger auch für die Verbrechen anderer – mit dem Argument, dass die M23 Kongos Regierung davon abhält, für Ordnung im Osten zu sorgen. Als ob Kongos Regierung an Ordnung im Osten interessiert wäre.

Wenn Kongos Regierung im Ostkongo eine Ordnungsmacht wäre, würde sie korrupte Militärs konsequent bestrafen. Sie würde nicht lokale ethnische Milizen aufrüsten, die dann Terror verbreiten. Sie würde den Provinzregierungen der Kivu-Provinzen die ihnen zustehenden Anteile an den Staatseinnahmen zukommen lassen. Sie hätte nicht bei den letzten Wahlen gerade im Osten sowie in Katanga massiv fälschen lassen.

Bild: taz
Dominic Johnson

ist Afrika-Redakteur der taz.

All diese Missstände sind im Ostkongo bekannt. Aber die lokalen Bevölkerungen, die das alles täglich erdulden, sind von den Diskussionen über die Zukunft ihrer Region ausgeschlossen. Weder an den seit Dezember laufenden Friedensgesprächen zwischen Regierung und M23 noch an dem neuen „Rahmenabkommen“ zwischen Kongo und seinen Nachbarländern, das wiederum die Gespräche mit den M23 untergraben hat, sind sie beteiligt. Sie können sich nur mit der Waffe zu Wort melden.

Wenn Krieg für Ostkongos Probleme eine Lösung wäre, müsste die Region längst ein Paradies sein. Es ist Zeit, neue Wege zu gehen: den der Unterstützung von Versöhnung und Wiederaufbau auf lokaler Ebene, um Staatswillkür zu verhindern und Alternativen zu den Warlords zu bieten.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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3 Kommentare

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  • M
    magy

    karibuni,

    nach meiner Ansicht ist im Kongo nicht mehr möglich dieses Drama mit friedlichen Mitteln zu beenden, dazu ist die Gier nach Geld und Macht viel zu groß geworden.

     

    Ich sage, das Mandat der Monusco ab sofort verschärfen und mit allen verfügbaren Mitteln den Krieg da drüben beenden.

     

    Es leiden die Menschen im Ostkongo enorm, aber auch der Rest des Kongo. Durch die schlimme Lage steigt auch da das Leid und das Elend wie auch die Gewalt seitens der Menschen untereinander wie auch die Willkürund Gewalt des Militärs und der Polizei.

  • R
    rita

    Ihr Wort in der "Entscheider" Ohr, Herr Johnson! Leider fehlen solche Einsichten offensichtlich dort, wo sie nötig wären, auf weise Ratgeber wird leider an entscheidender Stelle verzichtet. Einfach nur traurig das Alles.

     

    Oder was können wir tun?

  • K
    karibuni

    Danke, DJ. Ja, Krieg und Gewalt sind keine Lösung - nirgendwo.

    Nur über Entwaffnung, Dialog der verschiedenen Gruppierungen ohne Vorbedingungen, gewaltfreie Perspektiven, einer friedlichen Zukunft, insbesondere für Frauen und Kinder, gibt es eine Chance für den Ostkongo. Nur wer von den beteiligten Konfliktparteien ist an einer solche Lösung ernsthaft interessiert ? Statt in Mali, Afghanistan, der Türkei und vor der Küste Somalias Ressourcen zu verschwenden, sollte die internationale Gemeinschaft endlich die Situation im Ostkongo mit friedlichen Mitteln verbessern.