piwik no script img

Kommentar Olympische Spiele im TVDie Öffentlichen steigen aus – gut so

Kommentar von Markus Völker

ARD und ZDF verzichten von 2018 bis 2024 auf die Übertragung der Olympischen Spiele. Das ist eine erfreuliche Nachricht.

Bei Olympischen Spielen künftig nicht mehr zu sehen Foto: dpa

K ein Olympia bei ARD und ZDF von 2018 bis 2024. Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht? Ganz klar: eine gute. Vier Olympische Spiele werden im Exklusivmodus nur auf Eurosport, das dem Medienunternehmen Discovery gehört, zu sehen sein.

Die Öffentlich-Rechtlichen sparen damit eine Menge Geld, etwa 250 Millionen Euro für die Übertragungsrechte und die Produktionskosten. Sie müssen keine teuren Experten bezahlen. Ein Tross von jeweils 500 Leuten muss nicht extra verschifft werden. Die Anstalten könnten das Geld in ein Fernsehen investieren, das kein oberflächliches Unterhaltungs-TV ist.

Das ist zwar ein frommer Wunsch, aber in Zeiten, wo vermehrt über die sinnvolle Nutzung des Gebührengeldes und die Verschwendungssucht in den Anstalten diskutiert wird, ist es nicht schlecht, wenn man die Botschaft aussendet: „Wir zahlen nicht jede Summe für Sportrechte, es gibt für uns eine rote Linie, die wir nicht überschreiten wollen!“ Die lag jetzt bei 150 Millionen Euro.

Das ist eigentlich nicht viel, wenn man sie mit den Preisen für Bundesliga-Fußballrechte vergleicht, die sich ARD und ZDF kürzlich ja auch recht teuer (die genaue Summe wird nicht verraten) ins Portfolio gelegt haben. Wenn es ans Eingemachte geht, dann heißt es: Football first – ein Ansatz, den man dringend überdenken sollte, denn die Fußballfixiertheit ist der Tod der sportiven Vielfalt.

Fakt ist aber auch, dass sich Olympiafreunde künftig keine Sorgen um die journalistische Qualität machen müssen. Die Unterschiede zwischen den Sportübertragungen der Öffentlich-Rechtlichen und denen von Eurosport sind eher gradueller Natur. Hier wie da wird Sport von servilen Moderatoren und Kommentatoren präsentiert, die ein Naheverhältnis zum Sportler pflegen und eher nicht an Aufklärungsarbeit interessiert sind. Sie sind Quotenarbeiter.

Der olympische Endverbraucher auf dem Sofa muss sich also nicht groß umstellen, er muss nur einen anderen Kanal anwählen: Eurosport. Die Großkommentatoren Sigi Heinrich und Dirk Thiele, die gar nicht erst so tun als ob, werden es schon richten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Der Kommentar geht nicht im Ansatz ans Eingemachte. Olympia ist nur die Spitze des Eisberges. Die Frage ist in 2016: welche ist die Existenzberechtigung der öffentlich-Rechtlichen in Zeiten des digitalen Fernsehens und Internets?

     

    Neben Olympia und Fußball zählen noch eine Vielzahl anderer Unterhaltungsformate dazu, für die Steuergeld vernichtet wird. Denn da geht es weder um Bildung, noch um Information, noch um Aufklärung. Und ein öffentliches Interesse kann man meist auch getrost ausschließen.

     

    Die Öffis müssen reformiert werden, gerade in Zeiten der Kommerzialisierung der gesamten Medienlandschaft. Parteien und politischer Einfluss raus aus den Fernsehräten. Investigativer Journalismus und Bildung: das ist, was in den anderen Medien fehlt, und nur das ist, wofür vor dem Hintergrund der Angebotsvielfalt Ausgaben von Steuergelder gerechtfertigt wären.

     

    Also vergesst dieses Olympia mal ganz schnell, und schreibt mal, was wirklich wichtig wäre zu tun. Auch wenn das die eigene Lieblingssendung betrifft.

  • Dass ausgerechnet Wettbewerb (zwischen den Sendern) dafür sorgt, dass alles für den Verbraucher teurer wird scheint der Öffentlichkeit völlig gleichgültig zu sein.

     

    Dabei sind die Werbeeinnahmen allein der Privaten miilerweile mit umgerechnet 300€ pro Jahr und Haushalt höher als die Beiträge für die verhasste GEZ...

    • @Vidocq:

      nicht vergesen zur GEZ kassieren die ÖR ebenfalls Werbeeinnahmen

  • erinner mich an die Spiele in Peking 2 Jumbos wurden benötigt, um alle Leute von ARD ZDF dain zu karren scon dieser Wansinn ARD ein eigenes Studio ZDF ein eigenes Studio und dann mussste ein Starreporter per First Class zurückfliegen um ein Fussballspiel zu Kommentieren aber wie ich die Leute kenne, werden sie das eingesparte Geld irgendwo- wie anders verbrennen

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Jetzt bitte noch raus aus der Fußball-Bundesliga!

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Danke für Ihren Kommentar, Herr Völker.

    Und danke, daß Sie den Finger auf die größte Sünde der Öffentlich-rechtlichen legen, die mit einer Besessenheit dem Fußball fröhnen und ihm Sendezeit ohne Ende geben, wie man es sich nicht vorstellen hätte können.

    Olympia wäre dagegen noch sehr viel angenehmer.

    (Die zweite große Sünde der Öffentlich-rechtlichen irgendwann einmal an anderer Stelle. Es geht darum, daß die 'Tatorte' in jeden Sonn- und Feiertag, in jede Fernsehnacht bis zum 'geht-nicht-mehr' hineingewürgt werden, bis das Fernsehvolk endlich zur Friedfertigkeit erzogen ist).