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Kommentar Öffnung der EheEhe für alle, Ehe für keinen

Kersten Augustin
Kommentar von Kersten Augustin

In einem konservativen Club mitmachen zu dürfen, ist nicht nur Grund für ausgelassenen Jubel. Es gibt genug Kritik am Institut der Ehe.

Kettenglieder, auf ihren Einsatz wartend Foto: ap

E s ist so gemütlich, konservativ zu sein. Man lebt einfach, wie es gestern als richtig galt, und wenn das nicht mehr geht, ändert man seine Meinung und behauptet, das habe man schon immer so gesehen. So war es bei der Atomkraft, so war es in der Asylpolitik. Und so ist es nicht erst, seit Merkel Kanzlerin ist. Die Sozialversicherung, die Fünf-Tage-Woche: von Progressiven erkämpft, von Konservativen vereinnahmt.

Es ist echt anstrengend, progressiv zu sein, immer wieder muss man von vorne anfangen. Seit dieser Woche gibt es ein neues Beispiel für einen linken Pyrrhussieg. Da kämpft man so lange für Gleichberechtigung von Homosexuellen, wird als Gefahr für Kinder beleidigt und diskriminiert, bis selbst die Kanzlerin handeln muss. Ein Erfolg, der gefeiert gehört. Und doch geht im Jubel unter, dass die Ehe erst mal nichts Fortschrittliches ist.

In die Euphorie hinein ist es deshalb leider nötig, dass einer die Spaßbremse macht. Achtung, Achtung: Wer mit wem zusammenlebt, ob kurz oder lang, ob zu zweit oder zu fünft, geht niemanden etwas an, schon gar nicht den Staat.

Es ist nicht seine Aufgabe, bestimmte Lebensformen zu fördern und bevorzugen. Der Bundestag hat den Paragrafen 1353 des Bürgerlichen Gesetzbuches für homosexuelle Paare geöffnet. Endlich! Doch die Ehe erfährt dadurch eine Aufwertung, die sie nicht verdient hat. Sie benachteiligt unverheiratete Paare, egal ob hetero oder homo. Paare, die sich entscheiden, nicht zu heiraten, weil sie die Ehe überkommen finden.

Politik besteht immer aus Etappenzielen. Deswegen ist die Gleichstellung von homosexuellen Paaren ein Erfolg. Solange Privilegien an die Ehe geknüpft sind, müssen auch Homopaare in ihren Genuss kommen. Aber die nächste Etappe ist auch klar: Es ist Zeit, die Eheprivilegien abzuschaffen.

Wie aus dem Heimatfilm

Denn es gibt Alternativen. Das Besuchsrecht im Krankenhaus, Adoptionsrecht, Hinterbliebenenrente, all das könnte man auch ohne die Ehe klären. Ganz nüchtern-bürokratisch auf dem Amt, wie es heute schon beim Sorgerecht und der Vaterschaftserklärung für nichtverheiratete Heteropaare der Fall ist.

Das größte Privileg der Ehe, das Ehegattensplitting, ist nichts anderes als ein familienpolitischer Skandal. Paare werden finan­ziell dafür belohnt, dass sie ungleich verdienen, dass ein Partner arbeiten geht und der andere zu Hause bleibt. Ein Gesetz, das so altbacken daherkommt, als sei es aus einem Heimatfilm entsprungen.

Man reibt sich die Augen, schaut auf den Kalender und wundert sich: Es ist wirklich 2017. 15 bis 20 Milliarden Euro gibt der Staat für diese Antiquität im Jahr aus. Man könnte mit diesem Geld, plakativ gesprochen, Kitas, Schulen und Sporthallen bauen. Genauso gut aber auch Autobahnen. Denn Infrastruktur gehört zu den Aufgaben des Staates, Liebesbeziehungen nicht.

Reich oder bescheuert

Wer um die dreißig ist, darf die Hälfte des Sommers auf Hochzeiten verbringen, selbst in urbanen liberalen Milieus wird geheiratet, als müsste man das noch, um endlich Sex zu haben. Der halbe Sommer geht für diese Hochzeitsfeiern drauf, und irgendwann, wenn alle schon betrunken sind, fragt auch die letzte entfernte Tante: „Und wann heiratet ihr eigentlich?“

Als Mensch mit Kindern und ohne Ehering muss man sich rechtfertigen, man muss komplett bescheuert oder einfach reich sein, um standfest beim Nein zu bleiben. Befreundete Paare ohne Kinder heiraten und sparen jedes Jahr Tausende Euro an Steuern. Andere Freunde erzählen, Heiraten sei doch eigentlich feministisch, weil der Arzt damit seine studierende Freundin finanziell absichert. Da nickt man dann und grinst höflich und schenkt sich lieber noch ein bisschen Wein ein.

In der vergangenen Woche haben sich SPD, Grüne und Linke selbst um ein Wahlkampfthema gebracht. Sie hätten ihre Zustimmung zur Ehe für alle an eine Abschaffung der Eheprivilegien knüpfen können. Jetzt ziehen sie ohne eine visionäre Forderung in den Bundestagswahlkampf. Sie lassen sich für die Ehe für alle feiern, die Eheprivilegien aber lassen sie weitgehend unangetastet.

Der Wesenskern der Ehe

Mit der Ehe für alle wird die ewige und exklusive Beziehung zwischen zwei Menschen weiter idealisiert, dabei stirbt sie längst einen langsamen Tod. Die Zahl der Scheidungen steigt, die der unehelichen Kinder auch. Die katholische Kirche sollte den Homos dankbar sein, dass sich im Jahr 2017 überhaupt noch jemand für ihr Beziehungsmodell einsetzt.

Erst seit dem 19. Jahrhundert gibt es die bürgerliche Ehe jenseits der Kirche. Ohne sie wäre die Durchsetzung des Kapitalismus nicht denkbar gewesen, sie schrieb die Ausbeutung der Frau durch unbezahlte Arbeit zu Hause fest. Bis in die siebziger Jahre durften Männer für ihre Frauen entscheiden, ob sie arbeiten dürfen, bis in die Neunziger war die Vergewaltigung im Ehebett erlaubt. Das ist kein historischer Fehler, sondern Wesenskern der Ehe.

Für den Staat ist die Ehe bis heute ein wesentlicher Hebel, um zu entscheiden, was öffentlich und was privat ist. Homos führen oft fortschrittlichere, gleichberechtigtere Beziehungen, was auch an der jahrzehntelangen Diskriminierung durch die Mehrheit liegt. Mit der Ehe für alle werden diese Beziehungen nun staatlich eingehegt. Homopaare können bald genauso einen Hausmann und einen Großverdiener bestimmen. Damit erfüllen sie im Zweifel genau die Wertvorstellungen, die Konservative von der Ehe erwarten.

Praktisch für den Staat

„Familien und Paare sind so­zialer Klebstoff – und praktisch für den Staat“, kommentierte der Tagesspiegel lobend die Ehe für alle. Aber fortschrittlich denkende Menschen sollten nicht praktisch für den Staat sein und kleben bleiben.

In einem konservativen Club mitmachen zu dürfen, ist nicht nur Grund zum ausgelassenen Jubel. Es ist nicht fortschrittlich, ein Modell von Heteros zu übernehmen, das Ungleichheit begünstigt und den Menschen nicht frei, sondern abhängig macht.

Die Vision von Progressiven ist der freie Mensch, oder, pathetisch und mit Marx gesprochen, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. Erniedrigt, geknechtet, verlassen, das dürfte vielen Verheirateten bekannt vorkommen.

Jeder darf lieben, wen er will. Die Gleichberechtigung hat wieder einen Erfolg errungen, und das kann heute gefeiert werden. Ab morgen müssen wir dann wieder von vorne anfangen.

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Kersten Augustin
Ressortleiter Inland
Kersten Augustin leitet das innenpolitische Ressort der taz. Geboren 1988 in Hamburg. Er studierte in Berlin, Jerusalem und Ramallah und wurde an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München ausgebildet. 2015 wurde er Redakteur der taz.am wochenende. 2022 wurde er stellvertretender Ressortleiter der neu gegründeten wochentaz und leitete das Politikteam der Wochenzeitung. In der wochentaz schreibt er die Kolumne „Materie“. Seine Recherchen wurden mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Langem Atem und dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.
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21 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die selbstgefällig Besserwisserei und Bevormundungssucht ist zum Kotzen.

  • „Familien und Paare sind sozialer Klebstoff – und praktisch für den Staat“

     

    Ja und?

    Was gut für die Gesellschaft ist darf nicht "praktisch" (was auch immer damit gemeint ist) für den Staat sein? Schonmal was davon gehört, dass in demokratischen Gesellschaft Staat und Gesellschaft in einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis stehen (sollen)?

  • Danke für diesen Kommentar. Ehe ist ein soziales Konstrukt, das man wählen kann oder es bleiben lassen kann. Jetzt zum Glück für alle. Es ist ein Angebot des Staates mit finanziellen Vorteilen (Ehegattenspitting) aber eben auch Nachteilen (Fürsorgepflicht).

     

    Die Ehe an sich ist nicht konservativ. Konservativ ist nur, wie Ehe oft gelebt wird.

  • "Politik besteht immer aus Etappenzielen. Deswegen ist die Gleichstellung von homosexuellen Paaren ein Erfolg. Solange Privilegien an die Ehe geknüpft sind, müssen auch Homopaare in ihren Genuss kommen. Aber die nächste Etappe ist auch klar: Es ist Zeit, die Eheprivilegien abzuschaffen."

     

    Dieser Abschnitt gefällt mir besonders!

    Abgesehen davon gefällt mir der ganze Text richtig gut!

  • Für mich war die Ehe auch ein reaktionäres Konstrukt und habe meine Kinder unverheiratet *gross* gezogen, mit all der finanziellen Diskriminierung, die damit verbunden ist. Meinen Lebenspartner habe ich geheiratet, da er aufgrund eines Burnouts nicht mehr selbstständig Einkommen generieren kann. Dadurch ist ein Sozialfall der Solidargemeinschaft erspart geblieben. Das Ehegattensplitting abzuschaffen, zieht einen Rattenschwanz an neuen Belastungen der Sozialsysteme nach sich. So weit sollte man schon denken.....und mal nachrechnen. Der Lutscher aus dem Splitting deckt NICHT das Existenzminimum, zumindest ncht in 99% aller Begünstgten.

  • Das Ehegattensplitting belohnt nicht, es verhindert eine Bestrafung fürs Ungleichverdienen, es ist eine verfassungsmäßige Notwendigkeit.

     

    Gütergemeinschaften sind nämlich nicht anders zu behandeln, wenn nur Einer oder wenn Beide verdienen. Das Eingehen einer solchen, mit allen Rechten und Pflichten und ohne Rosinenpicken, ist nun jedem heiratsfähigen Paar freigestellt.

     

    Das Leben in einer Gütergemeinschaft - mit und ohne Kinder - ist Lebensrealität in Deutschland und ein Grundpfeiler der Gesellschaft. Das mag sich ändern, wenn wir alle neoliberal entzweit als Alleinerziehnde leben oder die Kinder nach Geburt in sozialistische Erziehungsheime geben.

  • super!

  • Gut gemacht!

     

    Daher ist der nächste logische Schritt: Staatliche Ehe für alle abschaffen und derlei Quatsch den Religösen überlassen.

    Der übernächste Richtung Religion: Vollständige Entkopplung Kirche Staat / Stichwort Kirchensteuer abschaffen oder Betrag xy von Kirche direkt einziehen lassen; wer will.

    Der übernächste Schritt Richtung Staat: Feststellung der Irrelvanz der Ehe hinsichtlich steuerlichen Fragen.

     

    Alle anderen Fragen (Rechtmäßige Vertretung im Krankheitsfall...) via Eigenerklärung mit Notar oder wie auch immer.

  • Sehr guter Hinweis, dass der heteronormative Ansatz mit seinen Privilegien und Pflichten sich überholt hat.

  • Mein Gott, was ist das denn? - Da denkt ja einer queer und mit - und läßt sich nicht von romantischer Gefühlsdusseligkeit einlullen! Dass ich das noch erleben darf...

    Eigentlich sollte es mir ja Wurst sein, dass sich nun auch schwule Päärchen endlich mit Juchee ins Unglück einer spießbürgerlichen Ehe stürzen dürfen. Und es ist mir ja tatsächlich auch Wurst.

    Jeder drexelt sich diesbezüglich sein Elend selber. Und eigentlich hat das ja auch der schwule Filmregisseur Rosa von Praunheim in seinem Klassiker "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der der lebt" bereits in den frühen 70er Jahren kritisch konstatiert: Schwule sind nicht minder spießig unterwegs wie Heteros. Sie träumen auch nur von ihrem albernen kleinen romantischen Rosengärtlein.

    Menschlich, allzu menschlich! Aber eben auch keinen Deut vernünftiger, fortschrittlicher oder gar freiheitlicher.

    Was also gibt es da zu feiern?

  • Da hat der Kommentator in seiner Bewertung eine winzige Kleinigkeit übersehen: Artikel 6 (1) Grundgesetz. Thema Ehe und Familie. Und schon hat sich der revolutionäre Sturm gegen Ehe und Familie wieder erledigt.

    • @Markus Wendt:

      "Der Besonderheit des Schutzes eine darüber hinausgehende Bedeutung dahingehend beizumessen, dass die Ehe auch im Umfang stets mehr zu schützen sei als andere Lebensgemeinschaften (...), kann weder auf den Wortlaut der Grundrechtsnorm noch auf ihre Entstehungsgeschichte gestützt werden" - sagt das Bundesverfassungsgericht.

       

      "Art. 6 Abs. 1 GG schützt die Ehe, wie sie vom Gesetzgeber unter Wahrung ihrer wesentlichen Grundprinzipien jeweils Gestalt erhalten hat (...). Als von Menschen gelebte Gemeinschaft ist sie Freiheitsraum und zugleich Teil der Gesellschaft, von deren Veränderungen sie nicht ausgeschlossen ist" - sagt das Bundesverfassungsgericht weiter.

      https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2002/07/fs20020717_1bvf000101.html

    • @Markus Wendt:

      ;) - klitzekleine Anmerkung -

       

      Art 79 Abs 3 Grundgesetz -

      Roche de bronce - Ewigkeitsklausel - kerr!

      "3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig."

       

      Art 6 GG - fällt nicht drunter - wa!

      Na. Da ist das hier doch - eher milde!

      "…Sie hätten ihre Zustimmung zur Ehe für alle an eine Abschaffung der Eheprivilegien knüpfen können. …"

      Nix - Revolutjion - hm!;)

      kurz - Der Mann liegt uneingeschränkt richtig!

  • Privilegien der Ehe und Benachteiligung von Unverheirateten? Während Unverheiratete relativ leicht es vermeiden können, für den durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit in Not geratenen Partner finanziell aufzukommen, haben es Verheiratete nicht so leicht, sich vor finanziellen Belastungen zu schützen. Selbst wenn sie die Scheidung beantragen, so sind da bis zu 3 Jahre Trennungszeit mit Trennungsunterhalt einzuhalten. Dazu gibt es eventuell noch Unterhaltspflichten nach der Scheidung, auch bei kinderlosen Paaren.

    • @vulkansturm:

      Völlig korrekt.

      Die Ehe ist ja auch das Versprechen, füreinander Verantwortung übernehmen zu wollen. Dank der "Institution Ehe" ist dieses Versprechen auch über die emotionale Bindung und/oder den momentanen Willen hinaus verbindlich.

       

      Die finanziellen Nachteile dieser Verpflichtung werden durch die steuerlichen Vorteile kompensiert.

  • Wenn mal die ganzen Befindlichkeiten des Autors außer Acht gelassen werden, was bleibt dann noch an Kritik an der Ehe?

    Richtig, das Ehegattensplitting! Über dessen sozialen Charakter ("Reich" hat Vorteile wenn es "Arm" heiratet") wird bewusst hinweg gegangen. Dabei ist das Splitting genau so sozial oder unsozial wie die "progressive Einkommenssteuer", sein einziger Daseinsgrund.

  • "Es ist so gemütlich, konservativ zu sein. Man lebt einfach, wie es gestern als richtig galt, und wenn das nicht mehr geht, ändert man seine Meinung und behauptet, das habe man schon immer so gesehen."

     

    Zur moralischen Verlogenheit der konservativen Kapital-, Partei- und Wirtschaftschristen!

     

    Hunderttausende in Deutschland diskriminiert

     

    »Die Verlogenheit, mit der Merkels Mannschaft Gesetzentwürfe zu diesem Thema immer wieder blockiert hat, macht der CDU so schnell keiner nach. Denn wenn man ehrlich ist, ging es nie um den Schutz der Ehe – oder das Wohl des Kindes. Die Union hat damit Hunderttausende Menschen in Deutschland diskriminiert.

     

    „Ich bin inzwischen der Meinung, dass die Volladoption auch für gleichgeschlechtliche Paare möglich sein sollte. Für mich ist die Ehe im Grundgesetz aber die Ehe von Mann und Frau, und deshalb habe ich heute dem Gesetzentwurf nicht zugestimmt“, sagt Merkel direkt nach der Abstimmung.«

     

    »Kinder ja, Ehe nein. Der Eiertanz der Kanzlerin erlebt einen neuen Höhepunkt. Zuerst der Affront gegen die Konservativen in der CDU, nun kommt der Rückzieher.«

     

    »Dabei waren laut einer Umfrage zuletzt selbst mehr als 70 Prozent der CDU-Anhänger für eine Gleichstellung. Auch Bundestagsmitglieder, wie Merkels schwuler gesundheitspolitischer Sprecher Jens Spahn.« - »Aber das muss ja jeder mit seinem Gewissen vereinbaren.«

     

    Danke für diese klaren Worte, auch an den Autor, auf t-online.de:

    Kommentar zur Ehe für alle. Ach so, Frau Merkel? Von Manfred Schäfer. http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_81550062/kommentar-zur-ehe-fuer-alle-ach-so-frau-merkel-.html

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Jeder darf lieben, wen er will? Für Verwandte oder für Tiere gilt das nicht, ebenso wenig für Menschen, die mit mehreren eine Ehe würden eingehen wollen oder für solche, die Kinder heiraten wollten. Insofern ist dieser heute verabschiedete Schritt ein Bekenntnis dazu, wer so alles dazugehört, eben nicht mehr nur Mann und Frau in trauter Zweisamkeit - und das ist gut so und war lange überfällig.

     

    Aber gesetzt, man schaffte die Ehe ab und setzte an ihre Stelle die Freiheit der notariellen Bindung der Partner, was würde sich groß ändern? Die Mehrheit würde weiter danach streben, einen anderen Menschen zu finden, mit dem sie - zumindest bei Beginn der Partnerschaft - bis zum Ende zusammensein möchte.

     

    Bindung kann nämlich auch die Lösung sein. Sie steht jedenfalls keineswegs stets der Entfaltung entgegen, sondern bringt diese oft erst hervor, auch in gemeinsamer Verantwortung für einander oder die Kinder. Dies als konservativ zu brandmarken, ist in meinen Augen umso törichter, als die Gegenmodelle (genau wie die Ehe auch) allenfalls solange funktionieren, wie es keine Probleme gibt, das Alter oder die Einsamkeit eintritt, weil man nicht mehr so begehrt ist auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten u.v.m.

     

    Es kann zudem etwas Erhebendes an sich haben, zusammen alt werden zu können. Ich für mein Teil würde da meine "Alte" nicht mit einer anderen "Alten" (auch nicht mit einer jungen "Alten") tauschen wollen. Die Vertrautheit der Jahrzehnte des Zusammenlebens, die gemeinsam ausgestandenen Höhen und Tiefen, schweißen zusammen. Nichts ist daran konservativ.

     

    Dennoch: ich würde die staatliche Ehe auch abgeschafft sehen wollen und zwar zum einen wegen der ungerechten finanziellen Vorteile, die der Autor benennt, zum anderen weil ihr Ewigkeitsanspruch der Realität nicht Stand hält. Wer heiraten will, soll das in der Kirche tun - und erst wenn sich die Kirche für eine Ehe für alle öffnet, ist die Freiheit gegeben, die mit der heutigen Entscheidung m.E. eigentlich gemeint ist.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Eine Gütergemeinschaft unter Blutsverwandten wäre IMO auch ein Lebensmodell, das sich in gesellschaftlichem Wandel als schützenswert herausstellen kann:

       

      Noch hat die Ehe den Charakter einer engen Liebespartnerschaft, die im allgemeinen Fall zwei Menschen umfaßt und aus der dann der Wille zur Gütergemeinschaft und gegenseitigen Fürsorge entspringt. Nur daraus leitet sich das Verbot ab.

       

      Das bedeutet, wenn der allgemeine Gestaltungswille zu einer weiteren Form der Gütergemeinschaft sich unter z.B. Geschwistern durchsetzen würde, wenn das Zusammenleben ohne Zeugungswunsch normal wird, dann wird auch der Wandel sich vollziehen - müssen. Stellt sich aber heraus, daß unter zeugungsfähigen Blutverwandten es regelmäßig zu Inzucht kommt, dann muß das verboten bleiben. Dieser Satz enthält auch gleich die Hintertür.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Guter Mann, wir leben hier nicht in den USA.

    Wenn Sie eine Gesellschaft ohne Ehe wollen, dann kämpfen Sie dafür.

  • Was für ein kluger, was für ein großartiger Artikel.

    Danke dafür und weiter so!