Kommentar Nordkoreas Strategie: Pjöngjangs Entschlossenheit
Donald Trump und Xi Jinping sollten über einen Neustart gegenüber Nordkorea sprechen. Der eine ist dazu nicht fähig, der andere nicht bereit.
Wer großes Theater mag, der könnte sich an der Vorstellung ergötzen: Da treffen sich im Trump’schen Golfresort Mar-a-Lago unter Palmen die beiden mächtigsten Männer der Welt, um sich mal so richtig kennenzulernen. Donald Trump gibt den Hausherrn, sein Gast Xi Jinping versucht, Haltung zu bewahren – und im fernen Nordkorea lacht sich ein junger Diktator ins Fäustchen.
Als Liebesgruß an die beiden Herren, den US-Präsidenten und den chinesischen Staats- und Parteichef, hat der Nordkoreaner am Mittwoch schnell noch eine Rakete abgefeuert. Es ist nur die letzte in einer Reihe von Trägerwaffen, die eines nicht zu fernen Tages auch Nuklearsprengköpfe tragen könnten.
Diese Rakete ist zwar nur rund 60 Kilometer weit geflogen. Aber auch sie ist ein Hinweis darauf, wie verfahren und wie gefährlich die Situation in Ostasien inzwischen ist – und dass es jetzt in Florida um mehr geht als darum, ein gutes Klima zwischen den USA und China zu schaffen. Es geht darum, eine katastrophale Entwicklung zu verhindern.
Denn alle bisherigen Versuche, das kleine Nordkorea davon abzuhalten, Atomwaffen zu entwickeln, sind gescheitert. Nordkoreas Politiker, Techniker und Wissenschaftler haben zielstrebig und effektiv daran gearbeitet – und niemand hat es verhindern können. Und sie haben es stets großartig verstanden, andernorts herrschende Streite und Interessengegensätze für sich auszunutzen.
Das Motiv der Nordkoreaner war immer klar – und keineswegs bizarr oder unberechenbar: Sie wollten sich unangreifbar machen, regime change verhindern. Die Folgen dieser Entwicklung jedoch sind nicht nur katastrophal, weil sie zu weiterem Wettrüsten in der Region führen und Nachahmer in anderen Ländern finden werden. Sie erinnern auch daran, wie leicht verbrecherische Staaten, kriminelle Organisationen und selbstmörderische Ideologen Zugriff auf die Bombe bekommen können – und sei es nur deshalb, weil sie bereit sind, genug dafür zu zahlen.
Was jetzt also dringend nötig wäre, ist eine von Grund auf neue Strategie gegenüber Nordkorea – jenseits weiterer Sanktionen und Versprechungen. Aber nichts deutet darauf hin, dass die chinesische Regierung dazu bereit ist. Und Trump? Nichts deutet darauf hin, dass er dazu fähig ist. Es ist ein Drama.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland