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Kommentar Neuer ANC-Chef RamaphosaMandelas Erbe

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Cyril Ramaphosa folgt auf Jacob Zuma. Er muss jetzt das lädierte Image des ANC als korrupter Selbstbedienungsladen überwinden.

Die Aufgaben, die vor Ramaphosa liegen, sind viel größer als seine Machtmittel Foto: reuters

D ie sofortige große Krise hat Südafrikas ANC gerade noch abgewendet. Mit der Wahl von Cyril Ramaphosa zum neuen Chef der ehemaligen Befreiungsbewegung hat der Afrikanische Nationalkongress das Erbe Nelson Mandelas bewahrt – ein Sieg seiner Gegenkandidatin Nkosazana Dlamini-Zuma, Ex-Ehefrau des aktuellen Staatschefs Jacob Zuma, hätte den ANC endgültig zur Beute von Vetternwirtschaft gemacht und seinen sicheren Niedergang eingeleitet.

Aber mit 52 Prozent der Delegiertenstimmen auf dem ANC-Parteitag ist Ramaphosas Sieg so knapp, dass von einem endgültigen Ende der Krise der ältesten Befreiungsbewegung Afrikas keine Rede sein kann. Es hat lediglich die Zuständigkeit für die Lösung der Krise gewechselt. An Ramaphosa liegt es jetzt, das lädierte Image des ANC als korrupter Selbstbedienungsladen der neuen schwarzen Elite zu überwinden.

Südafrikas nächste Wahlen sind im Frühjahr 2019, und bis dahin muss eine Erneuerung erfolgt sein. Sonst ist die Partei auch mit ihrem neuen Spitzenkandidaten Cyril Ramaphosa nicht mehr mehrheitsfähig – und mit einer ANC-Wahlniederlage, bis vor kurzem noch undenkbar, wäre der Geist der nationalen Einheit, der Südafrika seit Ende der Apartheid vor einem Vierteljahrhundert ausgezeichnet hat, vorbei.

Die Aufgaben, die vor Ramaphosa liegen, sind viel größer als seine Machtmittel. Denn Jacob Zuma bleibt Staatschef – außer Ramaphosa bringt den ANC dazu, ihn abzusetzen, so wie das 2008 auf Druck Zumas mit dem damaligen Präsidenten Thabo Mbeki geschah.

Die Wahl war denkbar knapp

Nach seiner denkbar knappen Wahl – die in einer paritätischen Aufteilung der Sitze im Parteivorstand zwischen den beiden Flügeln ihre Fortsetzung gefunden hat – kann Ramaphosa aber jetzt der unterlegenen Fraktion nicht den Krieg erklären, ohne den ANC zu spalten. Er muss den Laden zusammenhalten und hoffen, dass er ihn bei den Wahlen irgendwie intakt über die Ziellinie bringt.

Dass Zuma als Präsident Südafrikas im Amt bleibt, Ramaphosa aber als Chef des ANC die Machtübernahme für 2019 anpeilt, ist nach aktuellem Stand die einzige realistische Option. Ob das genügt, um Südafrika aus seinem politisch-ökonomischen Stillstand herauszuholen? Die schwarze ANC-Basis ist das geduldige Warten auf bessere Zeiten gewohnt. Aber irgendwann ist die Geduld vorbei.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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2 Kommentare

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  • Mr. Johnson, wie kommen Sie auf die Idee, dass ein neoliberaler Vielfraß wie Cyril Ramaphosa die soziale Ungleichkeit in Südafrika beseitigen helfen könnte? Oder ist für Sie die soziale Ungleichkeit nicht das größte Problem Südafrikas?

  • "und mit einer ANC-Wahlniederlage, bis vor kurzem noch undenkbar, wäre der Geist der nationalen Einheit, der Südafrika seit Ende der Apartheid vor einem Vierteljahrhundert ausgezeichnet hat, vorbei."

     

    Mir ist klar, das eine junge Demokratie anfällig ist, aber es würde der Korruption bestimmt Schaden und der Demokratie gut tun, wenn es noch politische Alternativen gibt.