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Kommentar Netzkonzerne und ÖkostromGrünes Netz? Da geht noch mehr

Kommentar von Svenja Bergt

Wenn Greenpeace Facebook und Google für die Nutzung erneuerbarer Energien lobt, bedeutet das vor allem eines: Ein grünes Internet ist machbar.

Wie grün ist das Netz? Bild: imago / Cromorange

I st das Internet eigentlich öko? Oder eher eine Ökosauerei? Die Sache lässt sich in etwa so einfach beantworten wie die Frage, ob Wohnen öko sei. Denn: Es kommt immer darauf an. Und auf die Alternative.

Beispiel E-Mails: Sie verbrauchen deutlich weniger Energie und Ressourcen als ein Brief, andererseits werden deutlich mehr von ihnen verschickt – vor allem was unerwünschten Werbemüll angeht.

Ähnlich sieht es beim Onlineshopping aus: Der notorische Retourenversender, der immer per Expressversand bestellt, handelt deutlich unökologischer als jemand, der gezielt Waren ordert, die er tatsächlich behalten will. Vor allem, wenn die Alternative wäre, die Einkäufe mit dem Pkw zu erledigen.

Wenn Greenpeace nun Amazon, Ebay und Oracle für hohen Stromverbrauch und die Nutzung fossiler Energiequellen kritisiert und gleichzeitig Apple, Facebook und Google für die Verwendung von Erneuerbaren lobt, zeigt das vor allem eines: Ein grüneres Internet ist machbar.

Greenpeace-Bericht

Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace hat in einem aktuellen Umweltbericht die Internet-Firmen Oracle, eBay oder Amazon wegen ihres hohen Verbrauchs fossiler Energiequellen kritisiert. Mit der Ausbreitung von Cloud- und Streaming-Diensten steige auch das umgeschlagene Daten-Volumen explosiv an, teilte Greenpeace in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht mit.

Das Datenvolumen im Netz wachse jährlich um 20 Prozent. Während Video-Streaming als Vertriebsmodell zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes führen könnte, steige letztlich der Stromverbrauch und die damit einhergehende Umweltverschmutzung. Am besten wurde Apple von Greenpeace bewertet.

Es gibt keinen Grund dafür, dass die für Rechenzentren genutzte Energie aus Kohle und Atom stammt, dass die Abwärme von Servern ungenutzt verpufft, dass Betreiber gleich ganze Hallen per Klimaanlage kühlen, statt Kälte gezielt einzusetzen.

Und all das gewinnt an Bedeutung, schließlich speichern immer mehr Nutzer und Firmen ihre Daten in der Cloud statt auf dem heimischen Rechner, auch das Streamen von Filmen und Musik gehört dazu.

Nun ist es sicher nicht die beste Idee, den Cloud- oder E-Mail-Anbieter allein nach dessen Stromlieferanten oder den Browser nach dem Energieverbrauch auszusuchen. Dafür gibt es genug andere wichtige Kriterien – Datenschutz, Serverstandort, angebotener Transportverschlüsselung oder schlichtweg das Vertrauen in den Anbieter. Um so entscheidender, dass die Unternehmen selbst tätig werden.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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2 Kommentare

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  • Hi Zusammen,

     

    "Nun ist es sicher nicht die beste Idee, den Cloud- oder E-Mail-Anbieter allein nach dessen Stromlieferanten...auszusuchen" - hmmm, ich finde das ist schon mal ein riesen vorteil und sollten alle machen... nicht geiz ist geil... sondern öko-energy ist super....

    viele grüsse

    Vegisto

  • Ich wüßte nicht, was daran "Öko" sein sollte, wenn riesige Energieresourcen dafür vergeudet werden, damit ein Netzwerk bestehen bleibt, welches zu 90 Prozent aus Unsinn, Lügen und Betrug besteht, die Infrastukturen der Innenstädte ausödet und erheblichem Maß dazu beiträgt, daß Niedrigstlöhne und Massenarbeitslosigkeit bestehen bleibt.

     

    Da zeigt sich keine Machbarkeit eines Öko-Internets, sondern es zeigt sich, daß die für das Internet verbrauchte Energie denjenigen Bereichen nicht ausreichend zur Verfügung steht, bei denen es Sinn machen würde. In solchen Zusammenhängen bleibt dann auch bezüglich Greenpeace nur das Ergebnis, daß diese Organisation einmal etwas Brauchbares war, es aber inzwischen längst nicht mehr ist.