Kommentar Nazi-Jargon in der CDU: Die völkische Frau Kudla
Eine CDU-Abgeordnete spricht von „Umvolkung“. Sie hat im Bundestag nichts verloren. Der Vorfall zeigt, was inzwischen salonfähig ist.
W enn Frauke Petry öffentlich über eine positive Deutung des Begriffs „völkisch“ diskutieren will, dann ist schon die Druckerschwärze, die zur Vermeldung dieser Information verwendet wird, eine Verschwendung. Die Strategie des AfD-Personals, mit Tabubrüchen die Reaktion der Öffentlichkeit zu testen und im Zweifelsfall alles so gar nicht gemeint zu haben, ist bekannt.
Wenn die CDU-Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla dagegen von einer „Umvolkung“ schreibt, der die Bundesrepublik gerade unterzogen werde, dann klingeln die Alarmglocken. Denn Kudlas Aussage zeigt, dass das revisionistische Geschwätz der Rechtspopulisten eben nicht auf taube Ohren stößt, sondern im Gegenteil auf fruchtbaren Boden fällt. So werden politische Debatten nach rechts außen verschoben, so wird salonfähig, was vor Kurzem noch undenkbar schien.
Es ist deshalb erfreulich, dass CDU-Generalsekretär Peter Tauber eindeutig Worte gegen Kudlas Entgleisung gefunden hat. Kontroverse politische Debatten gehören zur Demokratie. Dazu zählen auch Polemiken, persönliche Angriffe und, leider, unsachliche Bemerkungen. Nichts wäre furchtbarerer als eine Tugendpolizei, die über all jene den Stab bricht, die nicht den eingefahrenen Argumenten folgen.
Aber sollen wir 71 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes ernsthaft darüber diskutieren, ob dem Begriff „völkisch“ vielleicht doch etwas Positives abzugewinnen sein könnte? Dieses Unwort hat einmal dazu gedient, um Minderheiten und Völker als minderwertig abzustempeln. Der Begriff zählt zu den ideologischen Grundlagen für Diskriminierung, Ausgrenzung und Massenmord.
Wer solche Worte verwendet, der kann auch gleich über „Fremdvölkische“ schwadronieren. Im Deutschen Bundestag hat eine solche Person jedenfalls nichts verloren. Die CDU sollte es nicht bei Worten belassen, sondern dafür sorgen, dass Kudla die längste Zeit Abgeordnete gewesen ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen