Kommentar Nahost-Konflikt: Menschen in Not die Tür versperren
Die Bevölkerung von Gaza ist zwischen Hammer und Amboss gefangen. Ägypten könnte nun helfen, indem es die Grenze für Flüchtlinge öffnet.
D ie Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist gefangen zwischen Hammer und Amboss. Die Hamas missbraucht sie; sie zahlt den Preis für die unsinnigen Raketenangriffe, die beim übermächtigen Feind doch wenig ausrichten können.
Dies ist ein Krieg gegen die Hamas, sagt andererseits Israels Regierung, nicht gegen das palästinensische Volk. Niemand wolle unschuldige Opfer. Und doch kommt es immer wieder zu Toten und Verletzten – gerade bei denen, die nicht gemeint sind.
Das Argument, man habe den Krieg nie gewollt, das die Regierung Netanjahu mit ihrer sofortigen Zustimmung zum ägyptischen Waffenstillstandsentwurf glaubwürdig unterstrich, verliert mit jedem toten Kind, mit jeder Frau und jedem an den Kämpfen unbeteiligten Mann in Gaza an Kraft. Ohne Zweifel genießt Israel wie jedes andere Land das Recht zur Selbstverteidigung. Aber sind alle Mittel legitim?
Mit Flugblättern und Textmeldungen warnt die Armee die Zivilbevölkerung; Kampfflieger werfen kleinere Raketen ab, um „anzuklopfen“, bevor sie die Häuser bombardieren. All das nützt den Familien wenig, solange mögliche Fluchtwege versperrt sind. Nirgendwo in Gaza gibt es einen sicheren Ort; die Grenze nach Süden wird bislang nur geöffnet, um Schwerstverletzten die Behandlung in Kairo zu ermöglichen.
Die palästinensische Grenzstadt Rafah liegt zur Hälfte im Gazastreifen und zur anderen auf ägyptischer Seite. Es wären Palästinenser, die ihre Landsleute, vielleicht sogar Familienangehörige aufnehmen könnten. Dazu wäre die Unterstützung internationaler Organisationen nötig. Die Zahlen der zu erwartenden Flüchtlinge wäre überschaubar. Nur müsste Ägypten einer Öffnung zustimmen. Wer Menschen in Not die Tür versperrt, trägt mit Schuld an ihrer Tragödie.
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