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Kommentar Nabucco-PipelineDer Hebel gegen Ahmadinedschad

Marcus Bensmann
Kommentar von Marcus Bensmann

Das mögliche Aus der Nabucco-Pipeline gefährdet nicht die mitteleuropäische Versorgung mit Erdgas, sondern den Dialog mit dem Iran.

D as Projekt der Nabucco-Pipeline, die die zentralasiatischen Gasreserven über das Kaspische Meer und den Kaukasus an Russland vorbei nach Europa führen sollte, könnte vor dem Aus stehen. Ungarn zieht die Finanzierungszusagen zurück und damit wohl auch den Stecker aus dem Milliarden Euro teuren Projekt.

Der Pipelinetraum, der die Gasreserven Zentralasiens aus der babylonischen Gefangenschaft des russischen Röhrensystems führen sollte – daher auch der Name der italienischen Oper von Verdi – war schon immer überambitioniert, zu teuer und eigentlich zu spät.

Über Land sollte die Röhre von Europa über die Türkei lediglich ans Westufer des Kaspischen Meeres zur Hauptstadt Aserbaidschans Baku verlaufen. Doch der wirkliche Gasschatz liegt am östlichen Ufer des salzigen Binnengewässers, und vor allem Russland nutzte die Statusfrage des Kaspischen Meeres um eine Pipelineverlegung durch das Binnenmeer zu verhindern. Derweil schaffte China Fakten und forderte das russische Gasmonopol vom Osten heraus.

Bild: privat
MARCUS BENSMANN

berichtet für die taz aus Zentralasien.

Das Reich der Mitte finanzierte eine Gasröhre quer durch Zentralasien und saugt seitdem an den turkmenischen Gasfeldern. Zudem hat die Nabucco-Pipeline ein beachtliches Despotenproblem. Turkmenistan wird autoritär von Präsident Kurbanguli Berdimuchammedow regiert, der ähnlich wie in Nordkorea sämtliche bürgerlichen Freiheiten im Keim unterdrückt.

Ist es also nicht gut, wenn man Nabucco bald getrost abhaken kann? Immerhin spart man auch Milliarden von Euros. Doch es gibt noch eine spannende Perspektive bei dem ehemals geplanten Gastransfer. Sie hätte das Angebot für die anstehenden Iranverhandlungen sein können, das für die Führung in Teheran nur schwer abzulehnen gewesen wäre.

Iran grenzt im Süden an Zentralasien, das Kaspische Meer und den Kaukasus. Über Land könnte in einem Südschwenk eine Pipeline die turkmenischen Gasfelder mit Baku in Aserbaidschan verbinden, dem Ausgang von Nabucco.

Der Iran könnte sogar eigene Gasreserven einspeisen. Die Landroute wäre günstiger und schneller zu bauen. Ein solcher Zugang würde Iran zum wichtigsten Player der Region machen und Investitionen von Milliarden Euro nach sich ziehen. Die Bedingung für diesen Traumdeal sind einfach: Ahmadinedschad und Konsorten müssten endgültig und nachprüfbar auf die Atombombe verzichten und die Vernichtungsrhetorik gegen Israel glaubhaft einstellen.

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Marcus Bensmann
Auslandskorrespondent Zentralasien
„Das liegt doch irgendwo in Russland“ oder „Samarkand?  Seidenstrasse?“ sind zwei häufige Antworten, wenn ich in Deutschland von meiner Arbeit in Zentralasien erzähle. Die Region zwischen dem Kaspischen Meer und chinesischer Grenze tut sich auch 20 Jahre nach der Unabhängigkeit schwer, einen Platz in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit zu erobern.Mich aber faszinieren Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan seit vielen Jahren, obwohl in den Redaktionen das ungeschriebene Gesetz gilt,dass Veröffentlichungschancen sinken, je mehr Stans in einem Satz vorkommen. Ich berichte aus dem Hinterland des Natokrieges in Afghanistan über Aufstände, Revolutionen,Wasserkriege und wie deutsche Politiker mit dem usbekischen DespotenIslam Karimow kungeln, um sich die Bundeswehrbasis in dessen düsteren Reich an der afghanischen Grenze zu sichern.Ich nehme die Ereignisse selbst in Augenschein und berichte in Zentralasien oft als einer der ersten, manchmal sogar als einziger, vom Ort des Geschehens. Sei es bei den zwei Machtumstürzen (2005 und 2010), und dem ethnischen Konflikt in Kirgistan (2010), dem Massaker in der usbekischen Provinzstadt Andischan (2005), den Ölarbeiterstreiks in der westkasachischen Steppenstadt Schanaozen und dessen blutigem Ende (2011), und den Gefechten in der tadschikischen Pamirprovinz Badachschan (2012). Ich, Jahrgang 1969, arbeite seit 1994 aus Zentralasien für Schweizer und deutsche Medien. Seit 2006 bin ich zudem dort als taz-Korrespondent tätig. Ich halte Vorträge zu Zentralasien und beteilige mich an Podiumsdiskussionen. Deutschland:+491795057442 Kirgistan:+996777565575
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7 Kommentare

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  • DG
    Dirk Gober

    Warum sollte man mit einem faschistischen Staat wie dem Iran auch einen Dialog führen MÜSSEN? Wenn sich die taz schon nicht daran stört, daß dort Schwule, Regierungsgegner, Religionsabtrünnige, widerspenstige Frauen an Baukränen erhängt werden (oder habe ich diesbezügliche Empörungselaborate überlesen?), sollte sie ihre offene Unterstützung dieses Regimes wenigstens etwas intelligenter (Definition siehe Brockhaus) kaschieren, sonst könnte ein aus dem Ideologie- und/oder sonstigem Wahn erwachter überzeugter taz-Leser ins Grübeln kommen, was er denn da liest und welches Jahr man schreibt.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    @ R.J: Natürlich ist die Vernichtung Israels ein legitimes Anliegen für alle Israel-Hasser und Antisemiten dieser Welt. Warum gerade der Iran ein so grosses "legitimes" Interesse an dem "Recht der Palästinenser" hat, wo sich der Iran doch sonst um die Rechte der Menschen, ganz besonders der eigenen Untertanen, einen feuchten Dreck kümmert? Das wird ein Geheimnis der Israel-Kritiker-Comunity bleiben.

  • M
    maoam

    Ein ziemlich nichtssagender Kommentar auf dem klassischen Regierungskurs.

     

    Dere Iran müsse endlich aufhören.....mit was?

     

    Einen Angriff zu planen, so wie es der Westen tut?

     

    Lügen zu verbreiten, so wie es der Westen tut?

     

    Man weiß ja mittlerweile, dass es seit den 80er Jahren heißt, dass der Iran kurz vor der Fertigstellung der Atombombe sei.

     

     

    Dass der CIA das offiziell bezweifelt ändert nichts an der westlichen Kolonialrhetorik.

  • R
    R.J

    @ Bernd Goldammer:

    Glückwunsch! Ein Kommentar der Spitzenklasse

     

    Hat sich der Moderator wohl auch gedacht....

    so macht hier die gähnende Leere den Eindruck....

  • BG
    Bernd Goldammer

    Glückwunsch! Ein Kommentar der Spitzenklasse

  • R
    R.J

    Dummes Zeug was der Autor von sich gibt.

    Es gibt keine iranische "Vernichtungsrethorik" gegen "Israel" sondern das legitme Anliegen des Iran für das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung in ihrer Heimat einzutreten.

  • H
    Helga

    Ein durchaus gelungener Kommentar - der könnte auch in der FAZ oder der SZ stehen, die meisten anderen Kommentare in der taz reichen ja höchstens für das KPD- bzw. NPD-Parteiblättchen. Warum nicht öfter solche guten Kommentare anstatt immer nur diesen dümmlichen Unfug von Dorothea Hahn, Sabine Schmollack und Eva Völpel? Kann man diese Dünnbrettbohrer nicht entlassen und stattdessen mehr Leute wie Herrn Bensmann einstellen? Dann würde sicher auch die Auflage steigen und am Ende würden mehr Leute als vorher bei der taz arbeiten - Qualität, Auflage, Umsatz, Gewinn und Mitarbeiteranzahl gestiegen, hört sich doch gut an.

    Wirklich ein gelungener Artikel