piwik no script img

Kommentar Mehr Rechte für lärmende KinderKinderlärm durch Emanzipation

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Die Beschwerden über Kinderlärm nehmen auch wegen den kinderfeindlichen Ruhe-Fanatikern zu. Doch wer jemals Väter auf Spielplätzen beobachtet hat, der weiß, an den Nörglern allein kann es nicht liegen.

N a endlich. Jetzt schlagen sich die Politiker mit großem Getöse auf die Seite der Kinder. Damit die Kids auch mal rumplärren dürfen, ohne dass gleich ein Nachbar nach der Polizei kräht. Krähen darf. Das wird auch höchste Zeit. Nicht nur, weil die bisherige Rechtslage ein himmelschreiendes Unrecht ist. Sondern weil sie einer emanzipierten Gesellschaft nicht Rechnung trägt, in der auch Väter sich um ihren Nachwuchs kümmern.

Sicherlich ist die Zahl der Beschwerden über Kinderlärm auch gestiegen, weil die Menge der kinderfeindlichen Ruhe-Über-Alles-Fanatiker leider stetig wächst. Doch wer jemals eine Horde neuer Väter auf Spielplätzen beobachtet hat, der weiß, an den Nörglern allein kann es nicht liegen. Ein Spielplatz weckt das Kind im Manne. Wenn er sich schon mal breit schlagen lässt, das Hüten der Kleinen zu übernehmen, dann will er auch laut sein. Wild. Gefährlich. Tarzan und Oliver Kahn in einem. Da wird nicht mehr wie unter den strengen Augen der Mütter vorsichtig im Sand gebuddelt. Da wird die ganze Kiste umgepflügt. Da wird Auto gespielt, Motorrad und Flugzeug. Selbstverständlich können das auch emanzipierte Mütter - nur nicht so laut wie die tobenden Väter.

Und diese wild gewordenen Papis sind die besten Vorbilder für die Jugend. Denn das größte gesellschaftliche Problem sind keinesweg die lärmenden Kids. Sondern diejenigen, die völlig bewegungsgehemmt daheim im stillen Kämmerlein vor dem Computer hocken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

2 Kommentare

 / 
  • A
    akp

    Aufgepept mit nichtsnutzigen, anbiedernden männerfeindlichen Albernheiten. Streicht man diese, so bleiben noch 4-5 Sätze, die dem Thema und einer lesenswerten Zeitung einigermassen würdig sind. Äusserst dürftig...

  • P
    platt

    überflüssiger kommentar - platt und unlustig